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Etrusker — Volk der Kiinstler

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Die historischen Berichte uber die Etrusker sind widerspruchsvoll und von geringer Zahl. Um so zahlreicher sind dafiir die Thesen und Theorien, die in jiingster Zeit Eingang in mehr oder weniger populate Darstellungen gefunden haben. Luisa Banti, Professor fur Etrus- kologie der Universitat Florenz, hat sich deshalb veranlafit gesehen, der Flut sach- lich oft kaum noch vertretbarer Literatur ein Standardwerk entgegenzusetzen, das nur konkrete und beweisbare Tatsachen enthalt, die darum fur jeden, den das Phanomen etruskischer Entfaltung ernst- haft interessiert, um so fesselnder sind.

Bisher wurden von der etruskischen Sprache nicht mehr als rund 100 Worter entziffert, vor allem solche sakralen Cha- rakters, auch sind die Zahlwbrter zwar bekannt, doch noch nicht ubersetzt. Dafiir sind die Grundzuge der etruskischen Grammatik genau festgestellt. Da weder geographische noch historische, von Etruskern geschriebene Werke erhalten ge- blieben sind, liegt die Herkunft dieses Volkes immer noch im Dunkel. Sicher ist. daB das etruskische Reich, durch Starke Stadte verkorpert, in der Bliitezeit im Norden vom Arno und im Suden vom Tiber begrenzt war, wahrend die Ost- grenze am schwersten zu bestimmen ist. Die groBte Machtentfaltung lag zwischen dem 7. und 5. Jahrhundert, zu den Eroberungen der damaligen Zeit gehdrte auch Korsika

Die Bedeutung der Etrusker fur den modernen Menschen liegt indes nicht sosehr in den Stationen der Machtentfaltung, sondern in dem auBerordentlichen Reichtum an Kunstwerken, den dieses Volk zustande brachte. Bereits in der altesten Eisenzeit (vermutlich auch schon in der Bronzezeit) entstanden zahlreiche Kunstgegenstande, die unverkennbar etrus- kisch sind. Darnach kam die herrliche Blute etruskischer Kultur, in der sich die Etrusker als geradezu besessene Phil- hellenen erwiesen, die griechischen Kunst- werke sonder Zahl importierten und dem- entsprechend beeinflufit wurden. Dariiber geben die Bildtafeln des groBziigig ausge- statteten Bandes umfassend Auskunft, der zu den nobelsten und schonsten Werken seiner Art gezahlt werden darf.

Johann A. Boeck

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IM SCHATTEN DER TECHNIK. Von Reinhard D e m o 11. Verlag Bechtle, Munchen - EBlingen. 330 Seiten. Preis 19.80 DM.

Der verstorbene Zoologe, Geheimrat Prof. Dr. Demoll, hat dieses spannende Buch herausgegeben, das zu den wesent- lichen Bestandsaufnahmen im Zeitalter der Technik gezahlt werden darf. In 23 Auf- satzen, die zumeist aus der Feder be- kannter Wissenschaftler stammen, wird hier sachlich und klar die Frage beant- wortet. die ja so oft in kulturkritischen Aufsatzen behandelt wird, wo wir eigent- lich stehen. Mediziner, Padagogen und Psychologen behandeln da einmal das Kind unserer Zeit, seine Welt, sein Spiel- zeug, sein rascheres Wachstum und seinen

Begabungswandel (Hellbrugge, de Rudder, Huth). Auch der Erwachsene muB aber den Tribut an die Technik entrichten. Mikorey untersucht die Vergehen, die aus Fahrlassigkeit am technischen Apparat, also am Motor etwa, entstehen. Uber die Bedrohung durch die radioaktive Strahlung referiert der beriihmte Eugeniker v. Ver- schuer. Den Gegensatz zwischen dem Rhythmus des Lebens und der Monotonie der Maschinenwelt zeigen die drei Ge- lehrten Jungmair, Graf und Hittmair, der Innsbrucker Kliniker, auf. Der schon durch mehrere Werke uber Eros und tech- nische Welt hervorgetretene Psychiater Bodamer liefert einen bestechenden Bei- trag zu diesem Fragenkreis. Abend- roth und Proebst befassen sich mit der kiinstlerischen Aussage und den un- personlichen Mechanismen bzw. mit der aktuellen Frage, ob die Politik unter das kaudinische Joch der Technik tritt. Alle zu nennen, fehlt leider hier der Raum. Es soli aber noch auf den Essay des Heraus- gebers verwiesen werden, in dem das fol- genreiche Problem der kfinstlichen Zeu- gung beleuchtet wird. Im ganzen Werk werden nicht utopische Prognosen ge- stellt, nicht aus unserer Umwelt die anti- technischen Ressentiments herausdestil- liert, wie es so haufig geschieht, sondern es Wird ein exakter Report geliefert mit dem Ergebnis; Wir sind allesamt in der Technik manifest geworden und mfissen dieser Tatsache ins Gesicht sehen.

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