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Digital In Arbeit

Mit Grabstichel und Feder

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Der Volksverband der Bücherfreunde brachte 1947 im Berliner Wegweiser-Verlag das oben genannte Buch Walter Hofmanns heraus, das nun in besserer Ausstattung neuerdings in Stuttgart und Tübingen (Rainer-Wunderlich) erschienen ist. Das Buch enthält den ersten Band der Selbstbiographie des bekannten Volksbildners und Begründers der vorbildlichen Leipziger Bücherhallen, Walter Hofmann, der auch uns Österreichern wohlbekannt ist. Hat er doch 1922 bei der großen preußisch - österreichischen Volksbildungstagung in Braunau am Inn und im folgenden Jahr bei der Fortsetzung dieser Tagung in St. Martin bei Graz eine führende Rolle gespielt. Ebenso sind seine Leipziger Bücherhallen auch für unsere Volksbüchereireform von entscheidender Bedeutung gewesen.

Aber auch abgesehen von alledem bedeutet die Selbstbiographie Walter Hofmanns, der vor kurzem seinen 70. Geburtstag beging, für jeden, den die kulturelle Entwicklung seit 1870 interessiert, einen sehr bemerkenswerten Einblick in jene Epoche. Denn nicht nur die Entwicklungsjahre des Verfassers als solche fesseln in der vorzüglichen Sprache ihrer Darstellung den Leser von der ersten bis zur letzten Seite, er erfährt vielmehr aus unmittelbarem Miterleben höchst beachtenswerte Einzelheiten über die soziale Geschichte jener Jahrzehnte: über die ehrsame Handwerksstätte des Vaters mit ihrem gediegenem Können in der Grabstichelkunst, über die Sehnsucht des Jungen hinaus aus der Enge der Großstadt und der besdieidenen Arbeit, über die kühnen und lebensgefährlichen Versuche, den alten Rahmen zu sprengen, über Jahre der Not und der unbefriedigenden Lehrzeit in der Kunst, die ihn mit bedeutenden Männern, besonders mit Ferdinand v. Avena-rius, in enge Beziehungen bringen und ihn endlich seinen eigentlichen Beruf des Buches und der Feder finden lassen.

Die ganze Epoche der Gründer- und dann der Kunstwartzeit ist mit eindringlichster Klarheit und Unvoreingenommenheit so vortrefflich geschildert, wie dies nur einem bedeutenden und außerordentlich geschulten Erzähler gelingen konnte. „Gestalt im Chaos“ hat eine ausführliche Besprechung in der kulturpolitischen Zeitschrift „Merkur“ diese Selbstbiographie mit Recht genannt, und wir wüßten den eigentlichen Wert dieses Buches nicht treffender au kennzeichnen.

Mit berechtigter Spannung erwarten wir den in Arbeit befindlichen zweiten Band, von dem ein Kapitel unter dem Titel „Eine Freundschaft“ dem Gedenken des großen, uns Österreichern ebenfalls wohlbekannten Volksbildners Robert von Erdberg gewidmet sein wird.

Jedenfalls freuen wir uns, daß dem Verfasser nach schweren Prüfungen mit diesem Buch wieder ein freundlicher Abendschein beschieden ist, und danken ihm für' das Geschenk, das er uns Älteren als eine kostbare Erinnerung an unsere schönsten Jahre in der Volksbildungsarbeit, den jüngeren Volksbildnern, besonders den Leitern der Volksbüchereien aber, als einen spornenden Führer zum Aufbau gegeben hat.

Univ.-Prof. Dr. Viktor v. G • r a m b volle Ergänzung des bei Herder in Freiburg im Breisgau von Nell-Breuning S. J. und Hermann Sacher herausgegebenen „Wörterbuches der Politik“, davon bisher vier Hefte: 1. „Gesellschaftslehre“, 2. „Staatslehre“, 3. „Soziale Frage“ und 4. „Wirtschaftsordnung“, erschienen sind.

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