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Seiner Erdentage Spur

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Im Verlag Elisabeth Lafite, Wien, ist ein Buch herausgekommen, das für den musikalisch interessierten Laien eine wertvolle Bereicherung seines Wissens anbietet, indem es ein bisher wenig oder gar nicht erfaßtes Gebiet der Schubert-Forschung bearbeitet. Der als Biograph Johann Nepomuk Davids und Frank Martins, als Autor eines die Wiener Staatsoper behandelnden Werkes und als Mitredakteur der „österreichischen Musikzeitschrift“ bekannte Musikologe Professor Rudolf Klein hat, angeregt durch den Erfolg seiner im gleichen Verlag erschienenen „Beethoven-Stätten in Österreich“ ein Buch geschrieben, das sich sowohl als eine topographisch-musikhistorische, Schuberts Wohnungen inner-und außerhalb Wiens, seine Heiseunterkünfte und Werk-Aufführungs-orte behandelnde Arbeit präsentiert, als auch, damit verbunden, zahlreiches bisher unbekannte Details über den Komponisten bringt. Daß uns Schubert hier unverfälscht als Mensch seiner Epoche entgegentritt und dabei so viele in anderen Schriften aufscheinende Unwahrheiten und das Bild des Komponisten versüß-lichende Anekdoten korrigiert werden, sei als ein besonderes Verdienst des Buches von Rudolf Klein hervorgehoben.

Außer einem Vorwort, Pro- und Epilog weist die „Schubert-Stätten“ betitelte Neuerscheinung 16 Kapitel auf, beginnend mit „Geboren auf dem Himmelpfortgrund“ und endigend mit „Gestorben auf der Wieden“. Das Buch ist als Fortführung, mehr noch: als Erweiterung der akri-bischen Schubert-Forschertätigkeit Otto Erich Deutschs tax werten, indem es viel neues, jenem Autor noch nicht zugängliches Material heranzieht, so die dm Archiv der Stadt Wien aufbewahrten Wiener Hauschroniken Paul Harrers, Hans Pem-

mers und Franz Englisch, ferner die Schriften Gustav Gugitz und einige auf die Aufenthalte Schuberts in Oberösterreich, Salzburg und Graz bezugnehmende topographische Werke. Was die von immensem Fleiß, ins Detail vordringender Sachkunde im Aufspüren eines umfangreichen neu entdeckten Quellenmaterials zeugende Arbeit Kleins vor allem anderen wertvoll macht, ist der Umstand, daß

in einem Anhang die im Buch zitierten Kompositionen Schuberts, ein-und mehrstimmige Gesänge, Bühnen- und Instrumentalwerke, ihrer Entstehung oder ihrer Aufführung nach in Zusammenhang mit den jeweiligen, von Schubert benützten Lokalitäten gebracht werden, was etwas ebenso Wichtiges wie Erstmaliges in der Schubert-Forschung darstellt.

Zur Illustration wurden ausschließlich Zeichnungen bzw. graphische Vorlagen ausgesucht. Wenn in manchen Fällen die Zeit, in der eine solche Zeichnung hergestellt wurde, beträchtlich von jener differierte, in welcher der Komponist die betreffende Stätte frequentierte, so wurde doch immer darauf geachtet, daß die Ansicht dem Anblick entsprach, der sich Schubert bot. Als Beispiel sei eine von Moritz von Schwind 1862, also lange nach Schuberts Tod* angefertigte -Zeichnung angeführt, welche das „Mondscheinhaus“ neben der Karlskirche darstellt. Auch sei auf seltene, Schubert selbst zeigende Bilder hingewiesen, so auf eine Radierung Ludwig Mohns aus dem Jahr 1831, „Ballspiel in Atzenbrugg“, für die Schober die Landschaft, Schwind die Staffage skizziert hatte, oder auf ein Aquarell Josef Teltschers aus 1827 mit dem Komponisten im Atelier des Malers.

Zum Schluß noch ein Beispiel der zahlreichen an Schubert und seine Freunde erinnernden und im Buche Kleins angeführten Episoden. Eine Tagebucheintragung des Dichters Bauernfeld vom März 1825, der Schubert oft in dessen damaliger Wohnung im „Frühwirthaus“ neben der Karlskirche besuchte, lautet: „Viel mit Schwind und Schubert beisammen. Er sang mir neue Lieder. Letzthin schliefen wir bei ihm. Da eine Tabakspfeife fehlte, richtete mit Moritz eine derlei aus Schuberts Augengläserfutteral zurecht. Mit Schubert Du worden bei einem Glas Zuckerwasser.“

„SCHUBERT-STATTEN“ von Rudolf Klein. Verlag Elisabeth Lafite, Wien. 159 Seiten, Preis S 157.—.

Dies ist Prinzessin Sit-Hathor-Iunet mit Krone und Perückenschmuck. Dir verwendeten Materialien sind Gold mit Karneol, Lapislazuli und grünen Fayencen. — Es ist fast ein Zufall, daß solche prächtige Schmuckstücke noch erhalten sind, denn bereits aus dem Jahr 1124 v. Chr. haben wir einen Bericht über das Verhör von Grabräubern, die die von den Pharaonen errichteten Pyramiden geplündert hatten. Was von diesen Schätzen, deren Wert weniger in den verwendeten Materialien als in ihrer einmaligen, edlen Schönheit besteht, erhalten ist, hat einer der führenden englischen Archäologen, Cyril Aldred, heute Leiter der Abteilung für Kunst und Archäologie am Royal Scottish Museum, in einem Buch gesammelt und genau beschrieben. („Die Juwelen der Pharaonen.“ Mit Photos von Albert Shoucari, Kunstverlag Edition Präger, München-Wien-Zürich, 255 Seiten, Preis DM 48.—.) Der auch als Archäologe tätige Autor erläutert die Materialien, die Techniken und Formen der altägyptischen Schmuckstücke aus zweieinhalb Jahrtausenden, die auf 156 Tafeln abgebildet sind. Die meisten sind farbig und Meisterwerke der modernen Farbphotographie. Zu den edlen Materialien gehörte neben Halbedelsteinen damals auch das Glas: die alten Ägypter waren Ästheten, keine Protze. Mit unwahrscheinlicher Geschicklichkeit wurden die oft komplizierten Muster ausgeführt. Da gibt es zum Beispiel eine Perlenstola und Geieranhänger aus dem Grab Tut-whamuns, eine Pektorale der Königin Mereret, Perlenstolen mit Skara-bäus und Falkenanhängern von ein^r Schönheit, die einem den Atem verschlägt, und einer Modernität, die an die besten Kreationen von Picasso und Leger denken läßt. Dieses Buch selbst ist eine Schatzkammer, aus der sich unsere Kunstgewerbler und Ausstatter manche Anregung holen könnten.

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