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Hoffnungen, Erwartungen!

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Fernando E. Marcos, der Staatspräsident der Philippinen, rechtfertigte diese Beziehungen mit den Worten: „Sie werden die Schwierigkeiten der philippinischen Wirtschaft überwinden. Den neuen Herausforderungen und Problemen gegenüber kommen wir nichts anderes tun.“ Der Vorsitzende der Junior Chamber of Commerce Manilas drückte das doch deutlicher aus: „Der Handel mit den osteuropäischen Staaten kann uns große Gewinne einbringen.“ Indonesien, das unter einer Schuldenlast von mehr als 2,5 Milliarden Dollar seufzt, bekommt einen Kredit von mehr als 1 Milliarde Dollar aus dem Ostblock. Adam Maük, der indonesische Außenminister, erklärte im November 1968, Indonesien unterhalte weiterhin freundschaftliche Beziehungen zu den osteuropäischen Ländern und der Sowjetunion. Einige Monate vorher hatte Suharto in Djakarta erklärt: „Die Beziehungen, < e Indonesien zu den osteuropäischen Ländern, vor allem zur Sowjetunion, unterhält, unterscheiden sich nicht von denen zu anderen europäischen Ländern.“ Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß mit diesen Ländern vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet in Zukunft noch engere Beziehungen hergestellt würden.

Auch Tungku Abdul Rahman, der Premierminister Malaysiens, unterstrich vor kurzem die Neutralität Malaysiens. Er sagte, sein Land werde nicht an irgendein Land festgebunden sein, obwohl es einen Verteidigungsvertrag mit London hat. Razak, der Vkepremierminister des Landes, sagte seinerseits in Kuala Lumpur, nachdem er eine Reise in acht Ostblockländer gemacht hatte: „Malaysien hat der UdSSR vorgeschlagen, daß die Großmächte die Unabhängigkeit und Staatsgrenzen der südostasiatisehen Länder garantieren, für deren Sicherheit und Frieden.“ Er glaubt, daß dde UdSSR eine friedliche Koexistenz in diesem Raum wünsche. Besonders wegen des Kautschukverkaufs stehen Malaysien und Singapur zu dem Westen seit langem nicht in bestem Verhältnis. 1971 werden die britischen Land- und Luftstreitkräfte und 1973 die Seestreitkräfte aus Singapur zurückgezogen. Dar Rückzug der Engländer wird 100.000 Arbeitslose in diesem Inselstadtstaat verursachen. Das Nationaleinkommen wird um 20 Prozent gemindert. In den kommenden vier Jahren muß die Singapurer Behörde wenigstens 200 Millionen Dollar allein für den Ersatz der Verluste, die durch das Sinken der Kaufkraft entstanden sind, ausgeben.

„Wir wollen kein Vakuum sein“

Lee Kuan Yew, der Premierminister Singapurs, sagte diesbezüglich in London: „Wir wollen nicht ein Vakuum sein. Wir werden ausländische Söldnertruppen herbeirufen müssen.“ Aber die englischen Veteranen will er nicht haben. Wer soll dann kommen? Die Sowjetunion hat bereits ein Konsulat in Singapur. In der Nanyang-Universität der Insel studieren jetzt schon mehrere sowjetische Studenten und Studentinnen, um dort Chinesisch zu lernen. Im Hafen Singapurs liegen häufig russische Schiffe vor Anker, vorläufig noch Handels- und Fischereischiffe, die die malaysischen und singapurischen Produkte nach Wladiwostok und Odessa transportieren.

Im äußerlich hundertprozentig antikommunistischen Thailand ist die Lage nicht viel anders. Bangkok bereitet nun offensichtlich vor, gute Beziehungen zum Ostblock für den Fall eines Rückzugs der Amerikaner aus Vietnam zu schaffen. Unter dem thailändischen Militärregime wurde Ende 1968 eine mildere linksgerichtete Partei, die „Sozialistische Allianz“, in Bangkok vorbereitet. Die Regierung ist dazu bereit, sie im Rahmen der parlamentarischen Struktur anzuerkennen. Diese Partei streite öffentlich für die Neutralität Thailands, ist gegen die Annahme der US-Hilfe und für die Aufnahme freundschaftlicher Beziehungen mit der Sowjetunion und den anderen osteuropäischen Staaten. Die thailändische Behörde zeigt hierbei Beredtwilligkeit, und die Vorbereitungsarbeit der neuen Partei wurde nicht im geringsten gestört.

Diese Länder sind nun der Meinung: Man kann dde UdSSR und die osteuropäischen Länder ja nicht mit China vergleichen! Besonders delikat ist: Während die russischen Panzer in Prag rollten, führten schöne Tänzerinnen des berühmten Bayandha-Ensembles der Philippinen die tropischen Volkstänze auf der Bühne der Ulanowa in Moskau auf!

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