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Ein neuer Bantustaat namens Bophuthatswana

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Das zweite Bantu-Heimatland in Südafrika, das - nach der Transkei - die staatliche Selbständigkeit anstrebt, ist Bophuthatswana im Nordwesten des Territoriums der Republik. Ursprünglich für das Jahr 1978 in Aussicht genommen, wurde der Unabhängigkeitstag nunmehr auf den 6. Dezember dieses Jahres festgesetzt. Die Vorverlegung erfolgte auf Drängen der Regierung von 1,8 Millionen Tswana.

Bophuthatswana ist flächenmäßig das größte der im südafrikanischen Staatsverband verbliebenen acht schwarzen Heimatländer. Mit einer jährlichen Regenmenge von 500 Millimeter und mehr gehört es zu den klimatisch begünstigten Gebieten Südafrikas. Viehzucht und Ackerbau sind die Haupterwerbszweige, aber der bedeutende Reichtum des Landes an Bodenschätzen läßt für die Zukunft einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung erwarten.

1972 wurde dem Land die Selbstverwaltung verliehen. Chefministerist der Führer der demokratischen Partei, Häuptling Lucas Mangope.

Jenen, die auf allzu vereinfachende Weise die Formel nachsprechen, in Südafrika solle „die schwarze Mehrheit” herrschen, hält er entgegen, es gebe keine einheitliche „schwarze” Nation in Südafrika. Wenn Schwarze regierten, wäre sein Volk gegenüber den über 4 Millionen Zulu und den 4 Millionen Xhosa eine rechtlose Minderheit.

Entscheidend wird sein, ob es ge lingt, die zerstückelten und verzahnten Siedlungsgebiete zu abgerundeten Staatsgebieten zusammenzufassen. Auf dieses Problem sollte das Hauptaugenmerk gerichtet werden. Um es zu lösen, sind echte Opfer gerade auch seitens der Weißen gerechtfertigt und notwendig.

Die Transkei und auch Bophuthatswana sind, was die Territorialfrage betrifft, relativ günstige Fälle. Ihrer weiteren Entwicklung als selbständige und unabhängige Staaten steht nichts im Wege als die Verweigerung ihrer Anerkennung durch die Welt. Dem Diktat der Staaten des Ostblocks und der Dritten Welt unterwerfen sich in dieser Angelegenheit sämtliche Regierungen der freien Nationen.

Hierüber zutiefst verbittert, klagte der Chefminister der Transkei, Kaizer Matanzima, die UNO an, sie lege es auf die Schaffung von Konflikten an, statt die im Gange befindliche Entkolonialisierung in Südafrika zu fördern. Matanzima überhäufte seine eigenen „schwarzen Brüder”, die von der linksextremistischen Welt zu einer aggressiven Haltung gegen sein Volk und seine Politik überredet worden seien, mit Vorwürfen.

Es ist hoch an der Zeit, daß die westlichen Staaten sich ermannen und dem bösen Spiel ein Ende setzen. Ein Durchbruch in der Frage einer Anerkennung der Transkei, und später Bo- phuthatswanas, wäre ein Zeichen der Stärke und der Treue zum Prinzip des Rechts auf Selbstbestimmung.

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