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„Und der Himmel lacht dazu..

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Die zwei jungen französischen geistlichen Schwestern, die, einem Gelübde im Krieg folgend, an einem Winterabend in der kleinen Stadt Bethlehem bei New York stehen, haben nicht, was man sonst zur Gründung eines Hospitals in Amerika — und anderswo — braucht. Aber es geht, wie ihr skeptischer Bischof einmal ahnnungsvoll sagt, „eine unwiderstehliche Macht“ von ihrem Glauben aus, von diesem Glauben: .... und dies schon seit zweitausend Jahren.“

Der neue amerikanische Film .Und der Himmel lacht dazu“ (der Titel, eine klanglich recht anheimelnde, aber nicht ganz zutreffende Übertragung des originalen „Come To The Stable“) hat zu Anfang wohl nichts anderes in der Hand gehabt als die nüchterne Story von den zwei Nonnen, die sich durch entwaffnende Demut ein Kinderspital zusammenbetteln, eine ganz simple Variante also des Glockenspiels von St. Marien. Aber es springt ein eigentümlicher Funke auf, wenn sie drüben ein zündendes Thema richtig anpacken. Und dies schon seit über fünfzig Jahren ...

Woran das liegt? Ich glaube, wir wagen im europäischen Film zu wenig, noch immer zu wenig, auch in der deutschen „Nachtwache“: vielleicht ist es jetzt in Frankreich gewagt worden, in „Gott braucht die Menschen“: wir werden es bald wissen. Aber, wer würde es bei uns wagen, den Zusammenstoß von Himmel und Erde in der Begegnung von Gregorianischem Choral und modernem Lied auszudrücken? Wir erschrecken davor, aber in „Und der Himmel lacht dazu“ wird es zum ergreifendsten, hintergründigsten Motiv des ganzen Films. Oder wäre es hierzulande denkbar, die eine der Schwestern an den entscheidenden Punkt des Films als einzigen Tennischampion zu erkennen zu geben — ganz in der Art der faustkampftüchtigen Nonne von St. Marien? Das mag alles auf den ersten Blick Nebensächliches treffen und ist beileibe kein Canon. Auch der religiöse Film drüben ist nicht unfehlbar. Die Wasserfontäne auf einem Hügel beispielsweise, die die Schwestern auf sehr natürliche Weise auslösen, woraus die Fama Wunderbares macht, kann von uns kaum als blasphemische Reminiszenz an Lourdes empfunden werden. Man sieht, es geht auch einmal richtig daneben, aber dreimal trifft es ins Schwarze, wenn sich solcherart der Himmel auf diese graue, irdische Erde neigt.

In Europa entschwebt der religiöse Film sehr häufig der Erde und bleibt gleichwohl weitab vom Himmel. In einem luftdünnen Zwischenreich entstehen dann jene bleichen, lehrreichen Fabeln, an denen zwar Hersteller und Föiderer, nicht immer aber auch die einfachen Menschen Freude und Nutzen haben.

.Come To The Stable“ ist kein eigentliches „Filmereignis“ und, im europäischen Sinne, vielleicht auch nicht das Ideal des religiösen Films. Aber wir müssen lernen, lernen, lernen von ihm: nicht feig zu sein, sondern das Äußerste zu wagen: nicht bloß za urteilen, sondern vor allem zu handeln. Und die Seele wird satter von solchem Brot, und die Erda wird schöner, und der Himmel lacht dazu. •

Und noch einmal geht in diesen Tagen ein warmes Leuchten durch einen Film. Erich Kästner ist schon einmal, in „Emil und die Detektive“, glücklich verfilmt worden. Auch „Das doppelte Lottchen“, ein Münchner Film, ist ein Volltreffer, der Weihnachtsfilm par excellence im österreichischen Programm 1950. Der springende Punkt, für die Schwestern Luise und Lotte, die mit Instinkt und Charme (durch einen gerade noch glaubhaften Rollentausch) die entfremdeten Eltern wieder zusammenführen, die richtige Besetzung zu finden, ist durch die Entdeckung und vorsichtige filmische Erziehung eines zehnjährigen Münchner Zwillingspaares ideal gelöst worden; ihr Spiel ist nicht von der brillanten Routine erbarmungslos dressierter Hollywoodscher Wunderäffchen, dafür aber von naturbelassener Frische und Lieblichkeit. Das macht den Hauptreiz des Films aus. Aber auch sonst erhellt die Regie den Film durch delikate humorige und besinnliche Lichter, wogegen die unbedeutenden Milieuschnitzer (ein Wiener praktischer Arzt ist nicht „Hofrat“ und die Endstation des seligen 3er-Wagens liegt nicht so ganz am Anfang der Kobenzlgasse) nicht schwer in die Waage fallen. Im Hintergrund der blauen Heiterkeit des Films stehen die Schatten, die eine Ehescheidung der Eltern in das Gemütsleben der Kinder wirft; auch hier ist der sichere Intellekt der Regie am Werk: in glücklichster Weise schraffiert die Meisterhand die Bruchstelle zwischen Kinderfilm und Erwachsenen-problemfilm ab. Daß der heikle Konflikt sauber und wie selbstverständlich positiv gelöst wird, rückt diesen reizenden Unterhaltungsfilm außerdem in ein hohes weltliches, im heutigen Film nicht eben häufiges Ethos.

