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Falsches Bild
Schon das Titelbild setzt einen falschen Akzent. Das ist nicht der Dr. Eberle der „Schöneren Zukunft“, sondern jener vor dem Ersten Weltkrieg als er noch gar nicht in Österreich war. So setzt auch das Buch mißverständliche Akzente trotz aller Tatsachenberichte und wörtlichen Zitate. Ein Beispiel, wie man mit solchen Fakten trotzdem die Wirklichkeit nicht treffen kann.
Abgesehen von Fehlern, die man jederzeit und leicht bei den heute noch lebenden Mitgliedern der Familie hätte korrigieren können, war Eberle nie Wegbereiter des Nationalsozialismus in Österreich, er war von Anfang an dessen überzeugter Gegner!
Wenn er in der „Schöneren Zukunft“ taktische Manöver durchführte, also Dinge aufgriff, denen man zustimmen konnte, mit Hitler- Zitaten argumentierte, so tat er das auf Bitten der österreichischen und deutschen Bischöfe, um die Zeitschrift solange wie möglich auch während der NS-Zeit zu halten.
Kann man überhaupt eine Zeit darstellen, ohne ihre Atmosphäre gekannt, geatmet und erlebt zu haben? Man vergegenwärtige sich nur unsere heutige Situation, wo katholische Theologen Ideen von Marx aufgreifen, mitunter sogar von ihren christlichen Wurzeln sprechen. Wird man ihnen später einmal Kollaboration mit dem Marxismus oder gar Kommunismus vorwerfen?
Wenn Lech Walesa sich ausdrücklich zur derzeitigen Regierung von Polen bekennt, ist er dann ein Kollaborateur?
Man lese das Kapitel „Deutschösterreich“ in den eben erschienen Memoiren Maletas und wird verstehen, was die Betonung des Deutschtums damals bedeutete. Kardinal Galens Haltung dem Nationalsozialismus gegenüber als „ambivalent“ zu bezeichnen, ist einfach ein Mißgriff.
Nicht die Noten allein, auch ihre Intonierung machen die Musik.
ZWISCHEN KREUZ UND HAKENKREUZ. Die Haltung der Zeitschrift „Schönere Zukunft" zum Nationalsozialismus in Deutschland 1934 - 1938. Von Peter Eppel. Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Wien-Köln. Graz 1980. 407 Seiten, öS 796.-
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