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Exhibitionistisches Treiben in Österreichs Urlaubsorten

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Nun hat es also ein Tiroler Abgeordneter doch einmal offen ausgesprochen, das böse Wort vom „häßlichen Deutschen", das wir immer schon auf uns zukommen sahen. Aber ein Trost für uns war wenigstens, daß wir trotzdem gern nach Österreich kommen dürfen, wenn wir uns wenigstens anständig anziehen würden.

Dazu brauchte man allerdings eine Kleider-Verordnung und die wurde von den anderen Parteien leider abgelehnt, weil sie dem schnöden Mammon des Fremdenverkehrs verpflichtet sind. Die schauen sich lieber weiterhin nackte männliche Oberkörper mit schwabbelnden Bäuchen darunter und aus engen Höschen hängende weibliche

Hinterbacken an, statt klare Richtlinien für die Klamotten zu geben.

Der ästhetisch beleidigte Abgeordnete hat diese touristischen Hängebäuche samt Fettärschen genau ins Sommerloch der Medien geworfen. Sofort wurden die deutschen Touristen von deutschen Zeitungen dort gepackt, wo noch deutsche Ehre greifbar war.

Den Urlaubern wäre auch sofort der Kragen geplatzt, wenn sie nicht halbnackt und wehrlos schwitzend dagestanden wären. So konnte allenfalls dem einen die Turnhose platzen und der anderen die Tanga-schnur reißen.

Solche geschmacklos in Strandkleidung durch Dörfer und Städte schlurfenden Urlauber trifft man allerdings nicht nur in Tirol, sondern leider in ganz Europa. Aber

- was die größte Gemeinheit ist -viele von denen ahmen auch noch österreichischen Dialekt nach!

Man hätte mit dem Thema natürlich auch ein gewichtiges Problem aller Sommer-Urlaubsgebiete ansprechen und eine Reihe von Fragen aufwerfen können: Warum zum Beispiel fühlen sich Touristen in einem gebuchten Land sofort wie in einem besetzten Land, wo sie auf Gepflogenheiten und Gefühle der Eingeborenen keine Rücksicht zu nehmen brauchen?

Oder: Warum hat der liebe Gott gerade meist diejenigen Menschen, die er mit den schwersten Schönheitsfehlem belastete, dafür so überreich mit exhibitionistischem Bekennermut beschenkt?

Warum sind Menschen, die für viel Geld ausziehen, die landschaftlichen und kulturellen Schönheiten der Welt kennenzulernen und abzufotografieren, ausgerechnet für die eigene Häßlichkeit und deren geschmacklose Zurschaustellung völlig blind? Schauen die ihre Dias zu Hause nie an?

Da hätte man allerdings neben Deutschen, Holländern, Tschechen, Engländern, Schweden et cetera auch die Österreicher nicht vergessen dürfen, denn auch die üppigen Modelle eines Manfred Deix machen im Ausland Urlaub. Und in der Hitz!

Aber die Anteilnahme der österreichischen Öffentlichkeit ist halt doch immer noch am größten, wenn es gegen die Deutschen im allgemeinen und die Piefkes im besonderen geht.

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