Darob triumphieren Herz und Verstand, es freuen sich Luise und Lotte, Kunst und Kritik, und die Erde dreht und dreht sich, und der Himmel lacht dazu. Dr. Roman Herle

Aus kulturellen Vereinigungen

Österreichische Kultarvereinigung: 7. XII., 19 Uhr

(Vereinssaal, Konzerthaus), Prof Tarachand Roy (Indien): .Hinduismus'i Vortragsreihe: .Wir und die WeltreH-gionen“.

Gesellschall Ittr vergleichende Kunstforschung: 2. XII., 16.30 Uhr (IV, Gußhausstraße 25, Hörsaal III), Univ.-Prof. Dr. Bruno GrimsdStz: .Die Barockmalerei des 18. Jahrhunderts in Wien“.

Kulturgemeinschaft .Der Krell“: 6. XII., 19 Uhr (VII, Museumstraße 5), Dr. Karl Renner zum 60. Geburtstag, Univ.-Prof. Dr. Hans Bayer: .Dr. Karl Renner als Sozial-wissenschafUer“.

Wiener Urania: . XII., 19 Uhr (Mittlerer Saal), Vortragsreihe: .Spezialisten erörtern medizinische Probleme“, Univ.-Prof. Dr. Hermann Chiari iPathologie), Univ.-Prof. Dr. Felix Mandl (Chirurgie). Primär Dr, Johannes Kretz (innere Medizin), Univ -Prof. Dr. Eri Zdansky (Röntgenologie): .Krebs“. — 5. XII., 19 Uhr (Mittlerer Saal), Dozent Dr. Dietrich Roller: .Iran von heute. Als Universitätsprofessor in Aserbeidsdnn“. — 7. XII., 19.30 Uhr (Mittlerer Saal), Prof. Dr. Paul Schebesta' .Die Orang-Utan-Pygmäen von Malaya. Zwei Forschungsreisen zu den Urwaldzwergen Hinterindiens und der Philippinen“ (mit Lichtbildern). — 7. XII , It Uhr, Vortragsreiher .Osterreich und die Kultur des Abendlandes“: Univ.-Prof. Dr. jur. et phil. Heinrich Benedikt- .Österreich, die Niederlande und Spanien“.

Wiener Katholische Akademie: 4. XII., Ii Uhr, Kustos Dr. Rupert Feuchtmüller: .Friedrich Gauermann' (mit Lichtbildern). — 19 Uhr, Univ.-Prof Dr Karl Ottinger: .Die großen Bildschnitzer Wiens“ (mit Lichtbildern). — 5. XII., 17 Uhr, Kustos a. D. Dr. Rudolf Noll: „Die Anfänge des Christentums in Osterreich“. — Am 8. XII. finden keine Vorlesungen statt. (Wien I, Freyung 6, I. und II. Stiege.)

Neue Ausstellungen

Akademie der bildenden Künste: .Die bildende Kunst In der Volksbildung“ (Mo bis Sa 10—17.30).

Artaria, I, Kohlmarkt 9/1: .Robert Zinner: Aquarelle und Graphiken“ (täglich außer Sa und So 9—18).

Wiener Frauenklub, I, Tuchlaiben 11: Ausstellung der Vereinigung der bildenden Künstlerinnen Österreichs“ (10—17).

Museum für angewandte Kunst: .Mittelalterliche Bildteppiche (Mo geschl., Di bis Sa 9—16, So 9—13).

Kunsthalle, I, Zedlitzgasse 6: .Polnische Buchgraphik (8—18).

Konzerthaus: .Indien — Miniaturen und Photographien (9—17, So 9—13).

Volksbildungshaus, V, Stöbergasse 11—15: .Die Tuberkulose — Feind der Menschheit“ (10—12, 16—20).

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