6660527-1960_03_12.jpg
Digital In Arbeit

Eheglück und Ehenot

Werbung
Werbung
Werbung

EHENOT. Von Dr. med. L. Massion-Ver-niory. Rex-Verlag, Luzern 1959. 244 Seiten. — EHEGLÜCK. Vom gleichen Verfasser (im Erscheinen). - EHE IN GEFAHR. Von Fons I a n s e n. Verlag F. Schöningh, Paderborn 1958. 210 Seiten. — MODERNE EHEFRAGEN IN CHRISTLICHER SICHT. Von P. Jos. Miller SI. 3. Auflage. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1959. 112 Seiten. Preis 24 S. — DER PAPST UND DIE EHE. 2. Auflage. Im gleichen Verlag. 178 Seiten. Preis: kartoniert 28 S.

Dern in unseren Tagen die Völker bis in die Wurzel hinein bedrohenden Ehewirrwarr sucht man entgegenzuwirken durch eine wahre Flut von Eheoder Eheberatungsbüchern, die nach der weltanschaulichen Grundhaltung ihrer Verfasser oft so weit auseinandergehen und einander widersprechen, daß sie die Seelennot oder Gewissensnot jener, die an die Ehe denken oder in ihr leben, nicht beseitigen, sondern noch vergrößern helfen. Um so mehr freut man sich als Rezensent, wenn man ein; paar Ehebücher empfehlend anzeigen darf, die nicht in der Hexenküche des an selbstmörderischen Wahnsinn grenzenden. Sexualkultes unserer Tage zusammen-geschmiert worden sind.

Mit wohltuender Abgewogenheit im Urteil und seltenem Feingefühl im Ausdruck behandelt der französische Arzt L. Massion-Verniory in „Eheglück“ die um Eros und Sexus sich drehenden Fragen, einschließlich der von der katholischen Kirche vertretenen Haltung gegenüber der Geburtenregelung, geht aber auch ausführlich ein auf die charakterlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, geistigen, sittlichen und gnadenhaften Voraussetzungen, die zu einer beglückenden Harmonie zwischen den Ehegatten unerläßlich sind. In „Ehe-not“ bespricht er warnend und helfend die Schwierigkeiten, die von den erwähnten Seiten her das Eheglück bedrohen und gibt wertvolle Winke zu ihrer Ueberwindung. Interessenten sollten zuerst nach dem „Eheglück“ greifen. Denn das bloße Lesen der „Ehenot“ könnte manchen Leser so schwarz-seherisch machen, daß es ihm schwerfiele, an ein Eheglück zu glauben. Aus diesem Grund und auch, um überflüssige Wiederholungen und ermüdende Weitschweifigkeiten zu vermeiden, wäre es wohl vorteilhafter gewesen, wenn der Inhalt beider Bücher mit gestraffterer Fassung des Textes in einem Band vereinigt worden wäre.

Ganz anderer Art ist das Buch von I a n s e n. Es geht nicht auf konkrete Ehefragen ein, sondern will die von Gott her gesehene richtige Haltung der Eheleute zueinander finden helfen, wobei es dem Verfasser vor allem auf die persongerichtete Liebe anzukommen scheint. Viele zum weiteren Durchdenken anregende Fragen des Buches erinnern an die von Paulus (Rom. 7, S. 14 ff.) geschilderte Disharmonie zwischen Leib und Geist im erbsündlichen Menschen, aus der es nur eine Befreiung gibt „durch Jesus Christus unsern Herrn“. Die Leser des Buches haben sicher viel gewonnen, wenn sie nach Beendigung der Lektüre mit dem Verfasser sagen können: „Auch wenn wir unser Kreuz menschlich frei, entspannt und gesund tragen, wird stets eine Last übrigbleiben, auch wenn Christus sagt, daß diese leicht sei. Wir vermögen uns nicht selbst zu erlösen, auch nicht, nachdem wir das Kreuz christlich zu tragen lernten. Das Kreuz wird bleiben. Es wird stets Kummer geben, stets Einsamkeit, stets Nicht-verstandenwerden, stets die Ohnmacht, nicht geben zu können, was der andere verlangt, und nicht ganz zu bekommen, was wir selbst verlangen.“

Eine für alle Eheleute sehr empfehlenswerte Klärung in ehelichen Gewissensfragen bringen die vom Innsbrucker Moralisten P. los. Miller SJ. herausgegebenen billigen Bändchen 4 und 5 der Schriftenreihe des „Volksboten“. In den „Eheproblemen“ finden die Eheleute auf ihre Gewissensfragen klare Antworten, immer im Anschluß an die kirchlichen Kundgebungen von der berühmten Eheenzyklika „Casti connubii“ (1929) bis zu den Eheansprachen Pius' XII., der zu allen modernen Ehefragen richtungweisend Stellung nahm. Beide von P. Miller herausgegebenen Büchlein dienen in hervorragender Weise der Formung eines ganz von Gott her gesehenen Eheideals.

Ein ganz groß gesehenes christliches Eheideal kann wie eine erhellende und wegweisende Leuchte sein in den großen und kleinen Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen, wie sie nun einmal mit der menschlichen Enge und Unzulänglichkeit fast notwendig gegeben sind. Von diesem Ideal geleitet, wird auch das individuelle Heiligungsziel erstrebt werden müssen und vorausahnend beglückend erlebt werden können. Im übrigen wird man nie vergessen dürfen, daß die langsame Beseitigung des herrschenden Ehewirrwarrs nur von einer neuen lugend zu erwarten ist, freilich nur von einer Jugend, die in einer ganz im christlichen Geist verlebten Jugendzeit sich die Fähigkeit und Bereitschaft erkämpft hat zu einer Haltung vor der Ehe und in der Ehe, die ausgedrückt ist in der geistvollen Sexualdevise des heiligen Augustinus: „Tibi caro, tu Deo — dein Leib für dich, du für Gott'“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung