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Französische Graphik

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Mit liebenswürdigem Takt nennt sich eine französische Graphikervereinigung „La Jeune Gravüre Contempo-r a i n e“. Der älteste Teilnehmer an ihrer Ausstellung in den Räumen des Institut Francais im Palais Lobko-w i t z, der verehTungswürdige Jacques Villon, ist 86, der jüngste 40 Jahre alt. Und so groß wie die Spannweite der in ihr vertretenen Generationen ist auch die der in ihr zutage tretenden Tendenzen. Sie reicht von den konventionellen, noch von Corot inspirierten Blättern Bersiers bis zu den technisch brillanten „Informel“ Stanley Hayters und den freien Rhythmen Veyssets, die asiatische „Zeichen“ in dramatisches Helldunkel übersetzen. Dazwischen bietet sie eine Fülle, die den ganzen Reichtum der französischen Schule, der Pariser Schule der letzten 80 Jahre veranschaulicht. Den stärksten Eindruck verdankt man einer unbezweifelbaren Entdeckung, dem Engländer Anthony Gross, der in seinen „Charivari“-Blättern auf eine seht persönliche, imaginative Weise Picasso und den Surrealismus verarbeitet hat. In der Atmosphäre von „Clochemerle“ und Dubout werden durch geistreiche Formulierungen aus einem „Polterabend“, „Dorfmusikanten“ satirische Metamorphosen geschaffen, die voll mythischer Bezüglichkeit und formaler Phantasie sind. Nach Gross ist ohne Zweifel Villon zu nennen, dessen „Kubismus“ aber mehr und mehr wie ein über den Naturalismus gelegtes Netz wirkt. Johnny Friedländer fällt durch sehr sensible, zwischen Klee und Suther-land stehende dekorative Aquatinten auf. Andre Jacquemin durch solide, wenn auch harte Zeichnung, Jacques Houplain durch eine Phantastik, die mehr Fundament besitzt als die „Wiener Schule“, der einst berühmte Fougeron durch den ideologischen Rückfall in den ausweglosen Illustrationskitsch des 19. Jahrhunderts. Eine interessante und bemerkenswerte Ausstellung, deren Positives in solider Tradition und Technik liegt, die es dem Individuum

immer wieder erlauben, sich frei darüber zu erheben.

Alfred C z e r n y, der in der Galerie Fuchs Plastiken und Zeichnungen zeigt, macht es sich nicht leicht. In bestechender Ehrlichkeit sucht er nach einer Form, die das sinnlich Anschauliche in plastische Elemente umsetzt, ohne dabei das eine für das andere zu opfern. Die Zeichnungen haben manchmal eine erstaunliche Wahlverwandtschaft zur Frührenaissance, weil sie unbewußt aus einer ähnlichen Problemstellung kommen. Die letzten Plastiken suchen zwischen Realismus und ornamentaler Stilisierung die Synthese einer Form, die ohne Aufgabe der Sinnenhaftigkeit räumliche Gliederung beinhaltet. Hier wäre einiges zu erhoffen.

„Aus zwei Kontinenten“ zeigt Theodor Allesch- Alescha in der Staatsdruckerei Ölbilder. Pastelle und Holzschnitte. Ein solideT Bildbau wird bei ihm mit atmosphärischen Formen der „neuen Sachlichkeit“ gefüllt, die sich zwischen Norbertine Bresslern-Roth und Sterrer bewegen. Durch die forcierte Stilisierung stirbt die Emotion, eindrucksvolle Skelette der Landschaften bleiben.

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