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Nicht nur der Apfelstrudel ist für Österreich typisch

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Die Franzosen sollen ein zutreffenderes Bild erhalten

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Die Franzosen sollen ein zutreffenderes Bild erhalten

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Kaiser Franz Joseph lebt - zumindest für die Franzosen, die noch immer mehr an der Geschichte Österreichs interessiert sind, als am modernen Zeitgeschehen, der Kunst, Wissenschaft und Technik. Davon abgesehen assozüeren sie Österreich mit den drei Begriffen „Musik, Wintersport und dem, was man in Paris unter Viennen- sia“ versteht. Fragt man einen Franzosen nach seinen Eindrücken in unserem Land, kommt er ins Schwärmen. Mozart, der Klammer, Salzburger Nockerln und der Opemball gehören für ihn so zu Österreich, wie das Amen zum Gebet.

Österreich über das Apfelstrudelimage hinauszubringen und ein neues, umfassendes Bild unseres Landes zu geben, hat sich der Leiter des österreichischen Kulturinstitutes in Paris, Kulturrat Alexander Auer, zum Ziel gesetzt. Tagungen, Veranstaltungen - vor kurzem erst war im Kulturinstitut eine Fronius-Ausstellung zu sehen -, Sprachkurse und Vorträge über Kultur und Alltagsleben in Wien und den übrigen Bundesländern, sollen helfen, dieses Ziel zu verwirklichen. Daneben soll auch die österreichische Lebensauffassung, die noch immer einen Hauch von Monarchie in sich trägt, den Franzosen näherge- brachtwerden.

Dazu leistet die institutseigene Bibliothek große Dienste. Sie umfaßt neben den wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften rund 10.000 Werke hauptsächlich österreichischer Autoren. Wie Auer feststellt, kommt die moderne österreichische Literatur in Frankreich gut an. Das Problem liegt nur darin, daß viele gar nicht wissen, daß sie österreichische Literatur lesen, da die meisten Bücher von deutschen Verlagen herausgegeben werden.

Kein Reisebüro

Das Publikum, das die Bibliothek ebenso wie die übrigen Leistungen des Institutes in Anspruch nimmt, besteht vorwiegend aus Intellektuellen, nur die Sprachkurse - bei denen eine steigende Zahl an Interessenten festgestellt wird - werden von Franzosen aus allen gesellschaftlichen Schichten benützt.

Nicht sehr bekannt zu sein scheint allerdings, daß das Kulturinstitut ausschließlich für Franzosen bestimmt ist, denn immer wieder kommen Anfragen von Österreichern, die in Paris Urlaub machen, nach günstigen Hotelzimmern oder Campingplätzen. „Wir sind keine Reisebüroinformation“ meint dazu der Leiter des Institutes, „aber wenn ein Kind in einem Brief schreibt, daß es für die Schule einen Aufsatz über ein fremdes Land machen muß, dann bekommt es natürlich von uns Material“.

Am Geld hapert’s

Auch für die Zukunft gibt es im Haus am Boulevard des Invalides schon konkrete Vorstellungen. So sollen mehr round-table-Gespräche und mehr Diskussionen über Probleme geführt werden, die von gemeinsamem Interesse beider Länder sind. „Wir wollen zeigen“ sagt Auer, „daß Völker, die gemeinsam leben, einander auch etwas geben können“. Dabei führt er die Vorrangstellung, die Österreich gegenüber Frankreich im Denkmalschutz einnimmt, an und meint, daß der Kontakt mit Österreich auch für die Entwicklung Frankreichs nicht unwichtig sei.

Auf die Frage nach den Finanzen wird sein Blick etwas düster. Finanziert wird das Kulturinstitut aus dem österreichischen Bundesbudget. Selbst hat es keine Einnahmen, darum erlaubt das Budget auch keine großen Sprünge, bedauert er, mehr Mitarbeiter wären allerdings wünschenswert. Dann könnte die Arbeit des Institutes, die aus finanziellen Gründen hufäuf Paris konzentriert ist, auf ganz Frankreich ausgedehnt werden.

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