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Wunder der Farbe und des Lichts

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Mosaiken. Von J. K o 11 w i t z. Verlag Herder, Freiburg. 20 Seiten, 16 Farbtafeln, Preis 7.80 DM.

Selbst der Gebildete steht der Kunstform der Mosaiken und ihren sakralen Darstellungen, die sich über das Sinnfällige machtvoll zum Symbol erheben, oft hilflos gegenüber; denn ihre Themen liegen ihm fern und er kennt musivische Werke kaum im Original, sondern bestenfalls aus unfarbigen Wiedergaben, die das Wesentliche ihrer Wirkung nur andeuten können. Es fehlte bisher eine Einführung in dieses hochbedeutende Kapitel der Kunstgeschichte.

Kollwitz gibt nun in seinem Bande „Mosaiken" der Reihe „Der große Bilderkreis" mit ausgezeichneten, gut gewählten farbigen Reproduktionen bedeutender italischer Mosaiken des 4. bis 8. nachchristlichen Jahrhunderts eine vollkommen angemessene Vorstellung von der Erscheinung dieses kostbaren kirchlichen Wandschmuckes. Ein vorzüglicher, schlicht das Wesentliche hervorhebender Text läßt die Entwicklung dieser Kunstform aus der Spätantike ins frühe Mittelalter schrittweise verfolgen, wobei der Zusammenhang ihrer Stilentfaltung mit dem Wandel der zeitgenössischen theologischen und geistigen Tendenzen angedeutet wird. Leider konnten im knapp bemessenen Text die Wechselbeziehungen zwischen den Bildkompositionen früher Mosaiken und gleichzeitiger Miniaturen in Bilderhandschriften die namentlich für das Verständnis der Langhausmosaiken der römischen Basilika Santa Maria Maggiore unerläßlich sind nicht dargelegt werden; ferner bedauern wir, daß die Farbtafeln zwar einzelne Mosaikfelder und -kuppeln sowie fesselnde Details, nicht aber den Zusammenklang der Mosaiken mit den kirchlichen Innenräumen zeigen. Dadurch fehlt das Wesentliche: die weihevolle, stimmungsweckende räumliche Wirkung dieser geheimnisvoll strahlenden Wunderwerke.

Wunder des Lichts. Von Heinz G r a e f. Verlag Herder, Freiburg. 48 Seiten, 16 Farbtafeln. Preis 7.80 DM.

In einem von innerer Schau und tiefem Wissen erfüllten Essay skizziert der Verfasser die Möglichkeit, an der denkerischen und künstlerischen Auseinandersetzung der Menschheit mit dem Urphänomen des Lichts die ganze Geistesgeschichte zu entfalten. Er zeigt einprägsam, wie das Abendland das Licht ursprünglich als Gleichnis und Emanation Gottes, dann wesentlich als metaphysisch-sittliches Symbol übersinnlich gedeutet, letzten Endes aber als kosmische Wirklichkeit sinnlich erfaßt und dargestellt hat. Heute glaubt die Wissenschaft in ihm den Baustoff des Weltalls zu erkennen ...

Bedachtsam ausgewählte Beispiele theologischer und dichterischer Gleichnisse für die Wesenheit des Lichts lassen die höchsten „Erleuchtungen" des Geistes und der Phantasie und an ihnen den Ideenwandel innerhalb der christlichen Jahrhunderte anschaubar werden: alle diese Stimmen vereinigen sich zum Lobe Gottes. — Leider mußte im engen Rahmen des Buche? darauf verzichtet werden, die Vielfalt dieser Aeußerungen auf die Verschiedenheit der geistigen Anlage der abendländischen Nationen zurückzuführen und nach ihnen zu gliedern.

Die 16 ausgezeichneten Farbtafeln des inhaltschweren Werkes machen die künstlerische Auffassung und Darstellung des gottgeschenkten Lichts von den Mosaiken Ravennas bis auf Vincent van Gogh eindringlich klar und ergänzen den bedeutenden, mit Einfühlung und hohem Takt geschriebenen Text zu einer kostbaren Gabe von dauerndem Wert, an der sich das eigene Denken des Lesers befruchten und sein tieferes künstlerisches Verstehen entzünden kann.

Alt-Wiener Maler. Von Karl K o b a 1 d. Verlag Büchergilde Gutenberg, Wien.

Daß ein Autor, der sich durch musikkritische Schriften und durch die Herausgabe von Musikerbiographien einen guten Ruf erwarb, nun auch eine Uebersicht über Alt-Wiener Maler veröffentlicht, wird ohne weiters verständlich, wenn man bedenkt, daß viele dieser Meister mit dem Schubert-Kreis und anderen musikalischen Größen innig vertraut waren, daß der Geist der Musik die ganze Periode beherrscht und so ziemlich in der gesamten Malerei jener Zeit irgendwie spürbar ist. Bei einem kurzen Ueberblick wird man keine Ergebnisse der Forschung erwarten können, aber dafür sind die treibenden Kräfte der Entwicklung, die bodenständige Eigenart klar herausgehoben. Die Schaffensgebiete: Porträt, Landschaft, Genrebild, Blumenmalerei es fehlt die allerdings nicht eigentlich wienerische Historienmalerei sind in eigenen Kapiteln gesondert behandelt. Unter den wenigstens im Text erwähnten Künstlern fehlt keiner, der nur irgendwie Bedeutung hätte, und Werke der führenden Meister sind ausnahmslos in Bildtafeln 48, darunter 16 farbige vertreten. Neben sehr bekannten finden sich auch Bilder, die der Allgemeinheit bisher so gut wie unbekannt geblieben sind, zum Beispiel die Arbeiten des Schustermalers Michael Neder. Die buchtechnische Ausführung ist einwandfrei. Die in jeder Hinsicht erfreuliche Leistung verdient warme Aufnahme bei allen Freunden heimatlicher Kunst.

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