6857396-1977_21_10.jpg
Digital In Arbeit

Österreich und Ungarn in neuerer Zeit

Werbung
Werbung
Werbung

„Budapest und Wien zwischen 1800 und 1914“ - das war das Generalthema einer Tagung österreichischer und ungarischer Historiker, die kürzlich im Wiener Palais Palffy ablief. Einen wichtigen Tagesordnungspunkt bildete hiebei die Besprechung der künftigen wissenschaftlichen Zusammenarbeit der österreichischen mit der ungarischen Geschichtswissenschaft.

De facto bestehen derartige Forschungsprojekte bereits in dem 1967 angelaufenen Unternehmen zur Edition der Protokolle des österreichischen - seit 1867 österreichisch-ungarischen - Ministerrates, österreichischerseits unter der Leitung von Prof. Friedrich Engel-Janosi und ungarischerseits unter der von Prof. Gyözö Ember, und in dem umfassenden Sammelwerk zur Geschichte der „Habsburgermonarchie 1848-1918“ (Herausgeber: Prof. Adam Wandruszka), das außer Österreichern auch Historiker aus den „Nachfolgestaaten“ der alten Monarchie, darunter Ungarn, zu seinen Mitarbeitern zählt. Da sich aus der Arbeit an diesen beiden Vorhaben ständig neue Fragen und Forschungsprobleme ergeben, sollen die künftigen wissenschaftlichen Aktivitäten zunächst in dieser Richtung vervollständigt und ausgeweitet werden. Ein weiteres bewährtes Feld ungarisch-österreichischer Kooperation ist das Zusammenwirken im historischen Verlagswesen.

Darüber hinaus besteht aber noch eine ganze Liste von Themen, deren Behandlung in gemeinsamen Forschungsbemühungen wünschenswert und aussichtsreich wäre, angefangen vom Stände wesen, von Verfassungs- und Verwal tungsfragen des 17. und 18. Jahrhunderts über Fragen der Türkenabwehr, die Parteien- und Ideengeschichte des vorigen Jahrhunderts, Probleme des Neoabsolutismus bis hin zur Zeitgeschichte insbesondere der Jahre zwischen den beiden Weltkriegen. Aber auch die Untersuchung des Steuerwesens, der Agrarstrukturen oder der demographischen Beschaffenheit in den einzelnen Epochen ließe interessante Ergebnisse erwarten. Zur wissenschaftlichen Bewältigung dieser Aufgaben bieten sich zunächst gemeinsame Arbeitstagungen an, die nach Möglichkeit jährlich einmal, abwechselnd in Budapest und Wien, die Fachleute vereinigen sollen.

Die Koordination und Planung der gesamten weiteren wissenschaftlichen Zusammenarbeit soll in den Händen einer im Vorjahr bei der österreichischen Akademie der Wissenschaften gegründeten Kommission „Österreich und Ungarn in neuererZeit“ liegen, der eine analoge Kommission bei der Ungarischen Akademie der Wissenschaften als Partner gegenübersteht. In der praktischen Durchführung wird das österreichische Ost- und Südosteuropainstitut eine wichtige Rolle spielen.

Ein letzter Punkt der fachlichen Kontakte betrifft die beiderseitige Mitwirkung an der im österreichisch-ungarischen Kulturabkommen vorgesehenen Revision der in den Schulen verwendeten Lehrbücher beider Staaten im Sinne einer objektiven, von einseitigen Beurteilungen freien Darstellung der gemeinsamen Geschichte.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung