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Kinderspiel, Jungenstil

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Hierauf, glauben wir, kommt es Seil an. Er möchte die Brüchigkeit der politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit der deutschen — und vielleicht nicht nur der deutschen I — Nachkriegssituation an der Gestalt eines Gegenspielers aufdecken und zugleich zukünftige Möglichkeiten ins Blickfeld rücken, Möglichkeiten, die allerdings ziemlich vage bleiben und schließlich auf das Erkennen und bewußte Ja-sagen zur Gegenwart hinauslaufen.

Seil ist alles andere als ein Konformist, er hat selbst etwas von dem „Individuali-ütskomplex“, den er bei seinen Helden feststellt. Und das ist heutzutage ohnehin ein Labsal inmitten unserer weitgehend gleichgeschalteten, standardisierten Gesellschaft, zumal wenn einer, der die private, individuelle Sphäre verteidigt, sich dabei nicht zu Verzerrungen und Einseiligkeiten hinreißen läßt. Das muß man Seil zubilligen, ebenso wie die Fähigkeit genauer Beobachtung und Beschreibung. Sein Roman, beschwert mit sehr vielen Reflexionen, ist keine leichte, aber immer eine interessante Lektüre. Es gelingt ihm, eine bestimmte Bewußtseinslage genau zu erkunden und abzustecken. Wenn er die positiven Ansatzpunkte seiner Analyse der Gegenwartssituation in einem Menschen sucht, der selbst in vieler Hinsicht problematisch und zwiespältig ist, so liegt das weniger an ihm als an der Umwelt, die er schildert. Einer Welt, die einen Störenfried, wie den ..Partisanen“ Hartmann, recht notwendig hat. Anneliese Dempf

Das boshafte Wort, nach dein ein Werk desto durcher falle, je preiser es gekrönt, gilt für das spärlich gewordene öffentliche und Privatmäzenatentum unserer Tage nicht mehr. Schon gar nicht für das mit dein Staatspreis für Jugendliteratur ausgezeichnete neueste (fünfte) Jugendbuch des in letzter Zeit bedeutend an Raum gewinnenden „Furche“-Autors Othmar Franz Lang, „Vielleicht in fünf, sechs Jahren“ (Österreichischer Bundesverlag, Wien-München. 184 Seiten. Preis 64 S). Es ist ein anspruchsvolles Buch, am geeignetsten in der Hand fünfzehn- bis siebzehnjähriger Mädchen, aber diese Geschichte von der jungen Gymnasiastin Elisabeth, die im künstlerverseuchten Elternhaus herumgeschupft wird und erst durch Besinnung und Arbeit an sich selbst in fremdem Milieu zu sich findet, hat auch anderen Jugendlichen unserer Zeit viel zu sagen. In einer amerikanischen Mädchengeschichte für Vierzehn-bis Sechzehnjährige, Margaret Maz Craigs „Beth Hiller. wird 16“ (Schweizer Druck- und Verlagshaus AG, “iirich, 214 Seiten. Preis 6.80 sfr.fi liegen Krampf imd Lösung ausschließlich In der Seele einer Sechzehnjährigen, die von einer gehemmten Vorzugsschülerin zu einem wachen Menschen wird.

Gleich nachdenklich ist das Bubenbuch des Finnen Aapeli, „Der Hof des kleinen Petrus“ (Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt am Main. 155 Seiten. Preis 6.80 DM), die Spiegelung eines zugleich bedrückenden und erheiternden Kleineleutemilieus in den hellen Augen und wachen Sinnen eines Jungen. Gleichfalls aus Finnland, wohl noch für kleinere Leser, kommt eine weitere Erzählung der Töve Jansson aus dem Trollreich von Mumin, Schnupferich und Snorkfräulein. die man seit Jahren zu Klassikern der europäischen Kinderliteratur zählt: „Komet im Mumin-tal“ (Benziger-Verlag, Einsiedeln-Zürich-Köln, 152 Seiten. Preis 6,80 sfr.). Mehr dem modernen und zeitlosen Abenteuer zugewandt sind Ernst Vollen weiders „Roland fliegt nach Mexiko“ (Schweizer Druck-und Verlagshaus AG, Zürich. 318 Seiten. Preis 11.50 sfr.) und die Lebensgeschichte einei Leoparden: James Temple, ..Herr der Wildnis“ (Benziger-Verlag, Einsiedeln-Ziirich-Köln. 134 Seiten. Prei 7.80 sfr.). Die Verspottung der Kriminalliteratur, die Carlo Manzoni in „Der Finger im Revolverlauf“ (Albert Langen / Georg Müller, München. 18 Seiten. Preis 9.80 sfr.) auf die Spitzt treibt, ist nicht von vornherein für gendliche gedacht. Nichtsdestoweniger gehörte das Buch in ihre Hände, denn in ihnen ist ja auch zu finden, was Manzoni verspotten will ... '

Ein Ereignis auf dein Gebiet des Kinderbuches ist „Knaurs Kinderbuch in Farben“, gemalt und geschrieben von Herbert P o t h o r n (Knaur, 200 Seiten mit mehr als 1000 farbigen Abbildungen. Preis 16.80 DM), eine einzigartige frühe Enzyklopädie, welche die Sinne und die Phantasie des Kindes in gleicher Weise anspricht und anregt.

In alter Güte und immer sich wandelnder und erneuernder Form liegen wieder unsere zwei bedeutendsten Jahrbücher für die reifere, heute sehr „technische“ Jugend vor: „Cohmbus“, Band XII (Hallwag-Verlag, Bern-Sturtgart-Wien. Auslieferung für Österreich: Walter-Verlag. 304 Seiten. Preis 82.80 S), und „das neue Universum“, das bereits den 78. Band alt ist (Union-Verlag, Stuttgart. 480 Seiten. Preis 120.95 S). Stoffwahl, Texte, Illustrationen und Ausstattung kann man sich nicht besser wünschen. Der für das Gebotene staunenswert billige Preis ist nur mit der enormen Verbreitung zu erklären.

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