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Diktatoren

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Diktaturen sind kein Zufall, wir alk sind daran mitbeteiligt, meint Enger Kogon, Historiker und Publizist, Manr mit Zivilcourage, 58jährig, geborene: Münchner, den auch mit dem Wien de: dreißiger Jahre Fäden verbinden, im Vorspruch zu seinem gemeinsam mit dem Regisseur Felix Podmaniczky gedrehter Dokumentarfilm „Die Diktatoren“, Gewiß webt auch „die Zeit“ an ihren blutigen Fahnen und macht die Massen durch wirtschaftliche und politische Erschöpfungszustände für „starke" Männer und Regimes anfällig. Wie doch die Bilde: dann einander gleichen! Etwa 30 große und kleinere Diktatoren marschieren in diesem Säkulum auf; überall die gleichen geballten Fäuste und Schimpftiraden, das gleiche Spielzeug (Sport und Monumental- Vbaytgp).,,-; Kinder, BIum ,#üe..iund,.U.- armungen — und überall die gleicher hypnotisierten, jubelnden Massen, die Sterbenden, die ihre Cäsaren grüßen, denn hinter allen Friedensbeteuerungen taueri das höchste Ziel, die letzte Weisheit: de: Krieg, der Vater aller bösen Dinge und Untergänge. Kogons Film bringt zum Teil einzigartiges, bisher unbekanntes Bildmaterial. Der Schnitt ist etwas sprunghaft und nervös; besonders die Kürze des Österreichteiles bringt Renner und Seitz, Seipel und Dollfuß in verdächtige Nähe der Marschierer. Es ist schade, aber auch Kogons Kommentar hält nicht ganz, was von einer solchen Potenz zu erwarten war. Ob ihm die Filmleute dreinpatzten? Aber auch der schwedische „Mein Kampf“ ist schließlich mit Filmleuten entstanden. Mit seiner gedanklichen Geschlossenheit und makellosen Schnittechnik können sich „Die Diktatoren“ leider nicht messen.

Mehr noch als in Südsee- und Urwaldfilmen hat der Stumm- und Tonfilm seit eh und je in der Begegnung mit den genügsamen Bewohnern der Polarzonen, den Eskimos, die Problematik aller weißen Zivilisation aufgespürt. Freilich, über romantische und sentimentale „Lösungen“ ist der Spielfilm (im Gegensatz zum Kulturfilm) nicht hinausgekommen. Das ist bis in die allerjüngste Gegenwart so geblieben, da die großartige Technik des Technirama-70-mm-Farbfilms in „W i 1 d e Unschuld“ schlechtweg überwältigende Bilder auf die Leinwand zaubert. Die Story hinkt nach. Mag sein, daß auch die Verschmelzung englisch-italienisch-französischer Produktionsinteressen, aber auch mexikanischer, japanischer und chinesischer Darsteller nicht gelungen ist. Letztlich liegt es aber doch an dem verkrampften Stoff, nicht an den herrlichen Hauptdarstellern: Anthony Quinn und Yoko Tani.

Im leichten Genre treibt das Ehepaar Walter Giller und Nadja Tiller Schabernack auf einem von Millionären wimmelnden Ozeandampfer. Der deutsche Film heißt „Geliebte Hochstaplerin" und zeigt Ansätze zu jenem leichten Komödienton, den natürlich die Amerikaner der Woche, „Zwei in einem Zimmer" und „Anruf genügt — komme ins Haus“, auch noch der Pseudokrimi „Frankie und seine Spießgesellen“, besser treffen.

Zwei Reprisen, die 26 Jahre alte deutsche „Göttliche Komödie“, Schünzels „Amphitryon", und der acht Jahre alte Clouzot-Film „Lohn der Angst“ sind artistische Spitzenleistungen. Gegen ihre ethische Haltung, besonders den zermalmenden Nihilismus Clouzots („Was ist hinter dem Bretterzaun?") war schon Zu ihrer Zeit allerhand einzuwenden, was auch heute nicht zurückzunehmen ist.

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