Simonischek - © APA/AFP/Tobias SCHWARZ

Peter Simonischek: "Über damals wurde nicht geredet"

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Peter Simonischek über politische Bildung und die Regierung der Gegenwart.

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Peter Simonischek über politische Bildung und die Regierung der Gegenwart.

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In "Dolmetscher" spielt Peter Simonischek Georg Graubner, den Sohn eines SS-Offiziers, der sich mit der Vergangenheit des Vaters auseinandersetzen muss. Im Gespräch mit der FURCHE spricht er über seine eigene Vergangenheit.

Die Furche: Im Film suchen zwei betagte Menschen die Wahrheit.

Peter Simonischek: Der Film will zeigen, dass viele von uns schon zu bequem geworden sind, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Das muss nicht sein, denn man kann auch im Alter noch versuchen, die Wahrheit zu finden. Und gerade in Zeiten wie diesen, in denen wieder so viel gelogen wird, ist es wichtig, die Wahrheit zu suchen. Inzwischen gibt es ja Wahrheit und alternative Wahrheiten. Ein unfassbarer Zynismus.

Die Furche: Ein Alarmzeichen?

Simonischek: Das erste, was auf der Strecke bleibt, ist immer die Wahrheit. Und heute wird schon wieder so viel gelogen, dass man richtig Schiss bekommt. Mein Vater sagte mir diesen Satz: "Alles ist besser als Krieg." Mein Großvater war nach dem Krieg einmal mit mir im Kino, das war in den 1950ern, vielleicht war ich damals zehn Jahre alt. Da sah ich einen Film, der die Befreiung von Auschwitz und die Judenverfolgung zeigte. Ich will nicht sagen, dass ich als Kind wirklich verstanden habe, was da passierte. Aber ich war nicht jemand, der auf Waldheim warten musste, bis er diese Sachen zur Kenntnis genommen hat. In der Schule haben wir nichts gelernt darüber. Es wurde kein Wort über den Zweiten Weltkrieg verloren, gar nichts. Über diese Zeit wurde nicht geredet.

Die Furche: Wie schätzen Sie das neue Polit-Gefüge der türkis-blauen Regierung ein?

Simonischek: Ich war mein ganzes Leben links. Aber was daraus geworden ist, ist ebenfalls ernüchternd. Den Rest hat mir der letzte Wahlkampf gegeben, das muss ich ganz ehrlich sagen. Jetzt muss man mal genau hinschauen. Jetzt werden wir sehen, welche Instrumente gespielt werden. Als Schauspieler bin ich stets bedacht, die richtigen Mittel zum richtigen Anlass zu wählen. Denn wenn man sich beim Öffnen des Vorhangs schon heiser geschrieen hat, hat man keine Steigerungsmöglichkeit mehr.

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