6791317-1970_39_07.jpg
Digital In Arbeit

Immer wieder: Koordination

Werbung
Werbung
Werbung

Seit Beginn dieses Monats ist nun auch das Zweite Programm eine Woche hindurch täglich mit seinem Angebot auf dem Bildschirm. Zweifellos eine Bereicherung für die verschiedenen Geschmackswünsche der Fernsehkonsumenten. Vor allem derjenigen, die nicht in der Nähe der westlichen oder südlichen Grenze unserer Alpenrepublik wohnen, um am oft reicher gedeckten Bildschirmgabentisch der jeweiligen Nachbarn mitnaschen zu können. Und das dürfte ja noch immer für die Mehrzahl der rund 1,4 Millionen österreichischen Fernseher zutreffen. Es ist auch nicht das geringste dagegen einzuwenden, daß sich das Zweite Programm eben um des Kontrastes willen mehr einer anspruchsvolleren Unterhaltung, dem ausgesprochenen Experiment, sei es in Film oder Fernsehspiel, und besonders auch den diversen Anliegen der Jugend zuwendet. Schon die ersten Montagabende dieses Monats, die dem am kriminalistischen Rätselraten weniger interessierten Zuschauer früher keine Wahl ließen, erwiesen ihre neuartige Zugkraft; wenngleich es nicht besonders angeraten scheint, an diesem Abend zum Beispiel, der im Ersten Programm nun einmal dem mehr oder minder eindrucksvollen „Krimi“ gewidmet ist, sich auch im Zweiten Programm mit kriminellen Regungen und Erlebnissen, wenn auch mehr psychisch durchleuchtet, zu beschäftigen. Eine wesentlich deutlichere thematische Absetzung wäre hier wünschenswert, um ein Optimum auf dem Wege zur Befriedigung der divergierenden Neigungen der Bildschirmbetrachter zu erreichen. Voraussetzung zur Erreichung dieses Zieles ist eine noch intensivere Koordinierung der Planung und gegenseitigen Absprachen zwischen den für die Durchführung der beiden Programme Verantwortlichen. So wie in täglichen Redaktionskonferenzen die geistige Linie einer Zeitung in Anlehnung an die Tagesereignisse und in Absprache zwischen den einzelnen Ressorts stets aufs neue untermauert wird, muß auch im Medium fernsehen“ eine sehr detaillierte Aufgliederung der einzelnen Beiträge kritisch und wertend diskutiert werden. Gerade am letzten Samstag erlebten wir ein Beispiel, das diese problematische Situation schlagartig beleuchtete. Da toar auf „Eins“ das Kriminalratespiel „Wer ist der Täter“ aus den Händen des für derartige Massensendungen geschickten Jürgen Roland in Farbe zu sehen, während auf „Zwei“ zu gleicher Zeit die .JShow-Chance“ lief, in der sich das Fernsehen bemühte, jungen Menschen in diesem fast unbarmherzig zu nennenden Geschäft die Möglichkeit zu geben, ihre Talente vor einem größeren Zuschauerkreis zu demonstrieren. Aber wer sah sie wirklich mit ihren teilweise recht beachtlichen musikalischen und sängerischen Leistungen? Die mittlere und ältere Generation verschrieb sich überwiegend der kriminalistischen Attraktivität auf „Eins“, der selbst die Mehrzahl der Alters- und Gesinnungsgenossen der nicht unbegabten Popkünstler huldigte. Schon in ihrem Interesse hätte man diese Veranstaltung nicht gegen die publikumswirksame Kriminalsendung konkurrieren lassen dürfen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung