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Gesellschaftspolitik aus dem Glauben

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Auf der Generalversammlung der Internationalen Union Katholischer Männer UNUM OMNES wurde kürzlich in Rom der Vorsitzende der Katholischen Männerbewegung, Dr. Johannes Farnleitner, zum Präsidenten der weltumspannenden Organisation gewählt. Er ist den FURCHE-Lesern als Mitarbeiter bekannt und schildert hier die Aufgaben, denen er in seinen neuen Funktionen gegenübersteht.

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Auf der Generalversammlung der Internationalen Union Katholischer Männer UNUM OMNES wurde kürzlich in Rom der Vorsitzende der Katholischen Männerbewegung, Dr. Johannes Farnleitner, zum Präsidenten der weltumspannenden Organisation gewählt. Er ist den FURCHE-Lesern als Mitarbeiter bekannt und schildert hier die Aufgaben, denen er in seinen neuen Funktionen gegenübersteht.

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Die Internationale Union Katholischer Männer wurde unter dem Namen UNÜM OMNES über Anregung des Vorsitzenden der Unione Uomini di Azione Cattolica Italiana, Dr. Luigi Gedda, 1948 in Lourdes gegründet. Mit dieser Organisation wollten es die Männer nicht nur den Frauen und der Jugend gleich tun, die zu dieser Zeit bereits über funktionierende internationale Verbände verfügten, sondern gingen vor allem von dem Gedanken aus, daß erwachsene Männer, die das Christentum nicht nur in ihrem privaten, sondern bewußt auch in ihrem beruflichen Leben praktizierten, eine tragfähige Basis für Verchrist-lichungsbemühungen der Welt bilden würden.

Aus einer in den Anfängen rein europäischen Organisation entwickelte sich rasch eine vier Erdteile umfassende. Bezüglich eines Beitrittes australischer Organisationen laufen derzeit Verhandlungen.

Hauptaufgabe von UNUM OMNES war von allem Anfang an die gegenseitige Information, vor allem über die praktisch gemachten Erfahrungen, die Erfolge, aber auch die gerade in der Apostolatsarbeit auch sehr häufigen Mißerfolge. Frühzeitig wurde auch versucht, die sehr unterschiedliche organisierten einzelnen Mitglieder auf internationale Aktionen einzustimmen. Dabei ging es nicht nur darum, in der Dachorganisation aller katholischen Verbände (ICO) mitzuarbeiten und mitzubestimmen, sondern auch in verschiedenen anderen internationalen Organisationen, vor allem in bestimmten Tochterorgänisationen der Vereinten Nationen - zum Teil als Beobachter - mitzuarbeiten.

Die Entwicklung von UNUM OMNES war sehr stark bestimmt von den innerkirchlichen Bewegungen. Dies nicht nur in Europa, wo es vor allem die Auseinandersetzung um die Sinnhaftigkeit naturständischer Organisationen und der Verlust vieler aktiver Mitglieder an die neu gegründeten Pfarrgemeinderäte war, welche die Entwicklung bestimmten, sondern auch in Lateinamerika, wo vor allem die soziale Auseinandersetzung auf Organisationen und Organisationsbereitschaft abfärbte und schließlich in eine Reihe von Ländern der dritten Welt, wo immer wieder auftauchende Konflikte zwischen traditioneller Kirchenstruktur und erwachsendem Laien-Selbstbewußtsein zu Krisen führten.

Darüber hinaus waren es auch Revolutionen und Umstürze, welche in einigen Ländern zur Auflösung oder zum Verbot der Mitgliedsorganisationen von UNUM OMNES führten wie etwa in Äthiopien.

Die Arbeit von UNUM OMNES war

in den 30 Jahren ihres bisherigen Bestehens stark von den Persönlichkeiten der jeweiligen Präsidenten bestimmt. Der erste Präsident war der Franzose Jean le Cour Grandmaison, ihm folgten Jose Maria Otero y Na-vascuez (Spanien), Henri Rollet (Frankreich), der polnische Exilgraf Balinski, Dr. Johannes Wissborn (Bundesrepublik Deutschland) und von 1975 bis 1978 der Amerikaner Ferd Niehaus. Gerade unter diesem erlebte die Organisation einen neuen Frühling, da dieser mit unerhörtem Einsatz fast alle Länder bereiste, in denen noch keine Mitgliedsorganisationen bestanden und wertvolle Kontakte knüpfte, auf die bei den gegenwärtigen Expansionsbemühungen aufgebaut werden kann.

Gerade in den letzten drei Jahren hat sich die Arbeit von UNUM OMNES neu orientiert. Es wird mehr Gewicht als früher auf eine intensive Information auf breitester Basis gelegt, es sollen jährlich gemeinsame Aktionen durchgeführt, richtungweisende Studien zu aktuellen Anliegen erarbeitet, in Regionalkonferenzen bestimmte Sonderprobleme aufgearbeitet werden.

Mit der Wahl eines Österreichers zum Präsidenten für die nächsten drei Jahre wurde nicht zuletzt die international als beispielhaft angesehene österreichische Organisation gewürdigt. Die von der KMBÖ beim Delegiertentag in Salzburg geprägte Devise „Gesellschaftspolitik aus dem Glauben“ hat bei den Verbänden in den übrigen Ländern großen Anklang gefunden. Das Hauptgewicht in der nächsten Zeit soll organisatorisch auf eine weitere Ausbreitung

und Intensivierung der Arbeit gelegt werden: Hiezu soll auch die Ernennung von Kontinentalverantwortlichen in Nord- und Südamerika sowie in Afrika ebenso beitragen wie die Übernahme von Sponsorschaften für Organisationen in den Ländern der dritten Welt durch europäische Bewegungen.

Auf dem Sektor der Menschenrechte, mit deren Durchsetzung sich die letzte Generalversammlung vom 26. bis 29. Oktober vorrangig befaßte, sollen über engere Kontakte zwischen Ländern, in denen Menschenrechte gefährdet sind, wie etwa Argentinien, und den europäischen Ländern direkt und ohne Inanspruchnahme oft problematischer Drittinformationen Aktionen gesetzt werden.

Das von den Vereinten Nationen für 1979 ausgerufene Jahr des Kindes soll gemeinsam mit den übrigen internationalen katholischen Organisationen dazu verwendet werden, um die Rechte der Ungeborenen besonders herauszustellen.

Der Aufruf des Papstes

Papst Johannes Paul II. hat in einer sehr ermutigenden Ansprache an die Teilnehmer an der Generalversammlung der UNUM OMNES daraufhingewiesen, daß die Kirche gerade für die Durchdringung der menschlichen Gesellschaft in ihrer heutigen Struktur des Einsatzes der erwachsenen katholischen Männer bedürfe.

UNUM OMNES hat in den vergangenen 30 Jahren immer in sehr gutem Einverständnis mit dem Heiligen Stuhl gearbeitet. Es ist zu hoffen, daß die kommenden Jahre nach der Überwindung mühseliger Strukturdiskussionen eine starke Besinnung auf das zentrale Anliegen dieser Organisation, das Laienapostolat, bringen werden. Hiezu soll auch ein weltweiter gemeinsamer Gebetstag, voraussichtlich in der Karwoche 1979, beitragen.

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