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Die „Palette" und die Budgetkürzung

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„Das hätte ich mir gar nicht so schön vorgestellt": Was die 12jährige Karin aus Niederösterreich während der Schlußveranstaltung auf der berühmten „Jedermann"-Bühne auf dem Salzburger Domplatz ihrer Freundin zurief, dürfte wohl einer der unmittelbarsten Eindrücke gewesen sein, die 2500 Jungscharmädchen mit ihren Gruppenführerinnen fünf Julitage lang in der Stadt an der Salzach gewonnen haben.

Und er trifft nahezu uneingeschränkt auf das dritte Treffen dieser Art zu: Auf die „Palette '80" (14.-19. Juli).

Es ist dies die größte Mädchenveranstaltung im gesamten mitteleuropäischen Raum - und zwar nicht nur infolge der mehr als zweijährigen Vorbereitungszeit für die Jungscharführung und rund zwei Dutzend ehrenamtlicher Bereichsleiter (die an Ort und Stelle von weiteren 300 Helfern unterstützt worden sind).

Es ist zudem die größte Mädchenveranstaltung, die auf sympathische Art und Weise „Flagge" zeigt: Gelebtes Christentum als natürlichste Sache der Welt zur Schau getragen. Und daher eigentlich auch gar nicht der Rede wert.

Was aber nur für die Mädchen selbst Gültigkeit hat - denn in der Festspielstadt selbst war die „Palette" ständig präsent, ob das nun die großen Abendveranstaltungen auf dem Domplatz oder im Dom selbst gewesen sein mögen, das „musische Zentrum" auf dem Kapitelplatz - wo neben Papier vor allem das eigene wie das Gesicht der Freundin kunstvoll bemalt wurde, wo man Ton formen und Ytong behauen konnte - oder der „Palette-Corner" beim Alten Markt, wo die verschiedensten Jungschargruppen für die Bevölkerung und die Touristen sangen, tanzten und ihre Übungen aus der rhythmischen Gymnastik zeigten.

Womit schon einiges zum Programm gesagt worden ist - neben den bereits erwähnten kreativen Bewerben, neben Rollenspiel und Pantomime gab es auch eine Reihe sportlicher Disziplinen vom Lauf bis hin zu Tischtennis und Badminton.

Aber das war nicht ausschlaggebend für das Gelingen dieser Veranstaltung. Ausschlaggebend war vielmehr das Erlebnis, das Erlebnis „Gemeinschaft" und das Erleben eines riesigen, fünf Tage andauernden „Festes".

Schlagworte zwar beide, aber in Salzburg in die Tat umgesetzt.

Auch der für Jugendfragen zuständige Diözesanbischof Johann Weber aus Graz hat das erkannt und in seiner Predigt für die Jungscharmädchen auf das Bibelzitat vom reichen Fischfang verwiesen: Drei Netze, so sagte Weber, gelte es zu knüpfen - eines für die sozial Bedürftigen, eines für die Jungschar und die Verbreitung ihrer Anliegen und eines für jedes Mädchen selbst: „Jeden Tag einmal sollten wir ein Netz mit Gott knüpfen, indem wir mit ihm reden."

Apropos Anliegen der Jungschar: Eines, ein sogar wesentliches im Katalog

der Gesamtführung - nämlich das Vermitteln von Aktionen, von Erlebnissen - ist hier in Salzburg verwirklicht worden. '

Andere Schwerpunkte der größten österreichischen Kinderorganisation liegen im Tradieren einer christlichen Weltanschauung auf kindgerechte und zeitgemäße Art und Weise sowie vor allem auch in der Vertreterfunktion einer sozial sehr schlecht gestellten Bevölkerungsgruppe, die in verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens kraß unterrepräsentiert ist.

Und - wie andere Jugendorganisationen auch - vom Staat im kommenden Jahr wahrscheinlich noch schlechtergestellt sein wird: Denn in den ersten Verhandlungen für den neuen Bundesju-gendplan (die FURCHE brachte dazu bereits ein Gespräch mit dem Bundes-jugendring-Vorsitzenden Franz Küberl, Nr. 25/1980), ist nicht mehr „nur" von einem neuerlichen Einfrieren des zur Verfügung gestellten Budgets wie schon seit Jahren die Rede.

Ganz im Gegenteil: Insiderinformationen lassen vielmehr sogar eine Budgetkürzung um 15% befürchten

Was die „Palette '80" damit zu tun hat? Nun, indirekt ist sie angesichts derartiger Eventualitäten zur Demonstration geworden: Zur Demonstration zwar wider Willen, aber im eigenen Interesse. Und zwar nicht im negativen Sinn, sondern in gewinnendem, überzeugendem Stil. Denn es tut sich was bei Österreichs Kinder- und Jugendorganisationen. Die „Palette '80" war dafür der beste Beweis.

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