6973669-1985_39_15.jpg
Digital In Arbeit

Neue Wege, Problemzonen zu fördern

Werbung
Werbung
Werbung

Staaten, Länder und Bezirke sind praktisch nie wirtschaftlich homogen, sondern bestehen aus räumlich differenzierten Wirtschaftsstrukturen. Zu den einleuchtendsten Faktoren der Raumdifferenzierung zählen beispielsweise die Transportkosten, mit deren Einfluß auf den optimalen Standort eines Betriebes sich J. H. von Thünen bereits 1842 in seinem Modell des „Isolierten Staates“ befaßt hat.

Teile eines Landes, die hinter der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung zurückgeblieben und/

•oder als grundsätzlich von der Natur benachteiligt einzustufen sind, werden als wirtschaftliche Problemgebiete bezeichnet.

Die Stärkung der wirtschaftlichen Problemgebiete Oberösterreichs bildete seit jeher einen besonderen Schwerpunkt der Landeswirtschaftspolitik. Ein bewährtes Instrument hiezu stellte die 1960 ins Leben gerufene „Mühlviertler Kreditaktion“ dar, die bis 1979 elfmal wiederholt worden ist.

Ab 1972 wurde ihr Geltungsbereich über das Mühlviertel hinaus auf alle Entwicklungsgebiete Oberösterreichs erweitert. Diese Zinsenzuschußaktion wurde Ende 1980 zum letzten Mal durchgeführt, wobei diesmal die Kosten vom Land Oberösterreich allein getragen wurden. Die bis dahin vom Bund an die Länder geleisteten Zweckzuschüsse waren nämlich durch das Finanzausgleichsgesetz 1979 ersatzlos gestrichen worden. Eine Alternative zeichnete sich 1981 noch nicht ab.

1983 beschritt Oberösterreich neue Wege der Förderung wirtschaftlicher Problemgebiete, indem es konkrete Verhandlungen mit dem Bund über gemeinsame Regionalförderungen aufnahm.

Auf der Basis von 100 Millionen Schilling, die dem Land durch eine verantwortungsbewußte Förderungspolitik bei der Betriebserweiterung von BMW-Steyr erspart blieben, wurde mit dem Bund ein Staatsvertrag über die gemeinsame Förderung von Problemgebieten geschlossen, der inzwischen Modellcharakter besitzt. Aufbauend auf bewährten Förderungseinrichtungen für die mittelständische Wirtschaft, entstand ein regionalpolitisch orientiertes Instrumentarium, das den Investitionserfordernissen der Betriebe in den Problemgebieten in besonderer Weise Rechnung trägt.

Das Förderungsgebiet nach diesem Staatsvertrag umfaßt die politischen Bezirke Braunau, Freistadt, Rohrbach und Schärding, die Gerichtsbezirke Grein, Bad Leonfelden und Obernberg am Inn, den Standortraum Hausruckgebiet, den Standortraum Kirchdorf, bestimmte Teile des Salzkammergutes sowie die Gemeinde Rechberg.

Damit hat dieses neue Modell der Regionalförderung für die Betriebe in 225 der 445 Gemeinden des Landes Gültigkeit. Die Laufzeit des Staatsvertrages erstreckt sich auf fünf Jahre, also bis einschließlich 1988. Die Finanzierung ist durch die gesetzlich garantierte Bereitstellung von 300 Millionen Schilling an Förderungsmitteln von Bund (200 Millionen) und Land (100 Millionen) innerhalb von fünf Jahren gesichert.

Der Staatsvertrag erstreckt sich auf verschiedenste Förderungsaktionen, die auf die Bedürfnisse der verschiedenen Betriebsgrößen abgestimmt sind. Dazu zählen die gemeinsame Regionalförderung im Rahmen des Gewer-bestrukturverbesserungsgesetzes 1969 zur Finanzierung von strukturpolitisch wertvollen Investitionen. Besonders für Kleinbetriebe wurde eine gemeinsame Regionalprämie im Rahmen der BURGES-Kleingewerbekredit-aktion eingeführt. Für den Fremdenverkehr besteht eine Frem-denverkehrs-Sonderkreditaktion sowie eine gemeinsam mit dem Handelsministerium durchgeführte sogenannte „Hausaktion“, die insbesondere für größere Fremdenverkehrsinvestitionen vorgesehen ist. Es besteht eine koordinierte Regionalförderung im Rahmen der „Aktion zur Verbesserung der Wirtschaftsstruktur Oberösterreichs“, die besonders innovative und exportorientierte Investitionen fördert. Schließlich wurde eine neue gemeinsame regionale Sonderförderungsaktion zur Schaffung von industriell-gewerblichen Arbeitsplätzen ins Leben gerufen.

Damit wurden neue Voraussetzungen dafür geschaffen, daß Mittel- und Kleinbetriebe aller Sektoren und Branchen trotz der Standortnachteile ihrer Region laufend Investitionen tätigen und dadurch zur Sicherung bestehender und Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen können. Neben der Erhöhung der Wachstumschancen der bestehenden Unternehmungen wird auch die Ansied-lung neuer, strukturell erwünschter Betriebe unterstützt, um das regionale Wirtschaftsniveau zu heben.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung