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Renaissance der „Datenjumbos
Vor 20 Jahren waren die in gro- ßen Rechenzentren installierten Computer - die Vorläufer der heu- tigen Großcomputer - alleine, nur einer Handvoll Experten zugäng- lich und bei den ersten Wahlhoch- rechnungen von Professor Bruck- mann 1966 bestaunte Wunderma- schinen. Heute verfügen wir über ausgedehnte Netzwerke, bestehend
aus Computern der verschiedensten Größen- und Leistungsklassen, und das Bildschirmmaterial, der PC oder der Bankomat sind jedermann ver- traute und zugängliche „Fenster" zum Computer.
Praktisch alle größeren Unter- nehmen oder Behörden verfügen über große Systeme und über eine Vielzahl von mittleren und kleinen bis kleinsten Anlagen. Dabei ist die Computerdichte in Österreich in allen Größenordnungen geringer als in anderen Ländern Westeuropas, so daß mit Sicherheit mit weiterem Wachstum zu rechnen ist. Bei einer genaueren Betrachtung der Ent- wicklung der letzten Jahre fällt überdies auf, daß das oben ange- führte Wachstum der Großcompu- ter sich auf die Umsätze bezieht, die Leistung dieser Systeme aber um ein Vielfaches gestiegen ist. Die aufgrund des technologischen Fort- schrittes und der verbesserten Fer- tigungsmethoden an die Kunden weitergegebenen Kostenvorteile haben es erlaubt, daß die Speicher- kapazität der Großsysteme bei Benutzern, die Mainframes inten- siv einsetzen (wie etwa Banken, Versicherungen oder Industriebe- triebe), jährlich um 30 bis 40 Pro- zent zunimmt. So ist es nicht ver- wunderlich, daß beim Großbrand in einer bedeutenden Wiener Bank am Karfreitag dieses Jahres die erste Sorge des Managements und der Presse dem Zustand des bankeige- nen Rechenzentrums als der Ner- venzentrale des Instituts galt. Dank der technischen und organisatori-
schen Vorkehrungen - auch ermög- licht durch die fortschrittliche Technologie der eingesetzten Groß- systeme - erwiesen sich diesbezüg- liche Befürchtungen aber als ge- genstandslos.
Großcomputer haben sich also nicht als aussterbende Dinosaurier erwiesen, sondern in sinnvoller Auf - gabenteilung mit mittleren Syste- men, Workstations und lokalen Netzwerken als nach wie vor we- sentlicher Teil der Informations- verarbeitung bewährt. Dazu hat vor allem die Lösung der Architektur- problematik beigetragen, nämlich der sinnvollen Weiterentwicklung ohne Bruch, so daß Programme und Daten von einer Maschinengenera- tion zur anderen übernommen werden können und Investitionen in die Informationsverarbeitung über viele Jahre erhalten bleiben.
Welche Aufgaben erfüllen Groß- systeme heute und in Zukunft?
Zunächst handelt es sich um die Speicherung und Verarbeitung von
unternehmensweiten Daten und Informationen in großen relationa- len Datenbanken wie etwa die zen- tralen Datenbestände einer Versi- cherung (Kundeninformationssy- stem). Dazu kommen Aufgaben, die rechenintensive Probleme lösen, zum Beispiel im Bereich von Wis- senschaft und Forschung oder der Konstruktion. Als zur Jahreswen- de 1987/88 der damalige Wissen- schaftsminister Hans Tuppy einen Kooperationsvertrag mit IBM, der die Aufstellung eines sogenannten Supercomputers an der Universi- tät Wien beinhaltete, abschloß, entstand für die Öffentlichkeit fast unbemerkt eine für Österreich neuartige Möglichkeit des Zugan- ges zu hoher Rechenleistung, die heute voll ausgenützt wird und national und international von außerordentlicher Bedeutung für Wissenschaft und Forschung ge- worden ist.
Die dritte, Großrechnern vorbe- haltene Aufgabe ist die Steuerung
von großen Netzwerken, in denen selbst wieder Computer aller Grö- ßenordnungen zusammenarbeiten. Bekannte und wichtige Beispiele hiefür sind die Reservierungssyste- me der Fluggesellschaften oder Ab- wicklung von Bestellungen, Ab- rechnungen und Nachrichtenaus- tausch zwischen Unternehmen. Dazu treten eine Reihe neuer Auf- gaben für Großrechner wie die moderne Bürokommunikation, die sich für den Benutzer auf seinem lokalen PC abspielt, die aber erst durch das Hinzutreten der Steue- rungs- und Speicherungsmöglich- keiten eines Großcomputers wirk- lich produktiv eingesetzt wird.
Der Großcomputer wird auch in Zukunft seinen festen Platz in der Informationsverarbeitung haben und Dank seiner Möglichkeiten in Zusammenarbeit mit kleineren Systemen einen wirklich benutzer- freundlichen Zugang zur Informa- tionstechnologie ermöglichen.
Der Autor ist IBM- Verkaufsdirektor in Wien
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