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IM STREIFLICHT
A LLEN Lobes wert ist das neue Projekt zur ** Erweiterung des Salzburger Festspielhauses, das Clemens Holzmeister entworfen hat Seine Vorschläge: Einbeziehung der alten Marställe in den schon bestehenden Baukomplex, eine Erweiterung in die Felsmasse des Mönchsberges hinein und Beibehaltung der alten Barockfassade, in der wohl auch — endlich — ein halbwegs repräsentabler Haupteingang geschaffen werden könnte. — In der Tat: wenn eine Erweiterung und Vergrößerung des Festspielhauses notwendig ist — darüber zu urteilen ist allein Sache der Salzburger Stadtväter —, dann sollte sie nur auf solche Weise erzielt werden. Nicht durch den Bau eines neuen Festspielhauses, schon gar nicht, wenn ein solches außerhalb der Stadt oder auf dem Gipfel des Mönchsberges stünde. Nicht durch gewaltsame Anstrengung, sondern auf einem natürlichen, einleuchtenden Weg, wie ihn Clemens Holzmeister hier aufgezeigt hat, wird die beste Lösung gefunden werden.
CIN 2öjähriger Dirigent wird in einer Radio-sendung von einem noch jüngeren Musikkritiker als Meister gefeiert. — „Vom Kosmos, von der inneren Welt Friedrich Guldas (des Dreiundzwanzigjährigcn!) und von seiner grundsätzlichen Einstellung zum Werk“ schreibt ein etwa Gleichaltriger ein ganzes Büchel. Und der so Beschriebene gibt in einer Buchhandlung Autogramme — wie Zarah Leander. — Unsere Zeit vergreist? Im Gegenteil, sie wird immer jünger! Bald werden uns Achtjährige darüber belehren, daß Picasso veraltet und die Zwölftontechnik vieux-jeu und nur noch eine Lnterhaltung für Großmütter ist.
Tj S geschah in einem Wiener Premierenkino dieser Tage, daß die Gäste einer nicht unbedeutenden Erstaufführung noch vor dem Beginn des Films in ein höhnisches, erbittertes Geklatsche ausbrachen. Das galt nicht vielleicht dem Film, auch nicht dem Prinzip der Diapositiv- und Kurzfilm-Geschäftswerbung, ja nicht einmal den nicht immer Goetheschen Reim-dich-oder-ich-freß-dich-Versen der ehrenwerten Amateurdichter. Es galt ganz einfach der — Länge dieses umstrittenen „Vorprogramms“ und erfolgte bezeichnenderweise auch erst in der 13. (!) Minute des Ablaufs. Man verstehe uns richtig: Werbung ist wichtig, Werbung ist richtig. Aber ohne Maß und Geschmack geht es heute auch im Kino nicht mehr. (Das Wiener Künstlerhauskino zeigt uns, wie man es gut machen kann.) Reklame soll reiten — aber nicht zum Widerspruch!
LICHT auch in die dunkelsten, abgeschiedenen Gassen zu tragen, das ist die Aufgabe jeder Gemeindeverwaltung einer Großstadt, die etwas auf sich hält. Daher mochte man eigentlich zu allen Bemühungen der Gemeinde Wien auf diesem Gebiet „Bravo“ rufen. Doch halt, gerade in diesen Tagen wendet sie ihren Eifer an einem untauglichen Objekt an: die von dem milden Licht der Gaslaternen verzauberte romantische Insel des Rathausparkes inmitten der lärm- und lichterfüllen Großstadt verschwindet, elektrische Glühbirnen lösen die alte Gasbeleuchtung ab. Zwar wurde von dem Aergsten Abstand genommen und auf die Anbringung von Neonröhren, die den geheimnisvoll dunklen Park in die Helle eines Operationssaales getaucht hätten, verzichtet. Aber auch so scheint uns hier blinder Eifer am Werk. Die alten Wiener werden jedenfalls für diese Neuerung nicht dankbar sein. Und auch die jungen sind mit ihnen diesmal einer Meinung.
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