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Eine literarische Porträtgalerie

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FRANZÖSISCHE LITERATUR, 47 Porträt . Heraus e eben von Bernard P 1 n f a u d. Deutsch von Guldo G. Meister. Walter-Verlag, Olten und Freiburg I. Br. 254 Seiten. Preis 1 DM.

Der Band ist als Nachschlagwerk gedacht: Er informiert über Prosaschriftsteller, Dramatiker und Essayisten Frankreichs von 1940 bis 1960 und bietet eine Auswahl aus der 1960 erschienenen französischen Originalausgabe. Die 47 Porträts, alphabetisch gereiht, sind von verschiedenen Autoren verfaßt, und man kann annehmen, daß es sich hier um besondere Kenner des jeweiligen Schriftstellers handelt. Jedem Artikel sind eine kurze — wohl zu kurze — Biographie und ein Verzeichnis der Werke, in dem auch löblicherweise die deutschen Übersetzungen genannt werden, vorangestellt. Die einzelnen Würdigungen haben den Charakter kurzer Essays, sie sind ungleichwertig und lassen manchmal bei starker Betonung der subjektiven Sicht die nötige Sachlichkeit vermissen. Mit der Auswahl kann man nicht ganz zufrieden sein, sie ist zu exklusiv und stellt das modische literarische Experiment zu sehr in den Vordergrund. Daß eine verhältnismäßig große Anzahl hier nur wenig oder gar nicht bekannter Namen vorkommt, ist gewiß kein Nachteil des Bandes, wohl aber ist ei ein Mangel, daß bekannte Namen fehlen. Nur einige Beispiele: Luc Estang, Montherlant, Druon, Gary, Bosco, Malraux, Aragon, Prėvert, Jouhandeau, Maurois. Die katholischen Autoren werden überhaupt vernachlässigt. Seltsam nimmt sich in der exklusiven Gesellschaft, in die man keine „Unterhaltungsautoren” aufgenommen hat, ein Sensations- Schriftsteller wie Peyrefitte aus! Man wollte anscheinend nur die besonders markanten modernen literarischen Richtungen auch in ihren weniger prominenten Repräsentanten deutlich machen. Doch zu denen, „die das Bild der Literatur in Frankreich seit 1940” bestimmt haben, gehören auch noch andere Autoren. Diese bedauerliche Einseitigkeit ist vielleicht nicht dem französischen Original, sondern der deutschen Ausgabe zur Last zu legen.

Der Herausgeber Pingeau verlaßt eine sehr eigenartige Einleitung, „Schreiben heute”, die mit viel Künstelei nur wenig aussagt. Aufschlußreich und lesenswert ist dagegen der Anhang von F. Nourissier, eine offenherzige Darstellung des literarischen Lebens in Frankreich, die mit dem lapidaren Satz beginnt: „Alle Franzosen schreiben.” Der an französischer Literatur interessierte Leser wird aus dem Buch trotz der genannten Mängel einige nützliche Informationen schöpfen.

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