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Georg Ehrlich

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Die Plastiken des österreichischen Bildhauers Georg Ehrlich, der, 1937 zur Emigration gezwungen, in England lebt, sind im wesentlichen nicht von einem rationalen und geistigen Verhältnis zur Form bestimmt, sondern von einem emotionalen. Ihre sensible Empfindsamkeit, die sich zwischen sensuellem Naturalismus und Realismus bewegt, liegt in der Tradition des 19. Jahrhunderts und ist von allen Einflüssen und Erkenntnissen neuerer Plastik seit Rodin, die vor allem das Wesen der Form betreffen, in einem erstaunlichen Maß freigeblieben. Wie ein zarter Schleier liegt selbst über den Porträtköpfen vage Unbestimmtheit; sie sind im Profil ausdrucksreicher als en face. Das edle Senti-ment, das in den Figuren und Tieren mehr die gelöst gleitende Linie als die räumliche Durchdringung der Form erlebt, erinnert — vor allem in den frühen Arbeiten — an Georges Minne und an Lehmbruck, ohne die herbe Kantigkeit des einen oder die neogotische Stilisierung des anderen anzustreben. Die Typisierung liegt Ehrlich mehr als die individuelle Charakterisierung. Das ist an den Köpfen der Figuren festzustellen und erklärt auch den breiten Raum, den die Tierplastiken bei ihm in letzter Zeit einnehmen. Hier ist es wieder lehrreich, etwa seinen „Hahn“ (in der Akademie auf dem Schiller p 1 a t z) mit dem Benin-Hahn im Völkerkundemuseum und seinen „Kopf eines Kalbes“ mit etwa dem Stierkopf aus dem mykenischen Goldschatz zu vergleichen. Auch in den Zeichnungen des Künstlers ist die Empfindsamkeit stärker als die Form. Wie ein melancholischer Hauch liegt über ihnen die naiv-sentimentalische Emotion, die seine Plastiken mit der Aura seelischer Verwundbarkeit umgibt.

Schöne poetische Landschaftszeichnungen aus Niederösterreich, in denen der Geist dieser Landschaft vollkommen eingefangen ist, stellt Oswin A m a n n im oberen Foyer des Konzerthauses aus. Rein angewendete strukturelle graphische Mittel verbinden sich in den Federzeichnungen mit einem sehr sensiblen Gefühl für Raum und Atmosphäre; sie bewahren die unmittelbare Sinnlichkeit der Anschauung auch in den präkubistischen Verformungen. Einige gute Aquarelle runden die sehr sympathische Ausstellung ab, die zeigt, daß sich der Künstler auf einem eigenen, Hoffnung erweckenden und fruchtbaren Weg befindet.

Kurt A m m a n n, Empfänger des Förderungspreises für Lyrik 1961, der in der mutigen Kleinen Galerie in der Neudeggergasse ausstellt, hat in den Bildern und Graphiken seinen eigenen Weg noch nicht gefunden. Das malerisch stärkste Bild ist seltsamerweise das „konventionellste“ — das des „Gartens in Sie-vering“, das eine sehr nuancierte Tonali-tät zeigt. An den anderen Bildern überzeugt die kompositorische Fähigkeit des Malers, die aber in den Dienst des Dekorativen gestellt wird. Zwischen abstrakter Stilisierung und emotioneller Umformung müßte ein stärkerer Anschluß an die erlebte äußere Wirklichkeit treten.

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