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Infam und irreal

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Eine befremdende Darstellung der Kirche Österreichs und der Aktion Leben durch den militanten^ amerikanischen Abtrei-’ bungsgegner P. Paul Marx erhitzt die Gemüter.

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Eine befremdende Darstellung der Kirche Österreichs und der Aktion Leben durch den militanten^ amerikanischen Abtrei-’ bungsgegner P. Paul Marx erhitzt die Gemüter.

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gründlichere Abreibung erteilt wurde.“

Abgesehen vom «, mutigen und intelligenten jungen Auxiliarbi-schof“ Kurt Krenn schätzt Marx die österreichischen Bischöfe unter Berufung auf Aussagen engagierter österreichischer Katholiken wenig: „Zuverlässig“ seien „vielleicht drei und ein halber“. Kardinal Groer sorge immerhin für gute Seminaristen, die er in „orthodoxe, sichere Seminar«“ sende. Hier verbreitet Marx die Falschmeldung, Heiligenkreuz bilde 120 Seminaristen aus (nach letzter Statistik 104), „darunter die meisten von Kardinal Groers Seminaristen“ (tatsächlich müssen zukünftige Wiener Diözesan-priester nach wie vor durch das Wiener Priesterseminar/FUR-CHE 50/1988).

Es ist grotesk, wie von Marx der vielfache Einsatz katholischer Bischöfe und Gruppierungen gegen die Abtreibung ignoriert und heruntergespielt wird, während er den „unermüdlichen Kollegen und Mitarbeiter“ Martin Humer als Österreichs „bei weitem bekanntesten“ Abtreibungsgegner hervorhebt.

Da merkt man, woher der Wind weht, aus dem allerrechtesten Eck der katholischen Kirche, die sifch nicht nur vor den „Marxisten“ von links, sondern auch vor denen von rechts hüten sollte.

Zielscheibe von Angriffen des US-amerikanischen Benediktinerpaters Paul Marx zu sein, bietet Anlaß zu höchst willkommener Aufklärung. Einerseits ist es „ehrenvoll“, als einziger namentlich genannter Laie (noch dazu weiblich) gemeinsam mit vielen österreichischen Bischöfen von ihm gemaßregelt und verleumdet zu werden. Anderseits stellt er selber klar, daß die Aktion Leben nicht zu seinen Protektionskin-

dern und daher auch nicht zu der Gruppe um Martin Humer gehört. Bislang ließ ich wiederholte Angriffe und Lügen dieser Menschen öffentlich unbeantwortet. Nun muß aber einmal aufgezeigt werden, daß unumstrittene Werte wie Nächstenliebe und Wahrhaftigkeit untergehen, wenn der Methodenstreit über Empfängnisverhütung Gewissen und Geist einengt.

Freilich, selbst bei vernichtender Kritik muß P. Marx einige gute Haare an der Aktion Leben lassen. Er gesteht uns zu:

• Die Aktion Leben ist bei weitem die größte Lebensschutzorganisation Österreichs.

• Die Aktion Leben betreibt eine Anzahl sehr gut arbeitender „Baby-Rettungs-Zentren“, wie er sie nennt, die Aktion Leben spricht schlicht und einfach von ihren Beratungsstellen.

• Die Aktion Leben bemüht sich um Änderung des Bewußtseins der Menschen. Ich darf ergänzen: sowohl auf der Ebene der persönlichen Begegnung als auch mit Druckwerken, von deren Auflagezahlen viele andere Herausgeber nur träumen können.

Konkret formuliert: Selbst die Neider müssen uns lassen, daß wir sehr viel Gutes tun.

Hingegen behauptet P. Marx, daß sich die Aktion Leben jeglicher politischer Aktivitäten enthält. Wenn damit Demonstrationen vor und Bombenlegeaktionen in Abtreibungskliniken gemeint sind, ist dies richtig. Meint man damit aber, wie in Österreich üb-lich, gesetzgeberische Initiativen, Abänderungsvorschläge, Gespräche mit Politikern, so steht die Aktion Leben an vorderster! Front. Nur ein Beispiel: Jugendwohlfahrtsgesetz. Eine wahre! Flut von Briefen ergoß sich auf j die Schreibtische der Politiker j über unsere Initiative. Dank unserer Tätigkeit rechnen Politiker nicht mehr damit, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Abtreibung unumstritten sein wird.

Ins gleichermaßen Infame wie Irreale gleitet der Ordensmann . beim Geld ab. Seine unverschämte Verleumdung möchte ich wörtlieh anführen, denn man muß sie auf der Zunge zergehen lassen: Grund der — uns unterstellten politischen Untätigkeit sei, daß 1 „… sie (Grit Ebner) zumindest einmal S 50.000 (35.000 Dollar) [!] von der sozialistischen Partei erhalten hat - um sie und ihre Gruppe ruhig zu stellen?“!

Die SPÖ wird vielleicht amü : siert sein. Ich bin es nicht, wenngleich diese Lüge Bände über das 1 Menschenbild ihres Erfinders und/oder Verbreiters spricht. Daher fordere ich P. Marx auf, sich i nicht in den USA zu verstecken, sondern vor einem österreichi- sehen Gericht den Wahrheitsbe- weis anzutreten. 5

Die tiefere Wurzel der Anwürfe liegt jedoch zweifellos im Grund- 1 sätzlichen. Marx und seine Mit Streiter arbeiten gleichsam mit Ęeuer und Schwert. Wer sich ihrer ‘ Erwartungshaltung nicht unterwirft, soll offenbar niedergemacht werden. Eine Arbeitsweise, die weder mit Verurteilungen, Drohungen und Schreckensbildern ; arbeitet noch auf große Geldgeber zählt, stößt auf Ablehnung und Unverständnis. Wie gut, daß die Aktion Leben den Weg der politischen, geistigen und finanziellen Unabhängigkeit gewählt hat und ihn auch forthin beibehalten wird.

Anm. dazu: Druck- oder Umrechnunes- fehler???

Die Autorin ist Generalsekretärin der Ak- ‘ tion Leben Osterreich.

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