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Kunst im heutigen Israel

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Die Ausstellung „Zeitgenössische Malerei aus Israel” im Wiener Palais Pälffy zeigt vom 20. September bis 11. Oktober 1974 Werke von 12 international anerkannten Künstlern und will eine weitere Brücke zwischen Israel und Österreich sein. Der Künstler ist wieder ein gefragter Diplomat zwischen Völker und Kulturen, ist ein sensibler Schöpfer und .daher Zeuge und Prophet seines Volkes und Landes. Dies trifft iro besonderen Maße für den jüdischen Künstler zu. Das Judentum besitzt eine jahrtausendealte Kultur der Bibel auf Grund seiner Auserwählung in der Wüste.

Diese Einzigartigkeit, Menschheit zeugnishaft zu künden, wäre — so meine ich — die vornehmste Aufgabe dieser Kūnstlėr. Doch in Israel sind viele Strömungen, die die Gleichheit des Judentums mit anderen Völkern predigen — sie wollen wie die -anderen sein. Und die Verleugnung des Besonderen präsentiert auch diese Ausstellung. Der Geist, der in den 57 ausgestellten Werken weht, ist der Geist von Paris, London, New York. Die Institution und die prächtigen Farben jedoch sind erlebt und erfahren im gelobten Lande Israel. Das Brillieren der Salzkristalle, wie in den Werken von Jakov Wexler, die Dynamik dahiinforausender Wolken (Michael Argov), die Brauntöne der Wüste (Shimon Avni), die Gewitterfronten der Wüstenhimmel des Toten Meeres (Silvia Ghinsgerg), die satten Farben der Korallenblüten (Sihomon Avni), das Schillern des farbenfreudigen Jerusalem (Menashe Kadis,hman), und nicht zuletzt die Kinetik von Aryeh Weiss, in der sich der Fluß der Zeit harmonisch dokumentiert, sind eindrucksvoll. So zeugt diese Ausstellung doch vom Außergewöhnlichen. Ein Volk, das in seiner extremsten Religiosität das absolute Bildverbot lebt; Menschen, die der Hölle von Auschwitz entronnen sind-, Israelis, die heute wieder in ihrer nackten Existenz bedroht sind, bringen Künstler solchen Formats hervor. Ihre Werke entstanden buchstäblich im explosiven Druck des Daseinskampfes.

Auch diesen Werken wurden in der Welt die schärfsten Kritik-Maß- stäbe angelegt — und sie haben bestanden, und da ich die harten Voraussetzungen für ein künstlerisches Schaffen in Israel kenne, schätze ich Künstler und Werke besonders.

So zeugen diese Werke von lyrischer Abstraktion, von darstellendem Expressionismus, von geometrischer Präzision — aber auch von hoher Disziplin strenger Formen und wunderbaren Fanbhanmonien. Diese Werke sind Zeugen, daß sich die Künstler in Israel — trotz Ma’alot, wo viele Schulkinder ermordet wurden, nicht im Negativen verlieren, sondern an das Gute im Menschen glauben. Und hier haben diese zwölf jüdischen Künstler uns Österreichern sehr viel zu künden.

• Anläßlich seines 60. Geburtstages stiftete Kommerzialrat Wilhelm Herzog einen Kunstförderungspreis in der Gesamthöhe von 30.000 Schilling. Er gab der Institution den Kamen seiner Mutter Maria, die vor zehn Jahren 90jährig gestorben ist. — „Ihr danke ich den Aufstieg vom Sohn eines Bundesbahnbeamten und einer Schneiderin zu dem, was ich jetzt bin”, sagte der Wiener Buchhändler. Und darauf gestand er: „Mutter hat wahrscheinlich mehr gelesen als ich. Sie war begeisterte Arthur-Schnitzler-Leserin”. Den

„Maria-Herzog-Kunstförderungspreis” sollen sich jedes Jahr ein bildender Künstler und ein Schriftsteller teilen, die sich kritisch mit der Gegenwart auseinander setzen. Die Auswahl wird von einer Jury getroffen. — Arbeiten können bis Ende Oktober beim Bücher- und Bilder-Herzog, 1060 Wien, Mariahil- ferstraße 1, eingereicht werden. Formulare vorhanden.

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