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Im Western nichts Neues

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Seinem Aufbau und Inhalt nach weist der amerikanische Western „Hondo“ verdächtige Ähnlichkeit mit dem Klassiker der Rassenversöh- nungsfilme, „Der gebrochene Pfeil“ aus dem Jahre 1950, auf. Der Streifen vertritt zwar auf recht annehmbare Weise die Anliegen von Rassenverständigung und Völkerversöhnung, verfällt dabei aber — leider —• auf weite Strecken ins ärgste Klischee. Wie stets darf die ach so blonde und blauäugige Weiße mit ebensolchem Buben nicht fehlen, ferner nicht ein langer Monolog am Grab der geliebten Indianerin und eine Reihe von nachtschwarzen Halunken und edelmuttriefenden Vertretern des Guten. Die größten Vorzüge des routiniert gemachten Streifens liegen in der durchweg sauberen, ambitionierten Darstellung und in der einwandfreien Photographie. Ralph Taeger ist schon rein optisch nicht unter die herkömmlichen Vertreter des Westemheld- Typs einzuordnen.

Einen Dokumentarstreifen, der seinen Zuschauer durch die Wucht einmaliger Naturaufnahmen zu packen versteht, dabei aber viel Verständnis für — begründete — technische Mängel verlangt und im ganzen gesehen um einiges zu lange geraten ist, schuf der belgische Wissenschaftler, Forscher und Filmmann Haroun Tazieff mit seinem neuesten Opus „Lava — Abenteuer in vulkanischen Tiefen". Tazieff hatte schon mit „Vulkane — Pforten der Hölle“ vor etwa sechs Jahren ein eindrucksvolles Filmdokument über ein gleichermaßen faszinierendes wie furcht-

Die Freunde kriminalistischer Spannung und Sensation wurden in der letzten Zeit besonders reichlich bedacht. An die Grenze von Genie und Wahnsinn führte diesmal mit dem Untertitel „Duplikate gefällig?“ die englische Kriminalserie „Mit Schirm, Charme und Melone“, wobei John Steed und Emma Peel in recht brenzliche Situationen gerieten und es auch glaubwürdig schwer hatten, die Wahrheit zu finden. Denn ein bei einem Autounfall amtlich bescheinigter Toter, der plötzlich quicklebendig davonläuft, war auf jeden Fall ein etwas verwirrender Auftakt des verwickelten Geschehens.

Gleich zwei Abende waren dann einer Story gewidmet, die das Leben selbst vorgezeichnet hatte. Die Autoren Maria Matray und Answald Krüger hatten sich des Einbruchs in die Ostberliner Verkehrsbank aus dem Jahre 1957 bemächtigt, und der aus Wien stammende Regisseur Helmut Ashley hatte das fast perfekte Verbrechen nach Rififi-Methoden ziemlich milieugerecht eingefangen. Es geht in dem „M illionending“ um mehr als eine Million Westmark, die von der sowjetzonalen S-Bahn- Verwaltung im Osten eingelagert worden war. Selbst für die Kenner der Situation in der gespaltenen Stadt war es interessant festzustellen, daß trotz politischer Spannungen die Polizisten von hüben und drüben gleichsam unbürokratisch und „unter der Hand“ gemeinsam an der Aufklärung dieses mit zu den größten Einbrüchen der deutschen Kriminalgeschichte zählenden Ereignisses mitwirkten. Eine hervorragend charakterisierte Gaunertype brachte Willi Rose, eines der letzten Mitglieder der altbekannten Berliner Theaterfamilie Rose — sie machte vor allem die Werke von Gerhart Hauptmann populär — auf den Bildschirm.

In einer Mischung von Dokumentarbericht und Fernsehspiel konfrontierte uns dann Hellmut Andics in der dritten Folge seiner Serie „B ü r- g er krieg in Rußland’ mit den geschichtlich belegten Hintergründen der Vorgänge jener Konterrevolution, die sich nach der Machtübernahme Lenins als antibolschewistische Kampfgruppe unter Führung des Vizeadmirals Koltschak formierte. Eine mit viel Quellenstudium, Eifer und journalistischem Geschick geformte filmische Historienmalerei, die bei allen unvermeidlichen Kompromissen das große Plus d er populär und interessant gemachten Aufklärung über eine entscheidende Zeitepoche in sich trägt.

Menschlich-musikalische Faszination entfaltete Leonard Bernstein bei der Wiedergabe der 2. Symphonie von Schumann. Daß am gleichen Abend Generalintendant Bacher in Auszügen aus einem in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur gehaltenen Vortrag ein Bekenntnis zu anspruchsvollem kulturellen Niveau ablegte, er öffnete zusammen mit den auf einer späteren Pressekonferenz von Professor Doktor Zilk bekanntgegebenen Zukunftsplänen vorerst erfreuliche Aspekte. Gleiches kann man auch von der neuen aus Deutschland kommenden Sendefolge „D e r F or eil en h o f“ sagen, bei deren Debut vor allem Hans Söhn- ker, Jane Tilden und der sympathisch junge und frische Gerhard Läppert erfreulich in der lieben Geschichte rund um eine Hoteliersfamilie von Heinz Oskar Wuttig hervorstachen,

J. E. K.

erregendes Phänomen der Erde herausgebracht. „Lava“ ist im Prinzip nichts anderes als eine Neuauflage des ersten Streifens, vielleicht mit einer gewissen Verlagerung des Schwergewichtes von der Erscheinung der Vulkane im allgemeinen auf die Lava im besonderen. Indes der Zwiespalt kann dem Zuschauer nicht verbargen bleiben: Der Streifen wurde ausschließlich aus einmaligen Dokumentaraufnahmen zusammengestellt, hauptsächlich 16-mm- Farbaufnahmen, die auf das Kinoformat 35 mm vergrößert werden mußten. Der entstandene Verlust an Schärfe und Farfoqualität ist beträchtlich. Außerdem verwendet Tazieff Aufnahmen, deren Einmalig- keitswert ihre filmische Qualität übertrifft. So entstand ein Film, der Bilder von einmaliger Wucht und Eindruckskraft, leider aber auch geradezu Dilettantisches enthält.

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