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Offenheit für das Geheimnis
Es gibt eine breite Bereitschaft zur Mitarbeit, die nicht durch eine falsche „Professionalisierung“ gefährdet werden darf. Exemplarisch möchte ich einige Stichworte aus dem Verlauf der Pastoraltagung Ende 1980 aufgreifen:
1. Persönliches Gebet:
Erforderlich ist in unseren Gemeinden eine entsprechende Gebetserziehung. D. Emeis bemerkt dazu: „In vielen Entwürfen der Gemeindekatechese wird ... zu selbstverständlich vorausgesetzt, daß Menschen in ihren Familien und Gemeinden ... die Chance erhalten, beten zu lernen.“
Heute müssen wir nüchtern davon ausgehen, daß viele Menschen von allein keine Möglichkeit mehr haben, beten zu lernen und mit dem Gebet Erfahrungen zu machen.
Die Gebetserziehung und -kateche- se kann einen Beitrag leisten zur Ermöglichung des Glaubens im Leben und dadurch „Lebenshilfe“ leisten, daß sie Menschen beten hilft. Eine wirksamere Glaubens- und Lebenshilfe kann kaum gegeben werden.
Fragen wir uns:
Wo gibt es Hilfen zur betenden Chri- stusbegegnung (etwa in der Eucharistiekatechese - für das Gebet bei der Begegnung mit Christus in der Kommunion)?
Wie wird (etwa in der Firmkatechese) das lebenslange Beten um den Heiligen Geist als Hilfe zum Gelingen des Lebens angestoßen?
Wo ist in der Ehevorbereitung davon die Rede, wie sich christliche Ehe vor allem durch die Gebetsgemeinschaft als „Glaubensgemeinschaft“ gestalten kann.
Wo und wie erhalten Kranke und alte Menschen Anregungen, daß sie durch ihr Gebet (auch im Sinne der Stellvertretung) einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau und Leben der Gemeinde erbringen?
2. Die Feier des uns von Gott geschenkten Heils, in der Liturgie, besonders in den Sakramenten:
Es fällt dem heutigen Menschen schwer, die Tiefendimension der Liturgie zu erfassen. Die Feier der Sakramente wird noch immer als geheimnisvoll wirkender Ritus mit magischen Wirkungen angesehen. Die Liturgiefeier setzt die Offenheit für das Geheimnis voraus, in dem das Entscheidende von Gott her geschieht . . .
Mitarbeiter in der Gemeindekatechese sollen ein Gespür haben für Symbole und Zeichen. In der „mysta- gogischen Einführung in die Sakramente“ geht es nicht um viele Worte. Die Katechese soll versuchen, vor allem durch die Feier, durch das Tun, durch behutsame Hinweise, vorsichtige Fingerzeige und eine lebensnahe Deutung, die mehr „andeutet“ als „ausführt“ und erklärt, das liturgische Geschehen, vor allem die Feier des uns von Gott in den Sakramenten geschenkten Heils, nahezubringen.
Eine neue liturgische Bewegung müßte die Richtung nach innen haben, soll von innen ansetzen, beim Schweigen (vielleicht ist es notwendiger denn je, den Raum der Stille erst zu schaffen), beim Schauen und Tun.
3. Religiöse Wirklichkeit und Sprache.
Für die Erschließung der Kraft der
religiösen Sprache brauchen wir Katecheten, die uns die Sprache der Heiligen Schrift, die biblischen Texte erschließen können.
Selbstverständlich sollèn sie dabei mit exegetischen Methoden vertraut sein. Aber sie sollen vor allem die Worte der Schrift so „heutig werden lassen“, daß wir uns darin wiederfin-\ den. Worte der Schrift sollen wie Brot sein, von dem wir echt leben können.
Ob einer den Weg zum Glauben findet, hängt weitgehend davon ab, ob er eine Gemeinschaft, eine Gemeinde findet, über die er das Evange- . lium für sein Leben entdecken und die Lebensmöglichkeiten des Evangeliums ergreifen kann.
Anders gesagt: Ob einer sich mit der Kirche identifizieren kann, hängt davon ab, ob der einzelne eine Gemeinschaft findet, mit der er sich identifizieren kann. Zum Christwerden und Christsein brauche ich den anderen und die Gemeinschaft.
Wir brauchen deshalb nicht nur Katecheten, die einzelne ansprechen und gewinnen können, sondern wir brauchen auch Katecheten, die Menschen zusammenführen. Wir brauchen lebendige Gemeinschaften: Gruppen und Kreise, in denen Menschen aufeinander hören und einander gegenseitig beistehen . . .
Auszug aus einem umfassenden Referat, das der katholische Religionspädagoge bei der Pastoraltagung in Wien-Lainz Ende Dezember 1980 über „Perspektiven eines gemeinde- katechetischen Programms für die achtziger Jahre“ gehalten hat. Der Tagungsbericht mit den Referaten im Wortlaut, den Ergebnissen der Arbeitskreise und Predigtauszügen erschien vor kurzem unter dem Titel GEMEINDEKATECHESE im Verlag Herder. Hrsg.: Josef Wiener, Helmut Erharter, 144 Seiten, öS 198,70)
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