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Staatspreisträger und ihre Werke

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In den Erdgeschoßsälen der Akademie am Schillerplatz sind derzeit jene Graphiken und Bilder zu sehen, die dieser Tage mit den staatlichen Förderungs- und Würdigungspreisen ausgezeichnet oder doch wenigstens von den Juroren in diesbezügliche Erwägung gezogen wurden. Sensationen bringt diese ziemlich umfangreiche Ausstellung keine; man könnte nicht einmal behaupten, daß sie das österreichische Kunstschaffen unserer Tage wirklich repräsentieren würde — aber wenn sie schon nicht allzuviel Hervorragendes zeigt, so doch auch nichts, was unter einem gesunden und achtenswerten Durchschnitt stünde. Es ist anzunehmen, daß das kunstverständige Publikum mit den Entscheidungen der Jury im großen und ganzen einverstanden sein wird. Denn wenn schon qegen das eine oder andere preisgekrönte Bild polemisiert werden könnte — die Autoren diesgr Werke sind, wenn man auf ihr gesamtes Oeuvre blickt, der Ehrung sicherlich wert, Ein wenig unklar bleibt nur, warum man unter

der wahrscheinlich nicht kleinen Auswahl wertvoller Graphik einen Holzsohnittzyklus bevorzugte, der, mit Geschick und offensichtlicher Begabung bearbeitet, doch nicht gerade übermäßiges künstlerisches Gewicht besitzt.

Die Zuerkennung des großen Staatspreises an Josef Hoffmann — niemals noch erfuhr eine Preiszuerkennung solch allgemeine Billigung — bot den Anlaß zu einer weiteren Josef-Hoffmann-Ehrenausstellung inmitten der Arbeiten der anderen Staatspreisträger. Es gibt also in Wien nun glücklich drei Hoffmann-Ausstellungen: eine in der Staatsdruckerei, eine in der Sezession und eine dritte also nun in der Akademie. Das ist zuviel und doch zuwenig. Denn eine gleicht wie ein Ei der anderen und keine stellt eine wirklich ernsthafte Würdigung des genialen österreichischen Architekten und Kunsthandwerkers dar. Schade; wenn man sie zusammenfassen und erweitern könnte, hätte man eine Ausstellung vor sich, die in der langen Reihe gültiger und gleichgültiger Wiener Expositionen einen Höhepunkt sondergleichen bilden würde.

Mitten im Winter fühlt man sich in einer kleinen Sonderschau der Akademiebibliothek „unter Bäumen und Blumen“. Das will heißen, daß hier eine lange Reihe entzückender und sorgfältig gepflegter Blumenaquarelle und -Zeichnungen aus einigen Jahrhunderten dem Kunstfreund zum Genuß und dem Kunsthistoriker zur Belehrung ausgelegt worden sind; auf die Blumenstücke Daffingers, deren zarter Schmelz und farbiger Duft wirklich und berühmteren Namen zum Trotz einzigartig sind, sei insbe-sonders hingewiesen.

In wenigen Worten — viele wären am Platz — sei bemerkt, daß das mit seinen Erfolgen niemals zufriedene Museum für angewandte Kunst zwei neue Säle eröffnet hat. In dem einen sind mittelalterliche Prunkstücke, wie der unbeschreiblich schöne Gösser Ornat (um 1240) und zahlreiche Emailarbeiten aus Limoges zusammengefaßt, im anderen bietet sich ein Uberblick über die Goldschmiedekunst der letzten zwei Jahrhunderte. Ein Sonntagvormittag, in diesem Museum verbracht, wird niemand reuen.

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