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Engel und Kinder

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MARTIN UND DER LIEBE GOTT. Ein

Erstkommunionbuch von Hilde Ehren-b e r g e r. Österreichischer Bundesverlag, Wien. 50 Seiten. Preis 46 S. — ENGEL GOTTES - SCHÜTZER MEIN. Von Franz I a n t s c h. Verlag Fürlinger, Wien-München. 316 Seiten. Preis 158 S. — KINDERZEICHNUNGEN UND GEDICHTE AUS THERESIENSTADT 1942-1944. Verlag für Jugend und Volk, Wien. 83 Seiten. Preis 95 S.

Ein Kind, das zur ersten heiligen Kommunion kommt, kann viele Fragen stellen, die weder der Lehrer noch der Priester so recht beantworten können. Für das Kind ist das Sakrament ein Erlebnis, welches vor allem mit dem Herzen erfaßt wird. Aufgabe der Mutter, die den besten Zugang zur Gefühlswelt ihres Kindes ha\ ist es, religöse Erziehung als Erzählerin zu leisten und die Wirklichkeit in Gleichnisse zu kleiden. Sie folgt damit übrigens dem Beispiel des größten Erziehers: Christus. Das Buch von Hilde Ehrenberger kanrt gute Anregungen geben und vor allem mit seinen Illustrationen von Fritzi Weidner die Anschauung vertiefen. Man kann es als Erinnerungsgabe an den großen Tag mehr empfehlen als den Aufwand an Mode und Kitsch, der zur Erstkommunion oft getrieben wird.

Das Buch über die Engel, von Franz Jantsch, verlangt als ideale Leserschaft eigentlich auch die Familie. Die Bestrebungen zur Einigung der Christenheit machen es heute mehr denn je notwendig, klare Vorstellungen von der Geisterwelt Gottes zu schaffen, auch wenn dabei manche Zierde in Brüche geht. Der geistliche Autor betrachtet das Problem von vielen Gesichtspunkten aus. Manches könnte herber gesagt sein. Die Ausstattung des Buches ist vornehm und kostspielig. Einen Schritt weiter zur Moderne hätte es noch leicht vertragen.

Weiße Kleidchen und goldene Buchrücken sind Tand, wenn sie dazu dienen sollen, vergessen zu lassen, was Kinder in diesem 20. Jahrhundert gelitten haben. Es ist nicht unpassend, auf den Gabentisch eines reiferen Kindes einmal die Zeugnisse der in Theresienstadt ermordeten Kleinen zu legen. Das Buch ist keine Gruselmappe — es sei denn, man psychologisiert es zu sehr. Es ist nichts als bunte Klage, unbeholfen und entwaffnend ehrlich, Botschaft von Engeln im weiteren Sinne: „Wie gerne ginge ich alleine dorthin, wo's bessere Menschen gibt, in jene unbekannten Haine, wo man nicht tötet, wo man liebt...“

„DIE DRAISINE VON UNTERMATTENWAAG“ ist das neueste Werk des bekannten' amerikanischen Graphikers der skurrilen, mit seltsamen Gestalten bevölkerten Welt der Urgroßväter, Edward G or ey. Gertraud, Edwin und Arthur machen sich eines schönen Sommernachmittags auf, um den nahen Bahnhof zu inspizieren. Sie finden dort eine Draisine, welche sie zu einer Spazierfahrt verlockt. Die Reise setzt sich fort von Ortschaft zu Ortschaft, Bekannte und Freunde, irrende Geister, tauchen unvermittelt auf, es wird inzwischen Winter. Die Draisine mit den drei verschwindet schließlich in einem Tunnel, auf Nimmerwiedersehen. (Originaltitel: „The willowdale Hand-car“, Übertragung des Textes ins Deutsche vom Wolfgang Hildesheimer, Diogenes-Verlag, Zürich, 1963, Preis 5.80 sFr.) Ladislaus Rosdy

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