6868926-1978_15_11.jpg
Digital In Arbeit

Buchstenogramm

Werbung
Werbung
Werbung

Alles über die Indianer

Ein ebenso übersichtliches wie detailreiches und insgesamt faszinierendes Handbuch „Die Indianer - Kulturen und Geschichte der Indianer Nord-, Mittel- und Südamerikas“ schrieben Wolfgang Lindig und Mark Munzel, zwei hervorragend ausgewiesene Fachleute. Das Material ist nach insgesamt 22 Kulturregionen und innerhalb dieser Einteilung nach den Sachgebieten Lebensraum, Lebensunterhalt, materieller Kulturbesitz, soziale Umwelt, Kunst und Geschichte eingeteilt. Reichhaltige Bebilderung (bester völkerkundlicher Tradition folgend gezeichnet), reichhaltiges Register, Literaturhinweise für weitere Informationen. Ein Standardwerk. (Wilhelm Fink Verlag, München, 346 Seiten, öS 369,90)

Haeusserman über Karajan

Die Darstellung, die Ernst Häusserman im gleichnamigen Buch von „Herbert von Karajan“ gibt, hat den Vorteil, daß man weiß, woran man ist. Anfänge, Aufstieg, Kämpfe, Ansichten Karajans werden hier von einem Freund wiedergegeben, und zu einem erheblichen Teil mit Karajans eigenen Worten, denn hier liegt der Fall vor, daß ein Freund als Interviewer mit dem Tonbandgerät zu Werke ging. Karajans Charakter, der Kontrast zwischen Selbstbewußtsein und Kontaktschwierigkeiten, wird deutlich herausgearbeitet der zum Abgang von der Wiener Oper führende Konflikt ausführlich aus der Sicht Karajans und des zu jener Zeit mit ihm befreundeten damaligen Burgtheaterdirektors dargestellt. Das ist allemal besser als getarnte Parteinahme unter der Maske der Objektivität, die bei einem die Meinungen derart polarisierenden Mann von niemandem zu erwarten wäre. Wer Informationen über Karajans ökonomisches Imperium und über den Geschäftsmann Karajan sucht, muß sich freilich an eine andere Adresse wenden. (Molden Verlag, Wien 1978, 312 Seiten, 41 Schwarzweißphotos, öS 248,-)

Brecht gezaust und angehimmelt

Wer erwartet heute noch von Sekundärliteratur über Brecht echte Überraschungen, ja Faszination? Der Paperback „Brecht in der Kritik - Rezensionen aller Brecht-Uraufführungen sowie ausgewählter deutsch- und fremdsprachiger Premieren“ von Monika Wyss mit einführenden und verbindenden Texten von Helmut Kindler bringt sie. Denn diese Texte spiegeln besser als jeder Jahrzehnte später entstandene Bericht die Wucht, mit der Brechts Stücke wirkten, die Ambivalenz der Reaktionen. Da zeigt sich aber auch, daß Brechts Bedeutung sofort erkannt wurde. Der Herr „GL“ von der neuen Preußischen Kreuz-Zeitung freilich bezeichnet die „Dreigroschenoper“ als „literarische Leichenschändung“, das einzig Bemerkenswerte daran sei „Die Nichtigkeit des Objektes, an welcher sie vollzogen wurde“. Man erfährt aus diesem Buch auch, wann viele Stücke von Brecht in Wien gespielt wurden: Die „Dreigroschenoper“ fünf Monate nach der Urauffüh-rung,(im Raimundtheater - eine Kritik dieser Aufführung ist leider nicht aufgenommen), die „Mutter Courage“ im April 1946 als Zürcher Gastspiel im Theater in der Josefstadt. Eine Publikation, ohne die niemand auskommen wird, der sich für die Brecht-Wir-

kungsgeschichte interessiert. (Kindler-Verlag, München 1977, 520 Seiten, Photos, Facsimiles eines Briefwech^ sels Brecht-Gründgens, öS 232,50.)

Geologie - ketzerisch

Otto Muck, dessen „Geburt der Kontinente - Ein Protokoll zum 8. Schöpfungstag“ 20 Jahre nach dem Unfalltod des Autors erscheint war ein passionierter Wanderer in den Gefilden jenseits der von der Schulwissenschaft gesteckten, oft allzu engen, aber immer diesseits der von der Logik gesteckten Grenzen. Sein Buch „Alles über Atlantis“ (FURCHE 19/1976) stand turmhoch über Kosmonauten-Dänikens und Bermuda-Berlitzens Niveau. Das neue posthume Werk ist vor allem ein ebenso vehementer wie plausibler Angriff gegen eine allzu statische Denkweise der mit der Erdgeschichte befaßten Disziplinen. Unter anderem beweist Muck recht schlüssig, daß sich die Entstehung der Fossilien jedenfalls nicht so abgespielt haben kann, wie sie üblicherweise dargestellt wird. Ein äußerst anregendes Buch eines Mannes, der auf vielen Gebieten kompetent und erfolgreich war. (Econ Verlag, Düsseldorf 1978,304 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Karten und Graphiken, öS 227,20)

Heinrich der Löwe

Der bewährte Autor populärer historischer Bücher, Helmut Hiller, schrieb „Heinrich der Löwe - Herzog und Rebell“, die Chronik eines Mannes, der bei den Historikern nicht sehr gut wegkommt, weil er konsequente weifische Hausmachtpolitik betrieb und stets in Frontstellung zu Kaiser und Reich stand. Neueste Forschungen sind berücksichtigt, die Darstellung ist flüssig und seriös. (List-Verlag, München 1978, 318 Seiten, 16 Bildtafeln, öS 249,60)

Was von den Maya blieb

Ein großartiger, schrecklicher Satz von Sartre steht als Motto dem Buch „Die Maya“ von Wilfried Westphal voran: „Es genügt, daß sie uns zeigen, was wir aus ihnen gemacht haben, um zu erkennen, was wir aus uns gemacht haben.“ Demgemäß gliedert der Amerikanist und Ägyptologe der Bonner Universität, der nicht nur als Ausgräber, sondern auch als Entwicklungshelfer tätig war, sein Werk in drei große Abschnitte: Einen, in dem an Hand der Ausgrabungsbefunde gezeigt wird, welche gewaltige Kulturleistung im präkolumbischen Amerika vollbracht, einen, in dem gezeigt wird, wie dies alles von der Conquista und dem, was ihr gehörte, zerstört wurde, und einen Bericht über die heutigen Maya. Das Resultat dieses Berichtes ist tiefe Beschämung für den Kulturmenschen. Wer sie nicht empfindet, ist keiner. (C. Bertelsmann, München 1977, 400 Seiten, Färb- und Schwarzweißphotos und Strichzeichnungen, öS 265,20.)

Schwedischer Moderner

Eine kultivierte „expressionistische“ Palette und starke Naturverbundenheit kennzeichnen den 1919 geborenen schwedischen Maler Stig Alyhr, dessen Werke der Band „Der Maler Stig Alyhr“ in einer repräsentativen Auswahl vorstellt. Dreisprachiger Einleitungstext. Leider keine Datierungen der abgebildeten Arbeiten, dafür gleich zweimal die Zentimetermaße jedes Bildes! (Delp'sche Verlagsbuchhandlung, 88 Seiten, 41 Abbildungen, zum Teil in Farben, öS 152,50.)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung