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Neues von Theo Berger
Das 8. „Philharmonische“ im Musikverein, das sogenannte Komponistenkonzert, war Theodor Berger, dem 1905 in Niederösterreich geborenen Komponisten, gewidmet. Horst Stein absolvierte sein philharmonisches „Debüt“ mit dessen symphonischem Satz „La Parola“, einem Sinnspruchstück, das 1949 und 1955 wesentlich erweitert worden war (Uraufführung: 1956 unter Michael Gielen im Konzerthaus) und der symphonischen Dichtung „Frauenstimmen im Orchester“, einem „Donau“-Bild, das Berger 1959 für den NDR komponierte. Es sind zwei mit viel Liebe zum Detail gearbeitete Partituren mit ein paar originellen Einfällen und einzelnen recht attraktiv instrumentierten Passagen. Im ersten Stück dominiert aggressive Fanfarenthematik von plakativer Einfachheit. Zehnmal kehrt dieses Motiv in verschiedener Facettierung wieder. Im zweiten versucht Berger Frauenstimmen, genauer: frei schwebende Lautkombinationen mit Instrumentalfarben zu verschmelzen und in drei Bildern: „Traum am Strom“, „Gesichte im Fieberschlaf“ und „Szene am Strom“, zusammenzufassen. Was allerdings nicht ganz überzeugend wirkt. Zu vieles bleibt da vordergründig, laut-malerische Spielerei. Schon Debussy ist in seinen „Sirenes“ auf diesem Gebiet wesentlich weiter vorgestoßen.
Horst Stein hat die Partituren mit den ausgezeichnet trainierten Damen des Jeunesses-Chors exakt realisiert, den Philharmonikern farbliche Intensität, Delikatesse des Musizierens abverlangt. Richard Slrauss' Riesen-tongemälde „Also sprach Zarathu-stra“ breitete er nach der Pause mit einigem Pathos aus, setzte kühne Farbakzente: ein mit Feingefühl für theatralische Inszenierung gebautes Monument voll erregendem Schillern.
Nathan Milstein spielte erstmals gemeinsam mit dem jungen Wiener Pianisten Rudolf Buchbinder Sonaten von Beethoven (G-Dur, op. 30/3) und Brahms (d-Moll, op. 108) und, allein, Bachs zweite Solopartita (BWV 1004) im Konzerthaus: Egal, welches der großen Meisterwerke er geigt, er prägt jedem den unverkennbaren Stempel seiner Persönlichkeit, seines Stils auf. Eine etwas kühle, intellektuell gefilterte Schönheit, von unnahbarer Atmosphäre des Introvertierten. Es mutet nach nazistischer Selbstbespiegelung an, in der der weiche, geschmeidige Ton, dieses nobel distanzierte Singen des Instruments, Selbstzweck ist. Rodolf Buchbinder, der eher vitale Pianist, setzt dagegen Akzente, die zu Mil-steins Stil in denkbar scharfem Kontrast stehen.
Die Wiedergabe der Beethoven-Sonate litt darunter hörbar: Die beiden Interpreten konnten zueinander nicht kommen. Milstein verstieg sich ins Ätherische, in ein schwereloses, erdenfernes Spiel, dem er ein paar dramatische Trümpfe aufsetzte. Buchbinder konterte mit wesentlich heftiger ausgespielten Phrasen. Ausgewogener geriet Brahms' Opus 108, in dem die beiden vor allem das Allegro und den Presto-agitato-Teil wedchikonturig nachzeichneten und mit prickelnder Spannung füllten. Höhepunkt des Abends: Milsteins Bach-Wiedergabe: sehr sachlich und gescheit gespielt, imponierend, wie er komplizierte Scheinmehrstimmig-keit zu reizvollem Arabeskenspiel werden läßt, wie er technische Probleme in einer nonchalanteren Eleganz auskostet.
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