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BÜCHERSCHAU

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Neue Grafik (New Graphic Design, Graphisme Actuel). Herausgegeben von Richard P. L o h s e, J. Müller-Brockmann. Hans N e u b u r g und Carlo L. V i v a r e 11 i, Zürich. Verlag Otto Walter AG., Zürich. 62 Seiten, Kunstdruck, mehrfarbig.

Diese „Internationale Zeitschrift für Grafik und verwandte Gebiete“ ist neuerdings auch direkt in Österreich beziehbar, was zweifellos mit Dankbarkeit begrüßt werden wird. In Form und Aufmachung entspricht sie den höchsten Anforderungen und verleugnet — ungeachtet der bewußt übernationalen Haltung (die Publikation erscheint in deutscher, englischer und französischer Sprache) — nicht die solide Grundlage des Ursprungslandes. Als besonders erfreulich ist zu vermerken, daß man von dem häufig noch immer zu eng gefaßten Begriff der „Graphik“, wie er bei uns bekannt war, abgeht und — wie es etwa in den angelsächsischen Ländern schon lange üblich ist — den engen Zusammenhang mit „Design“ im allgemeinen herstellt. Dies kommt auch in der Wahl der Beiträge zum Ausdruck, wenn etwa neben der „rein“ graphischen Aufgabe der Gestaltung von Kunstkatalogen in Nummer 2 das Problem des Einbaues graphischer Mittel in die verschiedenen Architekturlösungen der Expo 58 kritisch betrachtet wird. Oder die Bedeutung vorfabrizierter Elemente für Schaufenster — und Ausstellungen, wobei ebenfalls die dreidimensionale Aufgabe in den Vordergrund gestellt wird. Die Frage der Ausbildung für den Graphikerberuf wird ebenso im Sinne dieser universellen Auffassung behandelt (Nr. 3 — Hans Fischli über den „Vorkurs“ der Zürcher Kunstgewerbeschule und Ray Pearson über Werkstattlehre am Institute of Design. Chikago). In Nr. 4 behandelt Max Bill die Frage der Ausstellungsgestaltung, ansonsten liegt hier der Schwerpunkt auf der Druckgraphik. Industrielle Produktion, Herstellung, Verkauf und Werbung lassen sich immer weniger trennen und sicherlich können Publikationen wie die vorliegende da_u beitragen, das Verständnis für „Design“ in allen Aspekten entsprechend zu fördern.

Dia 1959 — The Design & Industries Association Year Book and Membership List (Jahrbuch und Mitgliederliste der DIA 1959). Der jährliche Rechenschaftsbericht dieser 1914 gegründeten Organisation ist mehr als nur eine lokale Angelegenheit. Abgesehen von der imponierenden Mitgliederliste, die viele bekannte Namen anführt, zeigt das Programm der Veranstaltungen und die Wahl der Themen eindringlich, mit welcher Energie und welcher Überzeugung man in England an die Lösung aller mit „Design“ verbundenen Fragen herangeht, und das nicht nur seitens der ausübenden Formgeber, sondern ebenso in der Industrie. Neben einer großen Menge wichtiger und wertvoller Angaben, Adressen usw. und dem auf knappstem Raum illustrierten Textteil bietet das Büchlein etwas, das uns atif dem Gebiet der Formgebung noch sehr fehlt: Humor, und zwar unverkennbar englischen Humor. Besonders hübsch, daß eine so ehrwürdige Organisation diesen Mut zur Selbstkritik findet; eine Entwicklung, die von allen jenen mit Erleichterung begrüßt werden wird, denen der verbissene Ernst im „Design“ zu schaffen macht.

GLAS (Schwedische Form 3). Von Elisa S t e e n-berg.

Auch der dem Glas gewidmete Band aus demselben Verlag soll das Typische der sich seit der Jahrhundertwende selbständig entwickelnden Produktion an Hand des Beispiels von Einzelleistungen zeigen. Der Durchbruch zur neuen Form gelang in Schweden erst seit der negativen Schockwirkung der „Baltischen Ausstellung“ 1914, als man begann, systematisch Entwerfer in Glashütten zu beschäftigen (Simon Gate und Edvard Haid bei Orrefors und Edwin Ollers bei Kosta), die sich mit der Produktion vertraut machten und einfache Gebrauchsformen schufen. Wurden in den zwanziger Jahren Gravuren bevorzugt, folgt darauf wieder eine Epoche der dicken Gläser, die das Material allein wirken lassen. Vicke Lindstrand bringt völlig neue Techniken auf (Graal-Gläser), bei Kosta suchen Elis Bergh und Ewald Dahlskog mit der Technik auch eine neue Form. Die Hütte Gullaskruf pflegt besonders rustikale Formen. Derzeit gibt es in Schweden 25 Hütten. Die Tatsache, daß dort 24 Entwerfer beschäftigt sind, spricht allein für die Auffassung der Unternehmer. Nichts wird häufiger und lieber falsch Photographie als Glas — es ist daher dieser Publikation hoch anzurechnen, daß die Mehrzahl der Bilder auch photographisch dem Wesen des Dargestellten entspricht. Trotz der äußerlich recht anspruchslosen Aufmachung bieten diese kleinen Bändchen eine Fülle von Information und sind instruktiv, sowohl was die Form als aber auch die Propagierung der nationalen Leistung betrifft.

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