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Ein delikater Balanceakt ist gescheitert
Die Bischöfe der USA waren nach beinahe zehn Jahren der Beratung nicht in der Lage, in der Bischofskonferenz mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit einen gemeinsamen „Frauenhirtenbrief" zu beschließen.
Die Bischöfe der USA waren nach beinahe zehn Jahren der Beratung nicht in der Lage, in der Bischofskonferenz mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit einen gemeinsamen „Frauenhirtenbrief" zu beschließen.
Die amerikanischen Bischöfe sind mit der Arbeit an ihrem Frauenhirtenbrief einen langen Weg gegangen. Viele von ihnen waren über die Jahre in einen fruchtbringenden „Dialog" mit katholischen Frauen geraten, und bereit, die Gleichberechtigung der Frauen nicht nur in allen politischen und gesellschaftlichen Lebensbereichen, sondern auch innerhalb der Kirche zu fordern. In drei verschiedenen Entwürfen sollte die Möglichkeit der Weihe von Frauen zu Diakonen - und anfänglich auch die zu Priestern - einer gründlichen Prüfung unterzogen werden. Und sie verurteilten den „Sexismus" als „gesellschaftliche Sünde".
Widerstand innerhalb der Bischofskonferenz regte sich jedoch gegen den nach vatikanischen Interventionen umgeschriebenen vierten und letzten Entwurf des Frauenhirtenbriefs, der eine klare Begründung abgeben wollte, warum Frauen in der katholischen Kirche die Priesterweihe vorenthalten bleiben müßte. Diese kirchliche Tradition sei, hieß es, keine „simple Fortschreibung vergangener Praktiken", sondern begründe sich im sakramentalen Charakter des Weihepriester-tums, in der Theologie der Eucharistie und in der „biblischen Symbolik", daß Christus der „Bräutigam" der Kirche sei.
Dieses klare Nein zur Priesterweihe für Frauen wollte eine qualifizierte Minderheit von 110 der insgesamt 247 anwesenden Bischöfe jedoch nicht mittragen. Erzbischof Rembert Weakland, einer der prominentesten Bischöfe in den USA, befürchtete, daß mit einem Beschluß des Frauenhirtenbriefs für die Kirche „eine weitere Generation von wunderbaren jungen Frauen" verloren sei. Die Bischöfe mußten daher in einem delikaten Balanceakt versuchen, einerseits nicht gegen die offizielle Lehre der Kirche zu verstoßen, andererseits aber auch die Erwartungen und Hoffnungen der Mehrheit der katholischen Frauen nicht zu zerstören.
Bischof Joseph L. Imesch, der verantwortliche Vorsitzende des Autorenteams, erklärt sich den Fall des Frauenhirtenbriefs damit, daß nicht wenige Bischöfe ein großes „Problem" mit dem „Verbot des Vatikans" hätten, über die Frage der Priesterweihe für Frauen nachdenken zu dürfen. Und Erzbischof Weakland erwartet, daß die amerikanische Bischofskonferenz bei der derzeitigen Praxis der vatikanischen Interventionen nicht mehr in der Lage sei, richtungsweisende Hirtenbriefe, wie den Friedenshirtenbrief (1983) und den Sozialhirtenbrief (1986), zu beschließen.
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