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Die schwarze Romantik
LIEBE, TOD UND TEUFEL. Von Mario Präs. Die schwarze Romantik. Übersetzung ans dem Italienischen von Lisa Rüdiger. Carl-Hanser-Verlag, München, 1983. Mit 24 Bildtafeln, 464 Selten. Preis 44 DM.
LIEBE, TOD UND TEUFEL. Von Mario Präs. Die schwarze Romantik. Übersetzung ans dem Italienischen von Lisa Rüdiger. Carl-Hanser-Verlag, München, 1983. Mit 24 Bildtafeln, 464 Selten. Preis 44 DM.
„La carne, la morte, e il diavolo- nella letteratura romantica“ erschien erstmals 1930. Der Verfasser, 1896 in Rom geboren, lehrte ein Dezennium an englischen Universitäten (1924 bis 1934), derzeit ist er Professor für Anglistik an der Universität seiner Vaterstadt.
Wäre das Werk bereits in den dreißiger Jahren ins Deutsche übertragen worden, hätte es bestimmt noch mehr Aufsehen — und freilich wohl auch Kritik — hervorgerufen. Denn die deutsche Literaturwissenschaft, besonders der Nachkriegsjahre, hat sich inzwischen betreffend der romantischen Situation neue grundlegende, wenngleich meist noch recht detaillierte und spezialisierte Erkenntnisse erarbeitet, die den Grundthesen des Prazschen Werkes — Eros, Dekadenz, Gequältheit, Tod — mitunter nahekommen. Ein weiteres Manko
— um mit dem Negativen des Bandes vollends ins reine zu gelangen
— ist die Tatsache, daß neben der französischen, der englischen und der italienischen Romantik die deutsche ziemlich am Rande bleiben muß: ein doppeltes Manko, wenn man bedenkt, daß ohne die deutschen Anregungen eine mehr oder weniger europäische Romantik nie zustande gekommen wäre. Es ist ja nicht so, daß sich die deutsche Romantik mit Eichendorffs Balladen (selbst diese aber sieht man nicht mehr so harmlos an, vergleiche R. Haller, Eichendorffs Balladenwerk, 1962) oder Kerners Gesängen und so weiter erschöpfen würde. Die Nachtseiten eines E. Th. Hoffmann, die grandiose Schau eines Novalis (samt seiner Sehnsucht nach dem Tode), die Spekulationen der Brüder Schlegel stehen hier ja keinesfalls vereinzelt da. Das Exzentrische weist immer wieder auch innerhalb der deutschen Romantik in die von Praz aufgegriffenen Bezirke hinüber.
Allerdings steht das Prazsche Werk in seiner Gesamtschau und seiner systematischen Tiefenlotung menschlicher Gefühle und Gefühlsverirrungen einmalig da. Der Verfasser versäumte es nicht, sein wissenschaftliches Werk gleichzeitig zu einer Art Anthologie der schwarzen Romantik zu gestalten. Seine Kenntnisse sind umfassend und profund in einem. Seine Darstellung gibt sich klar und verhältnismäßig leicht faßlich (was gewiß auch der exakten Übertragung nicht nur des Prazschen Textes, sondern auch der aufgeführten Dichtungsbeispiele durch Frau Rüdiger zu verdanken ist). Höhepunkt der Prazschen Sicht dürfte das Schlußkapitel (Byzanz) darstellen, diesem folgt noch ein „Anhang“ Swinburne, der einige neue Perspektiven, gerade für den deutschen Leser, eröffnet; ab S. 293 gibt es nur noch Anmerkungen, eine Tatsache, die den Band ungemein bereichert, so daß man sagen könnte, das ganze zerfällt in zwei Teile: in die eigentliche kulturhistorische Darstellung und in die philologisch-literaturhistorische Interpretation und Fundamentierung.
Dem stattlichen Band sind drucktechnisch einwandfreie Tafeln beigegeben, in der äußeren Gestaltung läßt allenfalls das papierne Rückenschild zu wünschen übrig.
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