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Brücke nach Brüssel

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Im unmittelbaren Zusammenhang mit der österreichischen Südtirolpolitik und ihren Erfolgen steht eine für unser Land auf die Dauer gesehen noch weit schwerwiegendere Frage: Österreichs Arrangement mit der EWG.

Nun rechnet man, daß mit dem Weiterkommen in der Südtirolfrage der Augenblick, da Italien das im Jahre 1966 gegen Verhandlungen beziehungsweise ein Arrangement Österreichs mit der EWG ausgesprochene Veto zurücknimmt, nicht mehr allzu weit ist. Nenni, der derzeitige italienische Außenminister, soll diesbezüglich im kleinen Kreis schon gewisse Andeutungen gemacht haben.

Um so erklärlicher ist es, daß der österreichische Außenminister Waldheim in der Vorwoche in Paris in der EWG-Frage eine Rückendeckung oder Rückversicherung des „großen Alten“ im Elysie-Palast erreichen wollte. Denn allzuoft hatte man in Brüssel, der europäischen Hauptstadt, hören müssen, den Franzosen käme das italienische Veto und dessen Bestehen nur allzu recht, weil sie damit ihr klares Nein zu weiteren EWG-Verträgen hinter der Maske des Wohlbefindens verstecken könnten. Nunmehr versicherte de Gaulle aber Waldheim selbst, daß er die österreichischen Vorstellungen über ein Handelsarrangement mit der EWG unterstütze, und auch Debre“ besprach wohlwollend mit seinem österreichischen Kollegen, wie Frankreich Österreich Rückendeckung geben könnte, um den sowjetischen Vorwurf eines wirtschaftlichen Anschlusses und damit eines Verstoßes gegen den Staatsvertrag zu entgehen. Ob allerdings bei der nach wie vor verhärteten Haltung Frankreichs in Sachen Vereintes Europa und Großbritannien derartige wohlwollende Aussprüche hoher französischer Politiker langandauernden Wert haben, bleibt unklar* Um so mehr gilt s aber für Österreich, jetzt, da man wieder einmal Positives aus Paris zu hören bekam, in diese Kerbe zu schlagen und stärker denn je auf ein Arrangement mit den Sechs zu drängen. Denn die Brücke und der Weg zu wirtschaftlichem Wohlstand auf die Dauer führt über Brüssel.

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