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Erich Klausener. Von Walter Adolph. Morus-Verlag, Berlin, 15 8 Seiren, 13 Abbildungen.

Das junge Bistum Berlin, das nunmehr auf sein 25jähriges Bestehen zurückschaut, wurde in seinen ersten Jahren in besonderer Weise ein Mittelpunkt der Auseinandersetzung der katholischen Kirche in Deutschland mit den antichristlichen Gewalten der Zeit. Die Katholiken von Berlin waren durch Karl Sonnenschein aufgeweckt zu mutigem Auftreten in der Oeffentlichkeit. In Ministerialdirektor Doktor Erich Klausener hatte die Katholische Aktion einen unerschrockenen und tatkräftigen Leiter, der sich mit Einsatz seines Lebens dieser Aufgabe widmete. Die Reaktion des nazistischen Regimes war die Ermordung Klauseners im Zuge der berüchtigten „Säuberungs“-Aktion vom 30. Juni 1934.

Prälat Walter Adolph, der damals als junger Domvikar Sekretär der Katholischen Aktion und Schriftleiter der Berliner Kirchenzeitung in engster Mitarbeit mit Dr. Klausener stand, ist wohl der berufene Garant für die geschichtstreue Darstellung des Lebens dieses apostolischen Mannes, das zugleich die Stellung der deutschen Katholiken zum nazistischen Regime beleuchtet. Einwandfrei ist festgestellt, daß Klausener als Blutzeuge der Katholischen Aktion gefallen ist. P. Dr. Marianus Vetter,OP.

Frau Birgitta lächelt. Roman. Von Sven Stolpe. Liebersetzt aus dem Schwedischen von Alfred von Sterneck. Carolusdruckerei Josef Knecht. Frankfurt. 351 Seiten. Preis 11.80 DM.

Frau Birgitta ist die heilige Birgitta, die Seherin und Mystikerin. die Stifterin eines kontemplativen Ordens. Sie lächelt: um ihren Söhnen und Töchtern während der schwedischen Reformation im 16. Jahrhundert Mut zu machen und — weil sie weiß, wie gut es ist, arm und ohnmächtig auszuhalten. Das Kloster Vadstena ist von guten und schlechten, von treuen und untreuen, von begnadeten und weltklugen Ordensleuten bewohnt. Ebenso sind die Menschen, die um das Kloster herum wohnen und

ihre kleine Geschichte haben — heroisch und feig, abtrünnig und eifrig. Sosehr es. vor den Klostermauern tobt und innen kriselt — Frau Birgitta lächelt, solange es Gehorsam und Liebe gibt.

Der neue Roman des Schweden Stolpe ist flüssig geschrieben (und gut übersetzt) und hat die Fähigkeit, lächelnden Mut weiterzugeben für unsere Zeit.

Diego Hanns G o e t z OP.

Der lachende Mediziner. Ein tolldreister Roman. Aerzte, Studenten, Patienten, Schwestern, Pflegerinnen. Von Richard G o r d o n. Paul-Zsolnay-Ver-

lag, Wien. 270 Seiten.

Der Titel „Der lachende Mediziner“ will aufscheinend an den „lachenden Diplomaten“ von Daniele V a r e erinnern. Wenn man jedoch hofft, in diesem Buche etwas ähnlich Geistvolles zu finden, so wird man rasch enttäuscht. Von wahrem Flumor ist darin nichts zu finden — es sei denn, man hält die Schilderungen von geistlosem Saufen und primitiven ..Studentenscherzen“ für Humor. Die Gedanken der in diesem Buche dargestellten Mediziner kreisen nur um Alkohol in seinen penetrantesten Formen und um die Anknüpfung sexueller Beziehungen mit Krankenpflegerinnen und Schwestern.

Hier liegt die Gefährlichkeit des Buches: Der Laie gewinnt dadurch die Vorstellung eines „fidelen Krankenhauses“, das sich von einem Bordell nur noch durch medizinische Nebenbeschäftigung unterscheidet. Wenn sich der berühmte „kleine Moritz“ das Leben eingehender Aerzte und Schwestern im Spital so vorstellt, wie es in diesem Buche geschildert wird, so müßten Aerzte ur.d Pflegepersonal gegen diese Darstellung einmütig protestieren. Es ist schwer zu verstehen, wenn in einer Zeit, in der gediegene Bücher schwer einen Verleger finden, es ein Verlag sich leistet, einen solchen — Nonvaleur herauszubringen.

Univ.-Prof. DDDr. A. Niedermeyer

Zwei Festgaben aus „Der Schiern“, 29, 1955 (Verlag Athesia, Bozen): Volkskalcnder in Tirol bis 1650. Von Anton D ö r r e r. Sonderdruck a.a.O., S. 18 bis 27. — Rot in Tirol. Zur heimischen Trachtenschützenfarbe. Von Anton D ö r r e r. Sonderabdruck a. a O.. S. 121 bis 129.

Welch starken Einfluß der Volkskalender auf das Volksleben in Tirol bis ins 17. Jahrhundert erzielt hat, zeigt dieser instruktive geschichtliche Aufriß des gelehrten Volkskundlers. In ihrer Mannigfaltigkeit sind die Kalender auch heute noch ein Bild des Lebens im Lande, ein Volksbuch, das wie vielleicht in keiner anderen Heimat eine starke Verpflichtung in sich birgt. Dieser Verpflichtung waren sich Seb. Rieger (Reimmichl) und Kanonikus Michael Gamper mit der Herausgabe ihrer Kalender stets bewußt. Ueber Gampers Südtiroler Ausgaben von Reimmichls Volkskalender hat „Der Pfarrer von Tirol“, wie man den am 2. Dezember 1953 verstorbenen Seb. Rieger nannte, selbst das treffend Urteil gesprochen, sie seien in ihrer Art weit glücklicher geraten als seine eigenen.

In der zweiten Festgabe, die Propst Dr. J. Wein-gartner (Innsbruck) gewidmet ist, zeigt der Verfasser das Festhalten einer Grundfarbe und ihrer Kerneigenschaften im heutigen Volksbild auf, insbesondere wie das Tiroler Rot im wörtlichen und übertragenen Sinne aus der Landschaft und dem Leben des Landes in die weitere Welt getragen wurde. Diese originelle Betrachtung über das Rot in Tirol mündet schließlich in ein „volkskundliches Ergebnis, wie aus dem primitiven Erfassen sich SinnbilAr begrifflich und künstlerisch formen und gestalten - •

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