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OTTO SCHENK / ERFOLGREICHER FESTWOCHENREGISSEUR

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Wahrscheinlich ist sei Geheimnis, daß er alles was er macht, ganz und mit letztem Einsatz macht, ob es sich nun um die seichteste Klischeerolle oder um die schwierigste Opeminszenierung handelt. Anders läßt es sich kaum erklären, daß der am 12. Juni 1930 in Wien geborene, seiner geliebt-gehaßten Heimatstadt künstlerisch bis heute treugebliebene, Otto Schenk von so vielen verschiedenen Menschen in so vielerlei Gestalt verehrt und

hochgeschätzt wird, daß er echte Popularität genießt.

Da gibt es die Josefstädtergemeinde, die schon lacht, wenn nur sein Name am Rollenverzeichnis steht („dabei bin ich gar nicht gern Komiker“); da gibt es die Informierten, die seinen Godot schon vom Keller her verfolgt haben samt den Snobs, die die Dichter Beckett und Ionesco („Nashörner“) erst durch Otto Schenks schauspielerische Durchdringung zur Kenntnis genommen haben; da gibt es die Legion der Fernseher, in deren Herzen er sich zunächst — wo gibt es das ein zweitesmal? — durch niveauvolle Werbesendungen eingeschlichen hat; da gibt es die literarischen Gourmets, die seit dem „O Wildnis“-Durchbruch auf den hinreißenden Schauspielregisseur schwören. Und da gibt es seit der vorjährigen Festwochen-„Lulu“ die Opernfans, die ihm die ganz große internationale Opernregiekarriere voraussagen. Der „Danton“, der heuer Premiere hatte, belehrte die letzten Skeptiker, die bisher von möglichen „Zufallstreffern“ sprachen, eines besseren. Otto Schenk steht unbestreitbar an der Spitze der Nachwuchsregisseure.

Die „Zauberflöte“ im Sommer in Salzburg, wird nicht mehr als

Prüfstein zu werten sein, sondern bereits als Arbeit eines Bewährten, der wie alle anderen mit dem „normalen“ Festspielbetrieb (lies: Hektik, viel zu wenig Proben, Improvisationen!) fertig werden muß. Denn längst liegen neben den Verpflichtungen im Theater in der Josefstadt weitere Abschlüsse vor: für den „Rosenkavalier“ in Frankfurt, für „Othello“ in Stuttgart, Verschiedenes für das Deutsche Fernsehen. Einzig die Wiener Staatsoper scheint Otto Schenk noch nicht zur Kenntnis genommen zu haben.

Seine Karriere verlief bisher wohltuend organisch: 1948 Matura. Reinhardt-Seminar und Jus-Stu-dium, das nach der ersten Staatsprüfung zugunsten der Theaterlaufbahn aufgegeben wird, 1951 bis 1953 Volkstheater, meist kleine Rollen, daneben rascher Aufstieg in der bereits zur Legende gewordene Kellertheaterblütezeit; 1954 holt ihn die Direktion Häus-serman-Stoß an die Josefstadt. Die erste Chance als Opernregisseur gibt ihm der damalige Direktor des Salzburger Landestheaters Klingenbeck („Zauberflöte“), in Wien Direktor Salmhof er 1961 an der Volksover („Don Pasquale“). Das vorjährige Festwochendebüt verdankt Otto Schenk Dr. Hilbert,

der ihn aus persönlicher Überzeugung durchgekämpft hat.

Die Liebe zur Oper war vor allem anderen da. Wenn man mit Otto Schenk über seine Arbeit als Opernregisseur redet, dann freut man sich auf jede seiner neuen Aufgaben. Er unterwirft sich bedingungslos dem Primat der Musik: „Die Musik ist das Maß (ich meine nicht unbedingt die Musik des .schönen Klanges').“ Er möchte das Musiktheater „entphrasen“ (dabei assoziiert er zu Karl Kraus), möchte es „entmodern“ („Sie können auch .entmodernen' variieren“). So ist er auch gegen die „Stilisierung als Ausrede“, denn „Qualität hat Stil“. „Für jedes Werk, das. man inszeniert, muß das Prinzip ganz neu erschaffen werden, jedesmal muß die Wahrheit eines Werkes neu aufgespürt werden.“

In seiner eigenen Person unterscheidet Otto Schenk streng den Schauspiel- und den Opernregisseur. Ehe er sich für eine neue Opeminszenierung entscheidet, hört er sich das Werk mindestens ein Dutzend mal an; „Was die Musik meint, das, und nur das will ich verlebendigen.“ Deshalb wohl, so fügen wir hinzu, kommt er so gut selbst mit den anspruchsvollsten Dirigenten aus ...

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