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Der Maler Max Florian
Der Malar Max Florian zeigt in der Galerie Würthle eine Kollektivausstellung! ihr Besuch sei empfohlen: dieser gebürtige Kärntner ist nämlich ein Künstler von Format.
Max Florian liebt die kalten Farben zwischen Blau, Grün und Violett, wenn er aber ein Rot oder Gelb verwendet, dann wirken eie weniger warm als brennend oder ätzend. Diese Vorliebe für bestimmte, ein wenig extravagante Farbzusammenstellungen deckt sich mit Florians Neigung, vorzugsweise große und scharfkantige Formen zu verwenden, die, farbig reich strukturiert, wie splitternde Glasstücke anmuten. Nicht zufällig erscheinen in Florians Blumenbildern immer wieder Schwertliliensträuße mit den typisch stechenden Lanzettblättern und hellebardenähnlichen Blüten. Dergleichen Dinge verwendet er gerne als Hintergrund und Dekor seiner Porträts, womit er denn auch, fern jeder literarischen Malerei, etwas von jenen zweifellos auch heute nicht ganz unzeitgemäßen Gefühlen festhält, die seinerzeit den bekannten Damokles beseelt haben dürften.
Der geschulte Kunsthistoriker könnte vermutlich schon aus dieser kurzen Charakteristik von Florians Arbeiten auf einen Manieristen schließen, auf einen Künstler also, der sich, zwischen den Stilen stehend, aus ihnen einzelne Elemente herausgreift, sie in neuer Kombination miteinander verbindet und solcherart wie ein Biologe seine ihm angemessenen Bilder gleichsam heranzüchtet. (Auch der Laie wird begreifen, daß dies die allzu präzise Beschreibung einer Arbeitsmethode und durchaus noch kein Werturteil ist.) So finden sich in den Bildern dieses Malers ebenso impressionistische wie expressionistische oder von Cezanne herrührende Stilelemente, aiber die Amalgamierung ist zu weit gediehen, als daß eine Stilanalyse mehr als oberflächliche Erfolge zeitigte. Der Hir- weis, daß Florian als ein später Parallelfall zu Anton Romako gelten könnte, sei immerhin nicht unterdrückt: die Temperamente beider Maler sind einander in der Tat so ähnlich wie, bisweilen, ihre Farbbehandlung. Und mit Ro- makos Malerei hat auch diese gemein, daß ihr etwas gleichsam Unerlöstes anhaftet, daß ihr, tun einen expressionistischen Terminus zu gebrauchen, „die letzte Lockerung fehlt. Und dabei meint man bisweilen, daß eine Verschiebung der Komposition um zwei Zentimeter, ein letzter Pinselstrich genügen müßte, um aus einem in der Tat ausgezeichneten Bild ein unvergleichliches zu machen.
Nun, Max Florian ist zweifellos ein interessanter und vermutlich auch ein bedeutender Malerj Bilder wie „Das Modell das der Österreichischen Galerie gehörende „Stilleben mit Früchten“ oder das zauberhafte Aquarell mit den Köpfen zweier Kinder gehören zum Besten, was hierzulande hervorgebracht wird. Sie sind überdies weit „magischer“ als etwa das „Selbstbildnis mit Dämon“, das offenbar auf den Vorstellungen einer Art von Zehn- Kreuzer-Magie begründet ist.
Aus den immer noch nicht genau erforschten Beständen des Kupferstichkabinetts der Akademiebibliothek hat Dr. Freiberg diesmal Blätter zumeist deutscher und österreichischer Meister herausgesucht, die ein halbes Jahrtausend hindurch nach Italien ak in das magische Land der Wirklichkeit gewordenen Träume pilgerten, in das Land, das dem Klassizisten und dem Romantiker, dem Idylliker und dem Monu- mentalisten gleicherweise die tröstliche Gewißheit gab, den rechten Weg zu gehen. Diese Zeichnungen und Farbstudien — 6ie sind zum Teil mit großen Namen signiert — strömen Freude, Beglückung und die Ruhe erfüllter Sehnsucht aus, — Ein hübscher Miniaturkatalog sei als weiterer Vorzug der sehenswerten kleinen Exposition vermerkt.
Weniger erfreuliche italienische Kunstein- drücke gewinnt man, leider, in der „Arte c o n c r e t a“-Schau, die das Italienische Kulturinstitut (III, Ungargasse 43) veranstaltet hat. „Movimento arte concreto“ nennt sich eine Splittergruppe nichtgegenständlicher Maler; ihre Arbeiten sind allerdings mit freiem Auge kaum von den Erzeugnissen der Nichtgegenständlichen und Abstrakten zu unterscheiden — 6ie wirken nur etwas reizloser. Die Wortführer dieser Gruppe lassen durchblicken, daß 6ie die Abstraktion längst zugunsten rein geometrischer, also schon „konkreter“ Formgebungen überwunden hätten, aber was damit gemeint ist, wird niemals genau zu erfahren sein. Sehr klar sind die Dogmen dieser Kunstsekte jedenfalls nicht, ziemlich offensichtlich aber i6t die Erfolglosigkeit solch vertrackter Bemühungen, aus denen nichts heraus6chaut als recht fade Dekorationsentwürfe, denen weder abstrakte noch konkrete Anmut nachzusagen ist. Die Theorie ist noch niemals am Anfang eines Stils gestanden. Wo sie an den Anfang gesetzt wird, ist von Kunst nicht mehr die Rede.
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