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Kunst aus osterreich und Italien

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Kunst aus Oesterreich. Europäische Musterzeichnungen und Aquarelle. 80 Bildertafeln und 30 Textseiten' in Großformat. Herausgegeben von A. G. Vös-lauer Kammgarnfabrik. .Eigenverlag.

Dieser schöne Band will für Oesterreich werben. Er verspricht nichts, er zeigt und beweist. Ein richtiges Wort ist an die Spitze gestellt: „Das Studium des in! Museen und Privatsammlungen zusammengetragenen Kunstbesitzes ist für die kulturelle Eigenart eines Landes aufschlußreich, es gewährt Einblick in die kulturtragenden Schichten der Vergangenheit und der Gegenwart.“ Eine solche Schau soll in aller Welt den empfänglichen Geist ansprechen und zum Verstehen Oesterreichs gewinnen. Der Mensch der Gegenwart hört gut auf diese Stimme, vielleicht gerade weil das Zeitalter der Maschinen und der mit unerhörten Schrecknissen drohenden Erfindungen die Sehnsucht des menschlichen Geistes nach Ruhe und Schönheit, nach der unsichtbaren Brücke in das Land des Unvergänglichen und aus einer friedlicheren Welt Herkommenden erweckt hat.

Was früher nie denkbar war, das geschieht zu weilen jetzt. Höflich, ohne Phrasengeschmetter und Aufdringlichkeit, ladet ein so stürmischer wirtschaftlicher Großunternehmer die Welt musisch zu Gast, legt auf ausländische Tische eine Sammlung von 80 sorgfältig wiedergegebenen Handzeichnungen, Meisterwerken vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart, und läßt fachgemäß das Bildwerk in englischer und französischer Sprache von Anna Spitzmüller erklären. Der Band ist eine Aussage für Oesterreich, die gewiß gerne gehört wird, zugleich im eigenen Land ein Beispiel von kulturellem Gemeinschaftsdienst, geleistet von Besitz und Großwirtschaft.

Die Kunstdenkmäler von Ravenna. Von Giuseppe B o v i n i. Herausgegeben vom Verkehrsbüro der Stadt Ravenna. Fretz Sc Wasmuth Verlag A. G., Zürich. 22 Seiten Text, 58 ganzseitige Tafeln und vier Farbtafeln. Preis 12.50 sfr.

An Hand ausgezeichneter Bildtafeln gibt Bovini in äußerst knapper Form, aber alles Wesentliche klar hervorhebend, eine fesselnde Uebersicht über die Kunstdenkmäler aus Ravennas klassischer Zeit, dem 5. bis 8. Jahrhundert. Alle jene prächtigen, mit Marmor und Mosaiken geschmückten Basiliken, Tauf- und Grabeskirchen, die von den letzten Cäsaren Westroms, von Theodorich und dann von Justinian und seinen Nachfolgern gestiftet wurden, verbinden sich zu dem bezwingend einheitlichen, majestätischen Bild einer hochgestimmten sakralen Kunst von betont esoterischem Charakter, Zu einer heiligen Schönheit, die sich außerhalb Ravennas nur noch an wenigen Punkten des oströmischen Imperiums erhalten hat:-unter den Wölbungen der Hagia Sophia, im Dombereiche des istrianischen Parenzo und im Dome von Torcello.

Freilich bleibt Bovinis Darstellung Ravennas unvollständig und daher einseitig: Fehlen doch in ihr alle Denkmäler, die das hohe Mittelalter in dieser träumerischen Erinnerungen geweihten Stadt geschaffen hat, vor allem jedes Kunstwerk aus 'em Zeitalter Dantes und seiner Gönner, der Stadtlyrannen aus dem Geschlechte der Polenta.

Auch manches wesentliche Ergebnis deutscher Forschung bleibt in diesem wertvollen Buche unberücksichtigt; so der Nachweis, daß der elfenbeinerne Thron des Erzbischofs Maximilian, das schönste uns erhaltene Werk der spätantiken Kunst Alexandrias ist. Besonders begrüßen wir die wenigen, aber vorzüglichen Farbtafeln, die vorwiegend prachtvolle, ausdrucksgeladene Details jener Mosaiken vor Augen stellen, die den kostbarsten Kunstbesitz dieser einstigen Kaiserresidenz ausmachen.

Vom Südreich der Hohenstaufen. Von Hubert Graf Waldburg-Wolfegg. Mit Aufnahmen aus Süditalien von Lala A u f s b e r g. Verlag Schnell Sc Steiner, München. 128 Seiten, 87 Abb.

In dem unbefangenen Plauderton des modernen Autoreisenden erzählt der Verfasser in locker gereihten einzelnen Kapiteln seine persönlichen Eindrücke von den mächtigen Schloßbauten der Hohenstaufen in Süditalien und einzelnen Kirchen in diesem Bereiche, die zum Schicksal dieses Kaisergeschlechtes Beziehungen besitzen. In Zusammenschau mit den schönen Bildern von Lala Aufsberg entsteht so eine reportagehafte, gewollt gegenwartsnahe Aufzählung fesselnder Sehenswürdigkeiten, keineswegs aber ein umfassendes, der tragischen Größe des geschichtlichen Themas angemessenes, in sich geschlossenes Bild, wie es Ferdinand Gregorovius vor etwa neunzig Jahren in den Kapiteln seiner herrlichen „Wanderjahre in Italien“ mit tiefem Wissen und reifer Künstlerschaft gezeichnet hat.

Schmerzlich dürfte den Leser des neuen Buches die inangelnde Prägnanz der Beschreibungen der Schloßbauten Kaiser Friedrichs II. berühren, deren weitgehende Zerstörung eine sachkundige ergänzende Schilderung unerläßlich macht; ferner ist zur richtigen Beurteilung dieser halb orientalischen Residenzen und Jagdschlösser unbedingt die Kenntnis der Schloß-und Festungsbauten des byzantinischen Reiche während der Epoche Kaiser Manuels I. Komnenos (1143—1180) und • jener der fatimidischen Sultane Aegyptens erforderlich.

Das vom Verfasser skizzierte Wesensbild Kaiser. Friedrichs IL, dieses in seiner Staatskunst bereits modern anmutenden Herrschers, wird durch die wiederholte Bezeichnung dieses großen Einsamen als „Gottkaiser“ bedenklich verfälscht. Wenn der.Autor endlich dem Texte seines Buches auf zwei Seiten einen „Auszug aus der Geschichte der Hohenstaufen“ in Form einer Abschrift aus dem bekamen Handbuche von Ploetz beifügt, so gesteht er damit die Unzulänglichkeit seiner historischen Darstellung ein.

Wer :'ber solche flüssige Plaudereien hinaus eine aufschlußreiche Schilderung der Bauten der Staufen in ihrem Südreiche sucht, greift am besten nach Leo Bruhns' Buch „Hohenstaufensclilösser“. das in wuchtiger Konzentration und Würde den Glanz “der hoch-mittelalterlichen Kaisermacht und Kaiserbauten beschwört.

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