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Soll der Priester kenntlich sein?

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Der Beitrag von Prof. Otto B. Roegele zur Frage der Priesterkleidung hat - wie erwartet - ein überaus lebhaftes Echo gefunden. Wir bringen hier eine erste Auswahl aus den eingegangenen Zuschriften und werden weitere folgen lassen. Wir bitten aber um Verständnis, daß gekürzt werden muß, um möglichst viele Leser zu Wort kommen zu lassen.

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Der Beitrag von Prof. Otto B. Roegele zur Frage der Priesterkleidung hat - wie erwartet - ein überaus lebhaftes Echo gefunden. Wir bringen hier eine erste Auswahl aus den eingegangenen Zuschriften und werden weitere folgen lassen. Wir bitten aber um Verständnis, daß gekürzt werden muß, um möglichst viele Leser zu Wort kommen zu lassen.

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Die Gnade, das heilige Meßopfer darbringen zu dürfen und damit das Kostbarste zu verwalten und zu spenden, was die Kirche besitzt, macht das innerste Wesen der besonderen Stellung des Priesters in der Kirche aus. Der Priester darf und soll sich dieser besonderen Stellung bewußt sein, und er soll seine überragende Bedeutung in der Kirche durch eine besondere Kleidung zum Ausdruck bringen.

Mit vollem Recht weist Prof. Roegele daraufhin, wie wichtig es ist, daß dem Menschen das Geistige durch sichtbare Zeichen vor Augen tritt Die Abwertung und Zurückdrängung der äußeren Zeichen der priesterlichen Einmaligkeit ist in den letzten Jahren mit der Abnahme der Wertschätzung der heiligen Messe und des Bußsakramentes Hand in Hand gegangen.

Die Priester brauchen nicht zu fürchten, daß sich die Laien durch die Betonung eines priesterlichen' Selbstbewußtseins, das nicht in der Person des Priesters wurzelt,' sondern im Bewußtsein des ungeheuren Wertes der göttlichen Gaben, die er auf die Welt bringt, verletzt fühlen. Sie werden in ihm gerade dann den idealen Diener der Gemeinde sehen, wenn er das Einmalige seines priesterlichen Amtes pflegt und zum Ausdruck bringt, und sie werden ihm mit um so größerer Wertschätzung, Treue und Anhänglichkeit begegnen.

Hat sich nicht in den letzten Jahren gezeigt, daß die Einsamkeit des Priesters nicht gemildert, sondern verschärft wird, wenn er in seinem priesterlichen Selbstbewußtsein schwankend wird und anfängt, sich in der Auffassung der Aufgaben, in Lebensstil und äußerer Erscheinung den Laien anzugleichen?

Prof. Mag. Gebhard Böhler 6922 Wolfurt

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Prof. Roegele nimmt Stellung zum Thema „Priesterkleid“. Das ist sicher ein wichtiges, jedoch sekundäres Problem. Wichtiger ist die Frage nach dem Kirchen- und Priesterbild, das hinter dem Artikel steht.

Mich macht der Satz stutzig: „Wenn es eine begabte und effiziente Regie darauf angelegt hätte, zu demonstrieren, daß die römisch-katholische Kirche nicht mehr über eine ,acies ordinata' klerikaler Kader verfügt, hätte sie es nicht besser anstellen können.“

Sowohl „acies ordinata“, die geordnete Schlachtstellung, als auch „Kader“, der erfahrene Stamm eines Heeres, sind der militärischen Sprache entnommen. „Kader“ ist auch ein beliebtes Wort im Jargon der Parteien, wobei in dieser Hinsicht zwischen

der kommunistischen und der nationalsozialistischen Terminologie keinerlei Unterschied besteht.

Von Kadermannschaften erwartet man Unterordnung unter die Parteidisziplin und Verzicht auf selbständiges Denken. Ich weiß nicht, ob das den Vorstellungen entspricht, die Roegele vom katholischen Klerus hat.

Des Priesters „traditionelle Kleidung“ gewinnt gerade unter Papst Johannes Paul II. eine besondere Nuance, weil der Krakauer Kardinal (zur Belehrung Ubereifriger) sehr wohl auch Touristen- und Sportkleidung schätzte. - Was der Heilige Vater jetzt wirklich empfiehlt: „Geben wir uns nicht der Täuschung hin, unseren Lebensstil zu laisieren, wenn wir sogar die äußeren Merkmale unserer priesterlichen Berufung in der Kleidung verwischen.“ Aus der „Multimediashow“ priesterlicher (Ordens-)Kleidung wurden viele Mo-saiksteinchen gebrochen. Mit Kleinem fing es an. Hört es mit Rollkragenpullover oder Blue jeans auf, wenn die Zielgruppe einen Kaplan als Rocker mit schwerer Maschine verlangt?

Prof. i. R. Dr. Josef Laufer 8112 Gratwein

Sicher lassen sich solche „Ideale“ mit den Aussagen des Vatikanum II nicht in Einklang bringen. Im „Dekret über Dienst und Leben der Priester“ ist von einem „verantwortungsvollen und freien Gehorsam“ die Rede, aber auch davon, daß die Priester „bei der Ausübung ihres Amtes in kluger Weise aus Liebe neue Wege zum größeren Wohl der Kirche suchen“ dürfen und sollen.

Die Frage der Priesterkleidung ist sicher nach Zeit und Ort verschieden zu beantworten. Die Generation, der ich angehöre, ist mit zehn Jahren in die Kluft des „Deutschen Jungvolks“ und mit achtzehn in die der Deutschen Wehrmacht gesteckt worden. Daß sich daraus, bei Priestern und. Gläubigen, Aversionen gegen Uniformen entwickelt haben, ist wohl nur zu verständlich.

HS Prof. Günter Rombold 4020 Linz

Ein Ehegatte soll auch nicht nur zu Hause den Ehering tragen und ihn draußen wegstecken und sich als Lediger ausgeben. Soll ein Priester weniger Zeugnis geben als ein Ehegatte? Ist es Aufgabe der Kirche, ohne Zeugnis, lau und neutral zu sein? Ist das die Art, die bei der Jugend „ankommt“?

Helga Anwander 6900 Bregenz

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