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Bregenzer Festspiele
Die Zeit der Improvisationen, nicht nur der organisatorischen und verkehrsmäßigen, sondern auch der künstlerischen, liegt weit zurück. Heute, im fünften Festspielsommer, hat Bre-genz schon seine Tradition; mag sie kürzer sein als die von Salzburg, sie besteht in ihrer Eigenart! Es darf heuer mit Befriedigung festgestellt werden, daß die fortgesetzten Vergleiche mit Salzburg aus der Diskussion verschwunden sind. Die Gefahr der Konkurrenzierung des Besuches besteht schon darum nicht, weil das österreichische Bodenseeufer ein ganz anderes Einzugsgebiet hat als die schöne Stadt an der Salzach. — Der Raum zwischen dem Pfänder und der großen Wasserfläche gibt den Bregenzer Festspielen zwingend den Rahmen. Darum ist das nach außen am stärksten in Erscheinung tretende Ereignis in Bregenz alljährlich das Spiel auf dem See. Von 1946 bis 1950 hatte offenkundig die Tendenz zur räumlichen Erweiterung vor-geherrscht. Hatte im ersten Jahr der Gondelhafen zunächst nur bescheidene Möglichkeiten für „Bastien und Bastienne geboten, bediente sich 1947 „Die Entführung aus dem Serail“ bereits der wesentlich größeren Dimensionen des Strandbades, wo 1948 der bisherige Gipfelpunkt in der „Nacht in Venedig' erreicht wurde. Nach diesem einmaligen Erfolg hörte man die Frage, ob hier noch eine Steigerung möglich seit Heuer zog man den äußeren Rahmen enger als für „1001 Nacht“ im Vorjahr und kehrte etwa zu den Formen der „Nacht in Venedig“ zurück, ausgesprochen zum Vorteil des ganzen Spieles, das bei aller Entfaltung äußeren Prunkes doch nicht der Konzentration entbehrte. — Die Wahl war heuer auf Millöckers „Gasparone“ gefallen. Die Anpassung des Textes hat Professor Dr. Friedrich Schreyvogl, die der Musik Anton Paulik mit Rudolf Kattnigg besorgt. Paulik dirigiert auch die Wiener Symphoniker, und wieder zeigt es sich, daß auch feinere Klangwirkungen im Freien keineswegs verlorengehen. Bühnenbildner Max Röthlis-berger und Regisseur Karl Schmid-Bloß schöpfen die ihnen gegebenen Möglichkeiten voll aus. Starken Eindruck machte auch das Wiener Staatsopernballett, das „Coppelia“ von Leo Delibös und die „Österreichische Bauernhochzeit“ von Franz Salmhofer darboten. Der Dank des Publikums für das Ballett war um so herzlicher, als hierzulande außerhalb der Festspiele keine Möglichkeit besteht, künstlerische Tanzkunst in dieser Vollendung kennen zu lernen, während bei Theater und Musik die Popularisierung durch den Rundfunk auch außerhalb der Theaterstädte eine gewisse Gewöhnung geschaffen hat.
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