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Die Kunst-Feministinnen

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„Zahlreiche Werke widerlegen das Vorurteil, Künstlerinnen fehle es an eigenständigen Themen und Ideen."

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„Zahlreiche Werke widerlegen das Vorurteil, Künstlerinnen fehle es an eigenständigen Themen und Ideen."

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Die Frau in der bildenden Kunst ist noch lange nicht gleichberechtigt. Engagierte Künstlerinnen fühlen sich durch Kritik und Ausstellungspolitik abgewertet, sei es nun, daß ihnen Subventionen eher versagt werden oder ihre Ausstellungsvorhaben unter größeren Schwierigkeiten durchzuführen sind als die ihrer männlichen Kollegen.

Ein Beispiel von der Wiener Hochschule für angewandte Kunst: Eine vom Rektor versprochene spontane Ausstellung von Arbeiten der Studentifmen als ein Versuch, aus der Anonymität auszubrechen, wurde von den Männern des Professorenkollegiums abgesagt.

Ein Beispiel für viele. Nicht grundlos traten also kürzlich einige Künstlerinnen mit konkreten Vorschlägen und Forderungen zur Verbesserung ihrer Situation an die Öffentlichkeit. Anläßlich einer Konfrontation zwischen bildenden Künstlerinnen und Kulturpolitikern in der Modern Art Galerie in Wien präsentierten Renate Bertimann, Valie Export, Waltraut Cooper und Charlotte Seidl ihre Ideen. Viel war vom Geld die Rede, doch auch um ideelle Unterstützung müssen die Künstlerinnen kämpfen. Sie fordern die Gleichstellung der Frauen bei der Vergabe von Stipendien, in der Ausstellungspolitik sowie stärkere Unterstützung und Information durch die Medien. Verschiedene Vorschläge zur Verbesserung der sozialen Situation der Künstlerin ergänzen die Forderungen.

Stein des Anstoßes ist immer wieder die Besetzung diverser Gremien im Kultur- und Kunstbetrieb. In den Kulturabteilungen, Filmbeiräten und staatlichen Entscheidungskommissionen zur Vergabe von Stipendien sitzen zum Großteil Männer - ein weiterer Grund für, die Chancenungleichheit,

Soll man Jörg Krichbaum upd. Rein A. Zondergeld, den Autoren des 1979 erschienenen Buches „Künstlerinnen - Von der Antike bis zur Gegenwart“ (Du-Mont-Verlag, Köln) glauben, so kann von einer zu geringen Beachtung der Künstlerinnen durch die Kunstgeschichte keine Rede sein. Aus historischer Sicht gäbe es zahlreiche Beispiele für erfolgreiche bildende Künstlerinnen, über viele von ihnen seien Monographien erschienen.

Bemerkenswert ist jedenfalls ein gewaltiges Informationsdefizit auf diesem Gebiet, selbst in Fachkreisen. Eine an drei deutschen Universitäten durchgeführte Umfrage brachte es zutage. Selbst Studentinnen und Studenten des Faches Kunstgeschichte mußten bei der Frage nach drei Malerinnen passen. Den meisten fiel kein einziger Name ein, manche konnten einen, die wenigsten zwei Namen nennen.

Und doch gab es zu allen Zeiten immer wieder Frauen, die in der bildenden Kunst großartige Werke schufen und von ihren Zeitgenossen hoch angesehen waren. Schon Plinius der Ältere hat sich mit der Kunst von Frauen beschäftigt und in seinen Büchern eine Reihe von Namen antiker Künstlerinnen festgehalten.

Kunstvolle Stickereien, Teppiche und illustrierte Bücher, die in Nonnenklöstern verwahrt die Jahrhunderte überdauerten, zeugen vom regen Kunstschaffen der Frauen im Mittelalter. Die aufgeschlossene Zeit der Renaissance bot schließlich vielen Frauen aus bürgerlichen, humanistisch gebildeten Familien die Möglichkeit, als Kupferstecherinnen und Kopistinnen oder aber als eigenständig arbeitende Künstlerinnen hervorzutreten.

Im 17. Jahrhundert fällt die Vielseitigkeit im Kunstschaffen der Frauen auf, die Vielfalt der Themen, denen sie sich zuwandten und die unterschiedlichsten Techniken, die viele Malerinnen beherrschten. Schon im 18. und 19. Jahrhundert genossen Frauen die künstlerische Ausbildung an Akademien und eröffneten eigene Ateliers. Wir wissen auch von der Wertschätzung, die manche Künstler ihren Kolleginnen entgegenbrachten. Van Dyck etwa hielt die italienische Renaissancemalerin Sofonisba Anguissola für die bedeutendste Künstlerin ihrer Zeit.

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