7053288-1991_09_03.jpg
Digital In Arbeit

Israel bleibt bei seiner Rolle als Zuschauer

Werbung
Werbung
Werbung

„Israel wird sich auch an der letzten Phase des Golfkrieges nicht beteiligen. Wir wünschen den amerikanischen und Koalitionsstreitkräften sowie ihrer Führung alles Gute zum Entscheidungskampf gegen die Tyrannenherrschaft und beten für den vollen Erfolg des Kampfes.” Das sagte am Sonntag nach der Kabinettssitzung Ministerpräsident Jizchak Schamir, nachdem Stimmen in Israel laut geworden waren, wenigstens an der letzten Phase des Kampfes gegen den Irak teilzunehmen.

Für eine derartige Beteiligung setzt sich der Architekt des Libanonkrieges , Wohnbauminister Ariel Scharon, General a.D. und Führer der Transferpartei Moledet Reha-vam Zeevi sowie Wissenschaftsminister Juval Neeman ein, die alle an der äußersten Rechten im Kabinett angesiedelt sind. Zu ihnen stieß nach dem Raketenangriff am vergangenen Sabbatausgang General Janosch Ben-Gal - und vorher noch General Danny Wolf. Die beiden letztgenannten sind Mitglieder der „Peace now”-Bewegung, waren jedoch immer überzeugt, daß Israels Beitrag zum Krieg hätte ausschlaggebend sein können.

Die Befürworter einer Einmischung betonen, daß bisher Israels Sicherheitskonzept die sofortige, sehr schmerzende Vergeltung nach einem Angriff war, was auch mit Erfolg angewandt wurde. Nun ist dies durch Israels Zurückhaltung, in ihren Augen Abstinenz, zunichte gemacht worden. Israels Bevölkerung ist jedoch in ihrer überwiegenden Mehrheit für eine Nichteinmischung. Sie bewies es in einer Meinungsumfrage des Massenblattes „Maariv”, nach der 83 Prozent der Befragten diese Nichteinmischung befürworteten.

So erinnerte der ehemalige Verteidigungsminister Rabin diejenigen, die eine Einmischung forderten, an die Verluste, die Israel bei seinen siegreichen Kämpfen zu beklagen hatte. Während des Sechstagekrieges verlor Israel zehn bis zwölf Prozent seiner Kampfflugzeuge und im Jom-Kippur-Krieg sogar 30 Prozent seiner Luftwaffe.

Außenminister David Levy erzählte im Kabinett über zwei Telefongespräche, die er mit Hilfe einer Übersetzerin auf französisch mit US-Außenminister James Baker in Washington geführt hatte. Baker habe seinen Amtskollegen an die neue Ordnung erinnert, die im Nahen Osten dem Krieg folgen soll. Levy, der bis zu seinem Amtsantritt zum rechten Likud-Flügel gehörte, hat nun nach links gewechselt. Er habe viele Pläne, versprach er, um dem Frieden näher zu kommen. Er ließ sogar durchblicken, daß man über gewisse Verzichte Israels reden könne. Doch Premier Schamir war mit seinem Außenminister gar nicht glücklich. Auch er hat einen Friedensplan. Doch konvergieren alle Pläne Schamirs mit seinem Traum eines Israel vom Mittelmeer bis zum Jordan.

„Wer glaubt, daß Irak große Verzichte anbietet, der irrt. Denn vom Pfad des heiligen Krieges, den der Irak eingeschlagen hat, kann er nicht abweichen.” Das waren die

Worte Saddam Husseins in Radio Bagdad. Einige Stunden später, nachdem er das amerikanische Ultimatum abgelehnt hatte, war Präsident Bush nicht mehr „ein Freund des Teufels”, sondern die „Verkörperung des Teufels”. Errief seine Soldaten auf, wie Männer zu kämpfen und versprach seinen Feinden, auch Israel, noch viele „unangenehme Überraschungen”.

Israel bereitet sich auf Gasangriffe vor. Krankenhäuser sind in Bereitschaftszustand, die Bevölkerung wird angehalten, bei jedem Raketenangriff die Gasmasken aufzusetzen und sich in einen gasabgedichteten Raum zu begeben.

Im Geist machen die Israelis trotz allem diesen Krieg doch mit. Fernsehen und Rundfunk bringen rund um die Uhr Kriegsberichte - so, als ob es wirklich ein israelischer Krieg wäre. Generäle werden zu Kriegskommentatoren und geben den Amerikanern Ezzes. Heute gibt es in Israel mindestens ein Dutzend „Schwarzköpfe”, die genau wissen, was sie an Stelle von US-General Norman Schwarzkopf in dieser oder jener Situation getan hätten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung