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Erstrangiges und Drittklassiges

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Abermals hat das Wiener Publikum dem „British Council“ eine schöne Ausstellung zu verdanken: in der Akademie am Schillerplatz hat die Exposition moderner amerikanischer Malerei einer zwar kleinen, aber sehr gehaltvollen Kollektion von Aquarellen des vor genau hundert Jahren verstorbenen William Turner Platz gemacht. Für uns bedeutet das eine kleine Sensation: denn in den staatlichen Sammlungen Österreichs gibt es nicht ein einziges Turner-Blatt, was angesichts des 20.000 Arbeiten umfassenden Lebenswerkes Turners gewiß seltsam ist. Die Auswahl verdient übrigens alles Lob, denn sie versteht es, mit etwa je zehn Blättern die einzelnen Entwicklungsstadien dieses vielleicht größten aller Aquarellisten ziemlich erschöpfend darzustellen: da sind Turners frühe halbromantische und etwas langweilige Architektur- und Ruinendarstellungen, die schon malerisch aufgelockerten Landschaftsschilderungen seiner mittleren Zeit und da sind vor allem die fast schon visionären, lichtgesättigten Farbimpressionen, die Turners Stil weit über den seiner Zeitgenossen hinweggehoben hat. Scheinbare Mühelosigkeit — das Zeichen höchster Kunst — verleiht diesen Blättern Strahlende, hinreißende Anmut und — man verzeihe das häßliche, aber bestimmte Wort — Einzigartigkeit,

In der Galerie W ü r t h 1 e haben sich Alfred K u b i n und Vilma E c k 1 zu einer Gemeinschaftsausstellung gefunden. Der alte Hexenmeister, der sich so lange der Farbe wie eines Lasters enthalten hat, scheint sich ihr zögernd wieder nähern zu wollen: unter seinen neuesten Blättern finden sich einige, in denen die helle Aquarellfarbe mit der schwarzen Lineatur eine lockere Verbindung eingeht. Sie wirken auf eine seltsame Art über ihre Motive hinausgehoben, man spürt, daß Kubin nicht mehr von seiner magisch-grausigen Welt gefangen ist, sondern sie gleichsam aus der Entfernung oder im Rückblick sieht. Was ihre Abbildungen nicht blasser, sondern noch geheimnisvoller, wenn auch weniger fürchterlich macht... Vilma Eckl zeigt eine lange Reihe ihrer bekannten, geschätzten und immer guten Pastelle, die wiederum, von einigen Ausnahmen abgesehen, ihre Themen aus dem bäuerlichen Lebenskreis geschöpft haben. Die Ausnahmen — Studien einer Pferdekoppel — sind am schönsten, weil sie dem Anlaß am wenigsten verhaftet bleiben.

Weitaus weniger befriedigend — auch im Vergleich zu der ebenso benannten Ausstellung im letzten Jahr — ist „Das gute Bild für ieden“ im Künstlerhaus. Es tut uns leid, die vom Kulturamt der Stadt Wien Ort gutem Willen ins Leben gerufene Einrichtung einer Ausstellung, in der um billigen Preis gute Kunst verkauft werden soll, negativ werten zu müssen — aber da es die Künstler selbst getan haben, indem sie, von sehr wenigen exemplarischen Ausnahmen abgesehen, Dinge einschickten, wie sie sonst mit Recht in ihren Mappen liegenbleiben, bleibt dem Kritiker nichts anderes übrig. Eine Aktion wie diese setzt guten Willen auch von seiten der Künstlerschaft voraus, wenn sie Erfolg haben soll.

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