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Mehr sparen und mehr Effizienz bei Ausgaben

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Dazu bedarf es einer deutlichen Konjunkturbelebung, zugleich aber auch einer Verbesserung der Budgetstruktur. Da bei der Steuerbelastung längst die Schmerzgrenze erreicht ist, kann nur bei den Ausgaben angesetzt werden.

1. Beim Personal: ln der Monarchie kam 1890 ein Beamter auf 1030 Österreicher, derzeit kommt auf rund 21 Österreicher ein Beamter. Die Zahl der öffentlich Bediensteten (Gebietskörperschaften, Sozialversicherungsträger) steigt derzeit um 2,8 Prozent jährlich. Wenn diese Entwicklung anhält, hat in 75 Jahren jeder Österreicher „seinen“ Beamten zu bezahlen.

Der Vorschlag der ÖVP: jährlich etwa ein Prozent der Dienstposten einsparen, also nicht ganz

die Hälfte der jährlich ohnedies frei werdenden Dienstposten nicht nachbesetzen. Kein Beamter wird entlassen, niemandem wird etwas genommen.

2. Die Ausgabeneffizienz steigern: Die 15 bis 20 häufigsten Verwaltungsarbeiten müssen durchleuchtet und hinsichtlich Rationalisierungsmöglichkeiten überprüft werden. 1983 werden etwa 1,9 Millionen handschriftliche Eintragungen auf Lohnsteuerkarten vorzunehmen sein. Das bedeutet Millionen Stunden Arbeitszeitverlust für die Antragsteller, Millionen Stunden Aufwendungen für die Verwaltung.

Durch Reprivatisierung mancher Aufgaben (etwa Gebäudereinigung) in den letzten Jahren konnten bereits 500 Dienstposten eingespart werden. In den Rechnungshofberichten der letzten Jahre liegen -zig weitere Möglichkeiten angeführt. Die 1976 erfolgte Privatisierung der Bundesapotheken hat etwa dazu geführt, daß die Verluste (bis 1976 jährlich nicht ganz eine Million Schilling) seither jährlich einem Pachtschilling von etwa 1,5 Millionen gewichen sind.

3. Einsparungen: Die Verschwendungstangente muß verringert werden. Bei UNO-City, AKH, General Motors, Schulbüchern, Repräsentationsaufwendungen wären etwa 18 bis 20 Milliarden Schilling allein hereinzubringen gewesen. An Regierungspropaganda wurden seit 1970 etwa 800 Millionen Schilling ausgegeben. Neun Staatssekretäre samt Büros und Autos kosten in einer Gesetzgebungsperiode 180 Millionen Schilling.

Bei zehn Milliarden Schilling Subventionen könnte durch jährliche Neubegründung ihrer Notwendigkeit (sunset-program) sicherlich ein Viertel bis ein Drittel eingespart werden. In der Sozialversicherung müßte der Leistungskatalog überprüft werden — die Witwerpension etwa ist zu streichen.

4. Änderungen im Budgetsystem: Jedes Jahr sollten die Folgekosten von beschlossenen Großprojekten bekanntgegeben und die Folgekosten von beschlossenen Gesetzen nachkalkuliert werden. Eine parlamentarische Budgetbegleitkommission (ev. Finanzunterausschuß) muß wie im amerikanischen Kongreß eine begleitende Kontrolle der Budgetpraxis bringen. Die Einführung des Zero-Base-Budge- ting-Systems soll gewährleisten, daß nicht wie bisher Budgets einfach fortgeschrieben werden, sondern den Zwang zur jeweiligen Neubegründung von Ansätzen enthalten.

Die Verwirklichung dieses Konzeptes würde etwa vier bis sechs Jahre in Anspruch nehmen.

Der Autor ist Generalsekretär des Wirtschaftsbundes der OVP.

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