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Israel baut und baut

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Im Monat April dieses Jahres kamen weniger Touristen 'als im vergangenen Jahr nach Israel. Diese Tatsache hindert nicht im geringsten die gesteigerte Bautätigkeit von Hotels, da man mit Recht der Ansicht ist, daß es sich nur um einen zeitweiligen Rückgang handeln kann.

Die Stadtverwaltung von Tel Aviv arbeitet zur Zeit den Plan eines Touristenzentrums am Meeresstrand aus, und der Grundstein des ersten von fünf großen Hotels mit mehr als 300 Zimmern wurde bereits gelegt Der Standard aller Hotels wurde im letzten Jahr gehoben, das Service verbessert, und der heutige Israeli ist viel mehr auf Touristik eingestellt, als er es noch vor dem Sechstagekrieg war.

In dieser Hinsicht wäre es interessant festzustellen, was den Durchschnittstouristen nach Israel lockt: Die Zahl der Ausflügler und direkten Feriengäste verkleinerte sich, hingegen wurden die Pilger zahlreicher. In diesem Jähr war eine große Anzahl organisierter Pilgerfahrten zu verzeichnen. Die meisten Touristen sind höhere Angestellte oder gehören freien Berufen an. Jeder zweite Tourist, der Israel besucht, kommt aus Nordamerika, jeder dritte war mindestens schon einmal in Israel. Von je drei Touristen ist einer christlicher Konfession und sind zwei jüdischer Abstammung. Der durchschnittliche Tourist verbringt 14 Tage im Land, ohne sich länger an einem Platz aufzuhalten. Den größten Teil seiner Zeit verbringt er mit Rundfahrten. Im Durchschnitt gibt er 279 Dollar aus, wovon 63 Dollar auf Einkäufe für Geschenke gehen. Somit belaufen sich seine

Tagesausgaben auf 23 Dollar. Die jüdischen Touristen erklärten, daß sie das Land besuchen, um ihre Verwandten zu sehen und um den jüdischen Staat kennenzulernen. 34 Prozent der christlichen Touristen erklärten sich als Pilger zu den Heiligen Stätten.

40 Prozent der Touristen besuchen das Land in organisierten Gruppenreisen, und 40 Prozent, hauptsächlich jüdische Touristen, kommen allein. 85 Prozent kommen per Flugzeug und die anderen per Schiff. Das Hotel ist zum größten Teil der Aufenthaltsort der Touristen, und nur Studenten und junge Leute mit kleinem Einkommen ziehen den Kibbutz vor, wo sie den größten Teil ihrer Zeit mit der Arbeit auf dem Felde verhringen. 91 Prozent der Befragten waren mit ihrem Besuch in Israel zufrieden und hatten vor, diesen Ferienaufenthalt auch ihren Freunden zu empfehlen.

Bemerkenswert ist, daß der Tourist im Lande selbst überhaupt nichts von der Spannung an den Grenzen spürt In vielen Grenzsiedlungen übernachten die kleinen Kinder in Luftschutzunterständen. Aber schon fünf Küometer weiter im Innern des Landes merkt man nichts von einem Angriff und weiß kaum, wann ein solcher stattgefunden hat. Als auf der Golan-höhe ein stundenlanger Kampf zwischen einer Inl'iltranteneinheit und dem israelischen Militär stattfand, wobei eine Anzahl von Terroristen ums Leben kam, waren fünf Kilometer südlicher einige Dutzend junge Leute auf dem Tiberiasee mit Wasserskisport beschäftigt. Am Suezkan'al spielte sich ein Luftkampf ab, und drei ägyptische MIGs wurden dabei abgeschossen. Dies zur selben Zeit, als

Dutzende von Touristen in Abu Rhodes, auf der südlichen Sinai-Halbinsel, badeten. Es ist für Israel typisch, daß trotz der Spannung an den Grenzen das Leben im Lande völlig ungestört weitergeht. Die Straßen sind hell erleuchtet, die Einwohner freundlich und

ungezwungen. Das Land macht zur Zeit eine Prosperitätsperiode durch. Wenn man nicht wüßte, was sich an den Grenzen abspielt, müßte man wirklich sagen: Ein Land wie jedes andere, vielleicht mit mehr Sonne, mit sehr viel Leben, mit sehr viel Hoffnung! ,

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