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Archiv für Völkerkunde

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Eine Auswahl vortrefflicher völkerkundlicher Studien zeichnet diesen Jahrgang aus. M. D. W. Jeffreys (Johannesburg) schildert in seiner Arbeit „Stone-age Smiths“ die Tätigkeit der Isu-Eisenarbeiter in Bamenda, Kamerun. K. Jettmars: „Zur Herkunft der türkischen Völkerschaften“ zeigt den Werdegang der Bildung eines Volkstums auf, dem F. Flor einst eine besondere Stellung innerhalb des Kulturkreises der Reitertierzüchter zuwies. Nach Debez und Tolstow stellt Jettmar die Entwicklung der Viehzucht in Mittelasien sehr anschaulich dar, und es ist zu erkennen, daß die überwiegende Pferdezucht mancher mittelasiatischer Stämme ebenso wie deren heutige Sozialformen und Stammesnamen Reste einer militärischen Organisation sind, die immer wieder zu vergänglichen Reichsbildungen geführt hat. Nach Bodenfunden baut sich die Kultur der Tu-kiu, das ist der Türken des 6. Jahrhunderts n. Chr., einerseits aus Kulturen mehr oder weniger europäider Völker mit überwiegend indoeuropäischen Sprachen und andererseits aus Kulturen mongolider Völker von komplexem kulturellem Gepräge auf. Die Türken sind daher nach dem Verfasser von jeder ursprünglichen Kulturform entfernt, vielmehr erweist sich ihre so einheitlich erscheinende Kultur als eine durch historische Prozesse bedingte höchste Spezialisation.

S. Kuntschik bringt eine Ubersetzung der russischen Studie von W. G. Moschkowa „Göls auf turkmenischen Teppichen“. Unter „Göl“ versteht man das einem bestimmten Stamm eigentümliche Muster auf Teppichen. Zahlreiche Abbildungen lassen die Eigenart der Stammesgöls erkennen und ihre innigen Beziehungen zu Totemdarstellungen vermuten.

N. M y 1 i u s versucht auf breitester Basis in seiner Arbeit Ehe und Kind im abflußlosen Gebiet Ostafrikas“ kulturhistorisch die Bedeutung und Entwicklung der Ehe bei den in diesem Räume lebenden Kindiga, Sandawe, Ndorobo, verschiedenen Bantubauern und viehzüchtenden Hamiten darzustellen.

Für Amerikanisten stellt die Studie K. A. Nowotnys, „Erläuterungen zum Codex Vindobonensis (Vorderseite)“ eine willkommene Ergänzung der bisher veröffentlichten Bilderhandschriften aus dem 16. Jahrhundert über das alte Mexiko dar. Sehr begrüßenwert sind die zur Berechnung der mexikanischen Jahresdaten vom Verfasser aufgestellten Tafeln sowie eine Ubersicht über die Kalendernamen. Wünschens-erscheint mir eine auch für Laienkreise leicht verständliche Zusammenfassung des Inhalts selbst, welche der Verfasser wohl infolge seines profunden Wissens veröffentlichen sollte. R. Nebesky-Wojkowitz berichtet über das tibetische Staatsorakel, seine Geschichte, seinen Aufgabenkreis und die Wahrsagungszeremonie. W. Graf weist auf die Möglichkeit hin, daß hinter der „Stimme der Bäume“ ein entwicklungsgeschichtlich interessantes Faktum für die Gestaltung von Musikinstrumenten vorliegen könnte.

M. G u s i n d e gibt bekannt, daß das in der Zisterzienserklosterbibliothek Zwettl aufbewahrte Manuskript des P. Florian Beucke zur Gänze in spanischer Sprache veröffentlicht wurde sowie daß sich die Originalaufzeichnungen P. Zenones von der Onasprache im Museo der Salesianer zu Valsalice befinden.

Der reichhaltige und interessante Inhalt dieses Jahrganges bilden den Beweis für die hervorragende Redigierung dieser Zeitschrift, die der Wiener-Verlag W. Braumüller in bester Aufmachung herausbringt.

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