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IM STREIFLICHT

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DIE westdeutschen und zum Teil auch die französischen Zeitungen bringen lange und begeisterte Berichte über die Konzerte der Wiener Philharmoniker unter Dr. Wilhelm Furtwängler. Nur ab und zu wurden — in sehr höflicher Form — Fragen und Wünsche nach einem etwas zeitnäheren Programm laut. Wie man hört, soll im nächsten Jahr die erste Nordamerikatournee der Philharmoniker stattfinden. Man wird gut tun, sich über das Musikleben und die Gepflogenheiten in den USA genau zu informieren. Der Anteil der zeitgenössischen Musik an den dortigen Konzertprogrammen ist wesentlich größer. Unter 263 Komponisten, die im vergangenen Jahr aufgeführt wurden, waren 82 neue Amerikaner» ihr Anteil an den Programmen betrug rund 19 Prozent. — Die „Spitze“ aller Komponisten hält Beethoven mit 380 Aufführungen im Jahr, ihm folgen Mozart mit 290, Brahms mit 240 und Wagner mit 230. Doch haben auch die zeitgenössischen Komponisten bedeutende Aufführungszahlen. Hier hält Strawinsky die Spitze mit 98 Aufführungen, ihm folgen Sibelius mit 88, Hindemitn mit 74, Bartok mit 66 Aufführungen jährlich und so weiter. Ein Programm ohne zeitgenössisches Werk ist „drüben“ ein Kuriosum und wird von der Presse als solches vermerkt.

TN der Sendung der Ravag „Musik aus a 11 e r Welt“ wurde vor kurzem die Suite Nr. 2 des Japaners Hisatado Osaka aufgeführt. Vor Beginn hat die Sprecherin den Autor folgendermaßen präsentiert: „H. O. stammt aus einer der reichsten Familien seines Landes und war Schüler von Joseph Marx.“ Also darum, dachten sich manche Hörer. Und was hat das mit der Musik zu tun?

GRUNE Inseln im grauen Häusermeer der ^Großstadt zu erhalten, zu pflegen, zu schaffen ist ein Gebot der modernen Stadtplanung. Groß, sehr groß sind hier die Sünden vergangener Jahrzehnte. Aber damit nicht genug... Seit kurzem kreischen in einem der glücklichen Bezirke Wiens, der noch Gärten besitzt, die Sägen. Sie ruhen auch am Sonntag nicht. Zwischen der Döb-linger Hauptstraße und der Billrothstraße fällt in so einem Garten Baum um Baum. Die Polizei hat den Grund erworben und will ausgerechnet hier dem Vernehmen nach eine Kegelbahn bauen. Die Steinwüste verliert dadurch wieder einmal eine grüne Oase. Aber darum schert sich auch heute anscheinend kein Mensch und keine Behörde.

EIN österreichisches Filmprojekt, dessen ^ langdauernde Vorbereitung allein schon von der landesüblichen Postarbeit am laufenden Bande abweicht, scheint nunmehr greifbarere Formen annehmen zu wollen. Es handelt sich um jenen gleichsam von Amts wegen reich dotierten Plan des „Österreich-Filio-»“, einer dokumentarischen Spielfilmkomödie tn Farben, einer Art historisches Panorama, aber nicht, wie versichert wird, in Form eines pathetischen Bilderbogens, sondern eines Unterhaltungsfilms für ein internationales Publikum. Um den Regisseur soll sich ein Generalaufgebot österreichischer Schauspielkunst gruppieren. Auch eine englische Fassung ist vorgesehen. Das ist viel, sehr viel auf einmal. Und die Verantwortung, die auf den Mitwirkenden lastet, ist enorm, größer als jemals bei einem heimischen Filmunternehmen der Nachkriegszeit. Die Kredite sind fürstlich, nicht gering auch der Vertrauensvorschuß, den man in der Öffentlichkeit dem ganzen Unterfangen von vornherein zu geben geneigt ist. Nun liegt es an den Schöpfern und Mitarbeitern des Films, diese beiden gewichtigen Blankowechsel zu honorieren. •

TN Hamburg drehen arbeitslose Schauspieler und Filmtechniker einen Spielfilm »Der Weg zu dir“. Löhne und „Honorare“ bezahlt vorläufig das filmfreundliche Arbeiteamt in Form der weitergewährten Unterstützung. Die Lieferfirmen stunden entgegenkommend ihr« Forderungen, bis die ersten Einspielergebnisse — vielleicht nach zwei Jahren — vorliegen. Das dennoch erforderliche „Kleingeld“ spendiert der Leiter des evangelischen Filmreferate aus seinem begrenzten Fonds; notfalls greift er auch in die eigene Tasche. Die | wackeren Hamburger wollen mit diesem Experiment beweisen, „daß ein abendfüllender Spielfilm mit hohem ethischem Niveau auch ohne die üblichen Kredite mit ganz bescheidenen Mitteln hergestellt werden kann“. Die Vermutung daß dieser Film gut wird, liegt nach den bisherigen Erfahrungen nahe. Der „Millionenfilm“ hat sich längst totgelaufen. Freie Bahn der Avantgarde!

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