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Ein Jubiläum als Aufbruch

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Beim ersten Hinhören scheint so ein „Hemmajubiläum" eine dubiose Sache zu sein. Was kann eine Diözese tun, wenn der 700 Jahre zurückliegenden Seligsprechung imd der vor 50 Jahren erfolgten Heiligerklärung ihrer „Stifterin" zu gedenken ist?

Heiligenverehrung im christlichen Sinn meint nicht das Anbeten von Statuen oder Bildern. Der Heilige ist für den Christen ein

Bürge dafür, daß das Christentum nicht bloß eine romantische Ideologie ist, sondern bedeutet ihm: was du glaubst, kannst du noch authentischer leben. Keine Ausrede gilt, du kannst es vollkommen authentisch tun.

Deshalb ist das zu feiernde Jubiläum nach vorne orientiert: Geschichte ist nicht zum Verdrängen, aber auch nicht zum Verklären da. „Wieviel Zukunft hat unsere Vergangenheit?" heißt das Thema der Eröffnungsveranstaltung im Herbst und gibt damit den Cantus firmus der nächsten Jahre an. Wenn die Kirche durch die Jahrhunderte kultur- und sinnstiftend in einem gefährlich schönen Land war, will sie das auch für die kommenden Generationen sein.

Sie wird mit hohem Respekt vor anderen Uberzeugungen allen Lebensbereichen ihre Einladung aussprechen: nicht fundamentalistisch oder wehleidig-moralisie-rend, sondern als Angebot zur freien Annahme.

Das Hemmajubiläum will mit diesem Stil die wertvolle Tradition von Katholikentagen und Sjmoden aufgreifen: sicher auch als Beweis dafür, was in dieser Kirche trotz aller Krankjamme-rei von innen und außen alles möglich ist. Es geht um den Abbau von Grenzen und den unglaublich spannenden Dialog mit allen Menschen. Kärnten überall im Horizont des Evangeliums zu sehen ist nicht in drei Jahren abgeschlossen; es ist bestenfalls Aufbruch, Beginn eines Weges.

Der Vielfalt der Welt wird eine Vielfalt von Initiativen entsprechen: ein Sozialprojekt, Teilen mit der Dritten Welt, Wallfahrten, eine Ausstellung, ein Katholikentag als abschließendes Fest.

Die Schnittlinie zwischen drei Kulturräumen, von Ost und West, soll als Verbindungslinie gesehen werden.

Daß der Papst 1988 nach Kärnten kommen wird, darf als glückliche Fügung bezeichnet werden. Wenn nach dem Hemmajubiläum einigen Strandbadbesuchern oder Bergsteigern die Kirche nicht mehr als lästige Großtante erscheint, dann haben sich die Anstrengungen, hat sich diese „katholische Aktion" gelohnt.

Der Autor ist Generalsekretär der Katholischen Aktion Kärntens und des .lenuna-Jubiläums 1987-89.

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